Gastronomie unter Druck
Stark belastet, doch Oberlaaer Dorfwirt sperrt nicht zu
Trotz finanzieller Belastungen will das beliebte Gasthaus weitermachen. Ein neues Zeitkonzept soll helfen. An der Qualität will man nicht sparen.
Der beliebte Familienbetrieb Oberlaaer Dorfwirt ist für seine regionale, gutbürgerliche Küche bekannt und hat viele Stammgäste. In den vergangenen fünf Jahren wurde der 1895 erbaute und seit 48 Jahren von der Familie Mötzl geführte Betrieb auf mehrere harte Proben gestellt. Am 9. Februar titelte die "Heute", der Betrieb müsse zusperren – doch das stimmt nicht.
So korrigierten die Dorfwirtinnen Barbara Wieselthaler und Monika Mötzl im Gespräch mit "Heute": Es sei in den letzten Jahren sehr viel an Belastungen zusammengekommen. "Aber dennoch geben wir nicht auf. Durch geänderte Öffnungszeiten wollen wir Kosten sparen und die Effizienz steigern. Wir haben nun Montag, Dienstag und Mittwoch Ruhetag. Ab Mai ist Dienstag und Mittwoch Ruhetag. An der Qualität zu sparen, kommt für uns nicht in Frage. Wir kochen für unsere Gäste weiterhin frische und ehrliche Gerichte."
Das Parken wurde teurer als das Essen im Gasthaus – die Kunden blieben aus
Begonnen habe alles mit der Einführung der Kurzparkzone. "Dadurch ist ein Großteil unserer niederösterreichischen Gäste ausgeblieben. Denn wenn das Parken mehr kostet als das Essen oder der Kaffee, wird es unlustig. Einen hauseigenen Parkplatz oder ein Grundstück, das wir dafür verwenden könnten, haben wir leider nicht."
Dann seien die behördlichen Schließungen im Zuge der Corona-Pandemie hinzu gekommen. "Dadurch konnten wir den günstigen ÖHT Kredit nicht mehr pünktlich bedienen und mussten auf einen teureren Bankkredit umschulden mit wesentlich höheren Zinsen. Nach Corona kam dann eine Ausweitung der Kurzparkzeiten von 19 auf 22 Uhr, was nun auch viele Feiern an Donnerstag- oder Freitagabend unmöglich machte."
Kurzparkzone, Lockdown, Teuerungen – Gastronomen unter Druck
Anschließend seien die Teuerungen im Energiebereich gekommen. "Wir heizen und kochen mit Gas". Zudem stiegen die Lebensmittelpreise, "welche bei uns naturgemäß einen sehr hohen Heben haben". Auch die Getränkepreise gingen in die Höhe. Zusätzlich sei auch Dinge wie Toilettenpapier, Servietten und Reinigungsmaterialien sehr viel teurer geworden. Ebenfalls schlugen die Erhöhungen der Löhne zu Buche. "Und als wäre das alles nicht genug, wurde im letzten Jahr die Schutzzone in Oberlaa ausgeweitet. In unserem konkreten Fall bedeutet das, dass unsere Grundstücke im Wert um etwa die Hälfte gesunken sind und die Kredite nun nicht mehr ganz abdecken – wie bei einer Enteignung."
Die Verbindlichkeiten stiegen zugleich rasant an – die Insolvenzantragstellung war die letzte Konsequenz. Es ist dennoch geplant, das Unternehmen fortzuführen. Den Gläubigern wurde ein Sanierungsplan mit einer Quote von 30 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme angeboten. Trotz aller Belastungen wollen die Betreiberinnen nun weiter machen. Die Passiva bei rund 60 Gläubigern und 13 Dienstnehmern betragen rund 1,4 Millionen Euro.