"Herzlos"

SPÖ gegen bessere Bedingungen für Sexarbeiterinnen

Die SPÖ Liesing stimmte gegen einen NEOS-Antrag zur Verbesserung der Bedingungen für Sexarbeiterinnen am Straßenstrich. Die ÖVP zeigt sich schockiert.

Wien Heute
Der Straßenstrich in der Bunner Straße führt immer wieder zu Problemen.
Der Straßenstrich in der Bunner Straße führt immer wieder zu Problemen.
Philipp Hutter/ Symbolbild

Leicht bekleidete Damen, weiße Vans mit Vorhängen und blinkenden Lichterketten. Der Straßenstrich in der Brunner Straße in Liesing (23. Bezirk) ist vielen Wienern bekannt – manchen auch ein Dorn im Auge.

Um die Arbeitsbedingungen für die Sexarbeiterinnen zu verbessern, haben die NEOS Liesing am 17. Juni einen Antrag eingebracht (dieser liegt der Redaktion vor). Darin werden die zuständigen Stellen der Stadt Wien darin aufgefordert, die Errichtung von "Safe Spaces" inklusive Sanitäranlagen für Sexarbeiterinnen des 23. Bezirks an geeigneter Stelle zu prüfen.

Rückzugs- und Beratungsort gefordert

Im 23. Wiener Gemeindebezirk befindet sich im Bereich der Brunnerstraße eine sogenannte "Erlaubniszone" für Sexarbeit – der sogenannte Straßenstrich. Meist müssen Sexarbeiterinnen unter widrigsten Bedingungen arbeiten und auch die entsprechenden Hygienebedingungen seien nicht gegeben, wird in dem Antrag geschrieben. "Aus diesem Grund soll in geeigneter Form die Möglichkeit zum vorübergehenden, geschützten Rückzug sowie zur Durchführung der Körperhygiene und Verrichtung der Notdurft geboten werden", so die NEOS Liesing.

Zeitgleich solle es einen Beratungsort für vereinbarte Beratungsgespräche der "Beratungsstelle für Sexuelle Gesundheit – Beratung und Betreuung für Menschen in der Prostitution" geben. Sogenannte "Verrichtungszellen" sind von diesem Antrag ausdrücklich nicht umfasst.

SPÖ und FPÖ stimmen dagegen

Der Straßenstrich sorge immer wieder für Beschwerden und sei mit all seinen Problemen diskussionswürdig, so Patrick Gasselich, Obmann ÖVP Liesing. Doch man spreche sich deutlich für bessere Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen aus. Dass sowohl FPÖ als auch SPÖ gegen diesen Antrag gestimmt haben, ist für Gasselich nicht nachvollziehbar. Und vor allem von den Roten sind Patrick Gasselich und Georg Akgül (ÖVP Bezirksrat) besonders schockiert: "Wieso man nicht die Bedingungen für so vulnerable Gruppen wie Sexarbeiterinnen verbessern will, ist völlig unverständlich und unwürdig. Die SPÖ rühmt sich für ihre Frauenpolitik, aber in der Praxis agiert man hier genau verkehrt – herzlos und gegen die Interessen von Frauen."

"Keine Aufgabe der öffentlichen Hand"

Auf "Heute"-Nachfrage meldete sich Gerald Bischof, SPÖ-Bezirksvorsteher Liesing, zu Wort. Ein Beratungsangebot gebe es bereits, denn das Streetwork-Team von SOPHIE, dem Beratungszentrum für Sexarbeiterinnen, sei regelmäßig in der Brunner Straße unterwegs und stehe den Frauen bei Bedarf unterstützend zur Seite.

"Die geforderte Errichtung und die damit verbundene Betreuung von Infrastruktur für die Straßenprostitution, finanziert aus Steuermitteln, sehen wir nicht als Aufgabe der öffentlichen Hand. Darüber hinaus würde das die grundsätzliche Problematik eines Straßenstrichs für die Anrainer und nicht zuletzt für die Sicherheit der dort arbeitenden Frauen auch nicht lösen", so Bischof.

red
Akt.