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Affen für Abgas-Tests kosteten 2.800 Euro

Heute Redaktion
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Für die Tests mussten Javaneraffen herhalten.
Für die Tests mussten Javaneraffen herhalten.
Bild: iStock

Für eine Abgas-Studie mehrerer deutscher Autobauer wurden Affen über Stunden Abgasen ausgesetzt. 3.500 US-Dollar gab der Konzern pro Versuchstier aus.

Um zu überprüfen, wie schädlich Abgase wirklich sind, mussten Affen stundenlang Abgase einatmen, "heute.at" berichtete ausführlich. Daimler, VW und BMW stehen in der Kritik.

Die "Bild" berichtet nun, was sich die Automobilhersteller die umstrittene Studie kosten hat lassen. Insgesamt elf chinesische Javaneraffen, die zwischen 3,3 und 3,6 Kilogramm wiegen, wurden um 3.500 Dollar (rund 2.800 Euro) pro Tier beim US-Labor Charles River aus Houston bestellt. Rechnet man die Kosten für den Transport und die Vorsorgeuntersuchungen mit ein, macht das stolze 47.472,25 Dollar. Denn laut Bericht der deutschen Zeitung werden die Affen per Schiff von China nach Houston gebracht, dort dann untersucht und trainiert.

Im Rahmen der Tests für die deutschen Autokonzerne mussten die Versuchs-Äffchen vier Stunden lang Diesel-Abgase einatmen. Danach wurden sie erneut untersucht.

Tiere sind nicht mehr am Leben

Was mit den Javaneraffen danach passiert ist, ist unbekannt. Allerdings bezweifelt PETA-Chefin Dr. Alka Chandna, dass eines der elf Versuchstiere heute noch am Leben ist. Sie erklärt: "Die Affen wurden 2014 in den Dieselabgas-Experimenten verwendet. Da diese Experimente nicht tödlich waren, musste die Affen auch für andere Tests herhalten. In der Regel sterben sie im Laufe der Test-Reihen oder so werden getötet, wenn für sie keine Verwendung mehr besteht. Das ist die Praxis."

Schadstoffbelastung abgenommen

Die Tests mit den Affen waren Teil einer Studie, die beweisen sollte, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat. Deshalb hatte die EUGT ("Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor") – eine von Volkswagen, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Initiative – sie beim US-amerikanischen Lovelace Respiratory Research Institute (LRRI) in Auftrag gegeben. Federführend war laut dem Studienleiter dabei VW.

Das LRRI-Labor steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Immer wieder habe es laut Chandna für Skandale gesorgt und gegen Gesetze verstoßen. Allein im Jahr 2011 gab es sechs Anzeigen.

Auch Menschen atmeten Reizgas ein

Wie kürzlich bekannt wurde, griffen die Forscher bei ihren Tests aber nicht nur auf Affen zurück. Auch mit Menschen sollen Abgastests durchgeführt worden sein. Demnach hätte die EUGT einen Versuch unterstützt, bei dem Probanden dem Reizgas Stickstoffdioxid ausgesetzt wurden.

25 junge Personen sollen für die Studie, die schließlich im Jahr 2016 veröffentlicht wurde, an einem Institut des Uniklinikums Aachen über mehrere Stunden das Gas in unterschiedlichen Konzentrationen eingeatmet haben. Danach wurden die Probanden untersucht und ihre Werte auf das Gas überprüft. Die Ergebnisse der Studie, so die Einschätzung der EUGT, hätte ergeben, dass keine Wirkung festgestellt werden konnte.

Stickstoffdioxid (NO2) ist jener Schadstoff, dessen Messwerte von VW in den USA jahrelange manipuliert worden waren, um die gesetzlichen Grenzwerte für Dieselfahrzeuge offiziell einzuhalten. (ek)