Die lebenserhaltenden Maßnahmen waren bereits beendet worden. Angela Mikudik, die Mutter von Michael Krammer-Fiala (46), hatte dem mit schwerem Herzen zugestimmt, nachdem ihr Sohn mit Verdacht auf Schlaganfall am 10. Jänner ins Landesklinikum Mistelbach eingeliefert werden musste und sich sein Zustand verschlechtert hatte. Ihr Sohn, sagt sie, hatte seit Jahren mit Blutdruckproblemen zu kämpfen.
Mikudik hatte bereits eine schwere Zeit hinter sich. Nur einen Tag bevor ihr Sohn eingeliefert wurde, war ihr Vater nach langem Leiden verstorben. "Wird mein Sohn vielleicht einen zweiten Schlaganfall bekommen?", fragte sie schwer angespannt. Die Ärzte verneinten. "Mein Sohn hat mich erkannt. Er wollte mit mir sprechen", erzählt sie und erinnert sich daran, wie zu diesem Zeitpunkt alles in der Schwebe zu stehen schien.
Dann, einen Tag später, die nächste schlimme Nachricht: "Ihr Sohn muss aufs Landesklinikum St. Pölten geflogen werden, sein Zustand hat sich verschlechtert." Mikudik erlebte wie ihr Sohn in künstlichen Tiefschlaf versetzt wurde. Und es wurde nicht besser.
Am 24. Jänner, zwei Wochen nachdem Michael Krammer-Fiala eingeliefert worden war, sahen die Ärzte keine Chance auf Besserung mehr, wie auch die "NÖN" berichten. Die Schäden im Gehirn von Krammer-Fiala seien so groß, dass keine Hilfe mehr möglich sei. "Mein Sohn hat immer gemeint, wenn so etwas passiert, dann möchte er gehen können", sagt seine trauernde Mutter.
Am 25. Jänner besucht sie ihn, am 26. Jänner kommt seine Frau an sein Bett. Beide wissen, sagt Mikudik, dass sie sich verabschieden müssen.
Am 27. Jänner fährt Mikudik deshalb noch einmal zu ihrem Sohn. "Zu wem wollen sie?", fragt der junge Pfleger. Nachdem seiner Familie mitgeteilt worden war, dass für Michael Krammer-Fiala keine Überlebenschancen bestünden, bat diese um sofortige Benachrichtigung, falls sich sein Zustand verschlechtern sollte. Kontaktdaten waren hinterlegt worden.
"Wo ist mein Sohn, ist er verstorben?" – "Ich hole Ihnen eine Ärztin." Dann, wenige Momente später, als die Ärztin eintrifft: "Sind sie nicht verständigt worden?"
Am 26. Jänner, nachdem zuvor noch seine Frau an seinem Bett gesessen war, war Michael Krammer-Fiala um die Mittagszeit gestorben. Die überraschte Ärztin versprach, der Sache nachzugehen.
In einer Stellungnahme entschuldigt sich eine Sprecherin vom Landesklinikum St. Pölten. Ein Gespräch und eine Entschuldigung bei den Angehörigen hätten bereits stattgefunden. "Nach genauer Recherche entschuldigen wir uns bei der Trauerfamilie. Wir haben den Fall zum Anlass genommen, unsere Kommunikationsprozesse zu überprüfen", so die Sprecherin zur "NÖN".
Vielleicht sei damit das kurze Ganggespräch mit der Ärztin gemeint, sagt Mikudik. Entschuldigung hätte es jedenfalls bis heute keine gegeben: "Als es passiert ist, hat sich niemand gemeldet. Für uns war das furchtbar. Aber, dass sich bis jetzt niemand meldet, keine Entschuldigung, das ist noch eine Draufgabe."
"Ich muss mir einfach Luft machen", sagt die enttäuschte Mutter zu "Heute". Von Seiten des Landesklinikums betont man, dass man versucht hätte, sie telefonisch zu erreichen.