Wien
Stadt regelt Lehrerplanstellen in Pflichtschulen neu
12.500 Lehrer versehen im kommenden Schuljahr an 450 Pflichtschulen ihren Dienst. Wie die Planstellen vergeben werden, soll nun einsichtiger werden.
12.500 Planstellen und daher um 130 mehr als im vergangenen Jahr, hat der Bund für die rund 450 Wiener Pflichtschulen freigegeben. Da es in der Vergangenheit immer Kritik über die nicht nachvollziehbare Verteilung der Lehrer auf die einzelnen Schulstandorte gegeben hat, ordnet die Stadt diese nun neu. Wie diese aussieht, stellten Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) und Bildungsdirektor Heinrich Himmer im Rahmen eines Hintergrundgesprächs vor.
Lehrer werden künftig nach drei Faktoren zugeteilt
Konkret entscheiden ab sofort drei Faktoren, wie viele Planstellen (d.h. Lehrer) die einzelnen Schulen bekommen. Neben einem Basiskontingent, das sich aus der Anzahl der angemeldeten Schüler errechnet, gibt es auch Zuschläge für gesetzlich vorgesehene Bereiche. Dazu zählt etwa die Deutschförderung, die schulische Tagesbetreuung sowie der Chancenindex. Gemeint ist damit, dass Schulen, die vor besonderen Herausforderungen - etwa durch hohe Schülerklassen oder mit einem hohen Anteil von Kindern aus einem sozial schwachen und/oder bildungsfernen Umfeld, künftig mehr Lehrpersonal bekommen. Die dritte Kategorie sind pädagogische Projekte, die die Schulen autonom durchführen dürfen. Dazu zählen etwa Schulschwimmkurse, muttersprachlicher Unterricht oder mobile Dienste der Sonderpädagogik. Die Projekte werden durch die Schulqualitätsmanager (früher Landesschulinspektoren) begleitet, eine Erlaubnis durch die Stadt oder die Bildungsdirektion ist nicht erforderlich. Am Ende jeden Schuljahres werden die Projekte auf ihren Nutzen evaluiert.
Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) zur neuen Vergabe der Lehrerplanstellen in Wiens Pflichtschulen.
"Mehr Planungs- und Treffsicherheit für Wiens Pflichtschulen"
"Ziel des neuen Vergabesystems ist es, den Schulen klar und transparent zu vermitteln, wie viele Planstellen sie erhält und warum. Dadurch bekommen die Schulen mehr Planungssicherheit und erfahren mehr Gerechtigkeit, da der Verteilungsschlüssel für alle Schulen und Schularten derselbe ist", erklärt Wiederkehr.
Mehr Treffsicherheit erhofft sich der Bildungsdirektor: "Jede Schule kann ihr Kontingent künftig selbst berechnen und darüber entscheiden, wie die Planstellen eingesetzt werden", so Himmer. Daneben sei es gelungen, die sozialen Herausforderungen der Schulen besser zu berücksichtigen, denn Schulen mit besonderen Herausforderungen, die sogenannten Brennpunktschulen, würden nun die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.
Stadt entsendet 220 Freizeitpädagogen zur Unterstützung
Um die Lehrer zu entlasten, entsendet die Stadt auch zusätzliches Personal. Im Herbst treten 220 Freizeitpädagogen ihren Dienst an, um die Lehrer zu entlasten. Die Stadt investiert dafür 9,9 Millionen Euro aus dem Wiener Budget. Unterstützen sollen die Freizeitpädagogen vor allem in der verschränkten Ganztagesschule und bei der Tagesbetreuung von Schülern.
Wiederkehr fordert von Bund Berücksichtigung des Chancenindexes
An den Bund richtet Bildungsstadtrat Wiederkehr zwei konkrete Forderungen. Zum einen müssten die Förderstunden, die es im laufenden Schuljahr gibt, um den Schülern zu helfen, die durch Corona bedingten Lernrückstände aufzuholen, auch im kommenden Schuljahr fortgesetzt werden.
Zum anderen soll es bei der Vergabe von Lehrerplanstellen eine Berücksichtigung des Chancenindexes geben. Damit sollen Schulen, die besonderen Bedarf an mehr Ressourcen und Lehrpersonal haben, auch mehr Planstellen bekommen. Die neue Lehrervergabe in Wien gehe zwar in die Richtung, sei aber nur ein "Mini-Chancenindex", so Wiederkehr und Himmer. "Der Bund gibt die Planstellen frei, wir verteilen sie", wird erklärt. Um den Herausforderungen der Brennpunktschulen - laut Himmer zählen rund zwei Drittel der rund 450 Wiener Pflichtschulen in Wien dazu - gerecht zu werden, bräuchte man aber auch mehr Ressourcen. Dies solle der Bund künftig stärker bedenken.