Fentanyl
Solchen Schaden richtet neue Droge an Babys an
In den USA haben Kinderärzte eine Reihe von Babys mit Geburtsfehlern behandelt. Alle Mütter nahmen während der Schwangerschaft Fentanyl ein.
Reportagen aus Großstädten wie San Francisco zeigten diesen Sommer das Ausmaß des Elends: "Drogenabhängige liegen wie tote Tiere in den Büschen", hieß es etwa. Tatsächlich gibt es mittlerweile jedes Jahr Zehntausende Todesfälle aufgrund des synthetischen Opioids Fentanyl. 2022 starben 67.325 Menschen in den Vereinigten Staaten an einer Fentanyl-Überdosis.
Jetzt schlagen die Ärzte abermals Alarm: In letzter Zeit haben sie vermehrt Neugeborene in den USA mit schweren Geburtsfehlern beobachtet. Die Säuglinge kommen mit Gaumenspalten, ungewöhnlich kleinen Köpfen und Fehlbildungen der Füße zur Welt. Forscher des Nemours Kinderspitals in Wilmington im US-Staat Delaware sehen die Malformationen als eine Folge davon, dass die Mütter während der Schwangerschaft Fentanyl konsumierten.
Das ist Fentanyl
Fentanyl ist eigentlich ein Schmerzmittel und wird normalerweise bei starken und chronischen Schmerzen verschrieben – etwa in Pflasterform. Es ist ein Opioid und wirkt ähnlich wie zum Beispiel Morphin, Codein, Tramadol oder Oxycodon: schmerzstillend, entspannend und euphorisierend. Fentanyl ist aber fünfzigmal stärker als Heroin. Es wird auf der Straße etwa gespritzt oder als Streckmittel zu anderen Substanzen hinzugefügt.
Lange Liste von Fehlbildungen
Wissenschaftler sprechen in ihrer Studie von einem neuen Syndrom. Seit August 2022 haben die Genetiker zehn Kinder untersucht. Sechs Fälle waren im US-Staat Delaware entdeckt worden, zwei in Kalifornien, ein weiterer Fall in Massachusetts und einer in Rhode Island.
Die Liste der Fehlbildungen bei den Kindern ist lang: Sie haben ausgeprägte Gesichtszüge mit hängenden Augenlidern, ihre Nasen sind etwas nach oben gerichtet und ihre Unterkiefer oft zu klein. Zudem sind die Daumen kurz und breit, auf der Handfläche ist eine einzelne Falte zu erkennen. Die Füße zeigen nach innen, oftmals sind der zweite und dritte Zeh verwachsen. Die Buben werden zudem mit einer Entwicklungsstörung der Harnröhre geboren.
Forscherin Erin Wadman vermutet, dass diese genetischen Mutationen bei den Kindern wegen einer Störung des Cholesterinstoffwechsels verursacht werden. Die Ärztin geht davon aus, dass die Einnahme von Fentanyl bei werdenden Müttern die Prozesse stört, durch die der Körper Cholesterin produziert, verwendet und eliminiert.
Wirkung von Fentanyl auf Cholesterinstoffwechsel
Cholesterin ist ein Fettmolekül, das für den Aufbau von Membranen um Zellen sowie für die Produktion von Hormonen und Vitamin D unerlässlich ist. Wenn Cholesterin nicht richtig verarbeitet werden kann, kann es zu Schäden an Gehirnzellen und Gewebe sowie zu Leberschäden, Wachstumsproblemen, schlechter Herzgesundheit, Verhaltensproblemen und Stoffwechselstörungen wie Fettleibigkeit und Diabetes kommen.
"Obwohl die Wirkung von Fentanyl auf den Cholesterinstoffwechsel nicht direkt getestet wurde, ist es aufgrund indirekter Beweise biologisch plausibel, dass es diesen beim sich entwickelnden Fötus beeinflusst", schreibt Wadman in der Studie. Das synthetische Opioid ist 50 Mal stärker als Heroin und hat in den USA zu einer verheerenden Drogenkrise geführt. Das Rauschgift ist nach Angaben der US-Regierung inzwischen landesweit die häufigste Todesursache für Menschen zwischen 18 und 49 Jahren. Die Zahl der Menschen, die an einer Fentanyl-Überdosis starben, explodierte in den vergangenen Jahren. Auch in Europa ist die Droge bereits angekommen.
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