Durchbruch!
So viel mehr Gehalt kriegen 430.000 Handels-Angestellte
Nach mehreren Warnstreiks konnten sich Gewerkschaften und Arbeitgeber nun endlich auf einen neuen Kollektivvertrag im Handel einigen.
Es war bereits die 7. Verhandlungsrunde, für die einige Verhandler extra ihren Urlaub abbrechen mussten. Bis zuletzt konnte keine Einigung bei den Verhandlungen zu einem neuen Kollektivvertrag für 430.000 Handels-Angestellten erzielt werden. Einen Abschluss erst im neuen Jahr gab es bisher noch nie. Immerhin: Nach der letzten Runde lagen Gewerkschaften und Arbeitgeber nur mehr wenig auseinander.
Bis zu 9,2 Prozent mehr
Seit 14.30 Uhr wurde nun am Mittwoch wieder heftig debattiert. Dann nach vier Stunden endlich weißer Rauch: Die Gehälter der 430.000 Angestellten des Handels werden zwischen 9,2 Prozent und 8,3 Prozent erhöht, so der ÖGB. Dies bedeutet eine durchschnittliche Erhöhung der Gehälter um 8,43 Prozent. Das neue Mindestgehalt für Berufseinsteiger liegt nun bei 2.124 Euro.
Die Lehrlingseinkommen werden im ersten Lehrjahr auf 880 Euro im zweiten Lehrjahr auf 1.130 Euro und im dritten Lehrjahr auf 1430 Euro angehoben. Das ist ein Erhöhung von 10 Prozent.
Streiks zeigten Wirkung
GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger freut sich zwar, dass die Einmalzahlungen vom Tisch sind, findet es aber dennoch schade, dass es keine Bereitschaft gab, über Elemente der Arbeitszeitverkürzung zu reden.
"Auch wenn wir nicht alle unsere Ziele erreichen konnten, ohne den Druck der Warnstreiks wäre dieser Abschluss nicht möglich gewesen. Nachdem die Arbeitgeber zwei Runden lang gar nichts und dann 5 Prozent geboten haben, gab es eine ordentliche Bewegung im Verhandlungsprozess. Es waren die tausenden Beschäftigten, die in den letzten Wochen betrieblich aktiv wurden und Mut zeigten, die dieses Ergebnis möglich gemacht haben", sagt der Vorsitzende des GPA Wirtschaftsbereichs Handel, Martin Müllauer.
Eine Sorge gibt es
Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), erklärt den Abschluss unter der Inflationsrate mit der schwierigen Situation des österreichischen Handels. "Uns ist bewusst, dass diese Kostensteigerungen für viele Betriebe sehr herausfordernd sein werden. Die Rahmenbedingungen seitens der öffentlichen Hand waren eine hohe Messlatte. Wir hoffen jedenfalls, dass das Jahr 2024 besser als prognostiziert wird."
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will wiederum denkt, dass die Tarifanpassung viele Händler im kommenden Jahr überfordern wird. "Nun muss der Fokus auf Reformen seitens der Regierung liegen, damit die Abgaben auf den Faktor Arbeit reduziert werden. Nur so kann die beschädigungsintensivste Branche des Landes zukunftsfähig bleiben."