Nahostkonflikt

Sorge vor Massenflucht - Ägypten baut Wüstenlager

Israels geplante Militäroffensive in Rafah stößt international auf wachsende Kritik. Ägypten fürchtet einen Ansturm von Palästinensern.

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Sorge vor Massenflucht - Ägypten baut Wüstenlager
Ägypten errichtet ein massives Auffanglager in der Sinai-Wüste, um eine mögliche Massenflucht aus dem Gazastreifen abzufangen.
MOHAMMED ABED / AFP / picturedesk.com

Ägypten baut aus Sorge vor einer Massenflucht aus dem Gazastreifen im Fall einer Bodenoffensive Israels in Rafah einem Medienbericht zufolge in der Wüste ein massives Auffanglager umzäunt von hohen Betonmauern. In dem nahe der Grenze zum Gazastreifen in der ägyptischen Wüste Sinai gelegenen Lager könnten mehr als 100.000 Menschen in Zelten untergebracht werden, berichtete die Zeitung "Wall Street Journal" am Donnerstag unter Berufung auf ägyptische Beamte und Sicherheitsanalysten.

Seit Wochen versucht Ägypten, die Sicherheit entlang der Grenze zum Gazastreifen mit Soldaten, Zäunen und gepanzerten Fahrzeugen zu erhöhen, um zu verhindern, dass es zu einem Ansturm verzweifelter Palästinenser auf die Halbinsel Sinai kommt. Das geplante Lager sei Teil eines Notfallplans für den Fall, dass einer großen Zahl Palästinensern eine solche Flucht gelingt.

Der Gouverneur der ägyptischen Region Nordsinai habe am Donnerstag erste Berichte über den Bau eines potenziellen Flüchtlingslagers für Palästinenser dementiert und erklärt, die Aktivitäten in dem Gebiet seien Teil einer Bestandsaufnahme der Häuser, die während Ägyptens vergangener Militärkampagne gegen die Extremisten des Islamischen Staates in dem Gebiet zerstört worden seien, hieß es. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte dem Militär seines Landes kürzlich den Befehl erteilt, Pläne für eine Offensive in der an Ägypten grenzenden Stadt Rafah im Süden Gazas sowie für die Evakuierung der dortigen Zivilisten vorzulegen. Es gehe darum, die letzten Kampfeinheiten der Hamas zu zerschlagen.

In Rafah halten sich 1,3 Millionen Menschen auf

In Rafah halten sich nach UN-Angaben rund 1,3 Millionen Menschen auf. Die meisten flohen vor dem Krieg aus anderen Teilen des Gazastreifens dorthin, zum Teil auf Anordnung des israelischen Militärs. Im Falle eines größeren Ansturms von Palästinensern aus Gaza würde Ägypten versuchen, die Zahl der Flüchtlinge im Idealfall auf etwa 50.000 bis 60.000 zu begrenzen, auch wenn das neue Wüstenlager mit einer Fläche von rund 20 Quadratkilometern mehr als 100.000 aufnehmen könnte, berichtete die Zeitung.

Das geplante Lager sei weit von ägyptischen Siedlungen entfernt gelegen, hieß es. Eine große Anzahl von Zelten sei bereits dorthin gebracht worden, bislang aber nicht aufgebaut, zitierte die Zeitung ägyptische Beamte.

Israels geplante Militäroffensive in Rafah stößt international auf wachsende Kritik. Ägypten hat laut dem "Wall Street Journal" angeblich sogar gedroht, seinen Friedensvertrag mit Israel aufzukündigen, sollte es zu einem Ansturm von Palästinensern aus Gaza über die Grenze kommen. Sollte sich Israel zu der Offensive entschließen, würde das Militär versuchen, die Zivilbevölkerung nach Norden – aus der Kampfzone heraus, aber innerhalb des Gazastreifens – zu verlagern, zitierte die Zeitung einen ranghohen Vertreter des israelischen Militärs.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Ägypten baut ein massives Auffanglager in der Wüste aus Sorge vor einer Massenflucht von Palästinensern aus dem Gazastreifen im Falle einer israelischen Bodenoffensive in Rafah
    • Das geplante Lager könnte mehr als 100.000 Menschen aufnehmen und stößt auf internationale Kritik, während Israel eine Offensive plant und Ägypten mit der Aufkündigung des Friedensvertrags droht, sollten Palästinenser aus Gaza über die Grenze strömen
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