Show der Superlative
So viel Hollywood steckt jetzt schon in LA 2028
Die Hollywood-Olympiade hat begonnen! Vier Jahre vor den Spielen der Superlative gibt Los Angeles einen ersten Vorgeschmack.
Die Latte liegt hoch, verdammt hoch. Da benötigte Los Angeles schon einen Helden, um aller Welt zu zeigen: Wir kommen da noch drüber. Mission Impossible? Auftritt Tom Cruise. Als sich der Garant für weltweite Blockbuster beim "Au revoir, Paris" mit seinen 62 Jahren leibhaftig vom Dach des Stade de France abseilte, sich die Olympische Fahne schnappte, auf ein Motorrad sprang und dann mit allerlei waghalsigen Stunts virtuell über den Atlantik reiste, war klar, wohin die Reise geht: Nach Hollywood.
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Paris sei einfach "Seine-sational" gewesen, kalauerte IOC-Präsident Thomas Bach erwartungsgemäß bei der zumeist dezent gehaltenen Abschlussfeier. Los Angeles bot gleich mal das Kontrastprogramm: Einen Weltstar aus Tinseltown. Action. Krach, Bumm, Bäng. Schwenk vorbei am legendären, mit den Olympischen Ringen verzierten Hollywood-Zeichen. Landung am Beach von LA, dann Auftritt, live nach Paris übertragen: Red Hot Chili Peppers, Billie Eilish, Snoop Dogg, Dr. Dre. Megastars! LA28 wird eine Art 16-tägige Super-Bowl-Beach-Party werden.
"El Äi" will anders sein, muss auch anders sein, weil es anders nicht geht. "Wir haben keinen Eiffelturm", weiß auch Casey Wasserman, Präsident des Organisationskomitees LA28. Aber, hebt er stolz hervor, "wir haben", ja klar, "das Hollywood-Zeichen". Diese bekannten neun Buchstaben in den Hollywood Hills stehen für die Botschaft: Wir sind nicht Paris, aber wir werden eine grandiose Show bieten. Und wer könnte Sport und Show besser verbinden als die Amerikaner, für die Sport wichtiger Lebensinhalt ist, und deswegen eben auch: Entertainment.
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Die Stadt selbst wird wohl keinen Glanz verstrahlen, in Los Angeles, hat IOC-Präsident Thomas Bach festgestellt, "gibt es nicht so ein Stadtzentrum mit solchen ikonischen Wahrzeichen wie in Paris". Downtown Los Angeles hat dafür zahlreiche erprobte oder hypermoderne Arenen zu bieten, die einem Zweck dienen: Sport - und Entertainment. Dazu gehört das ikonische Memorial Coliseum, erbaut 1923 und bereits Schauplatz der Olympischen Spiele 1932 und 1984. In der "Grand Old Lady" soll LA28 am 14. Juli 2028 eröffnet werden und am 30. Juli enden.
Los Angeles hat neben vielen Vorzügen allerdings auch Staus bis zum Horizont. Oder mehr Obdachlose als manche deutsche Stadt Einwohner, 75.000. Karen Bass, amtierende Bürgermeisterin, hat nun in Paris versprochen, dass sie anpacken will. Obdachlose sollen in Wohnprojekte, und die Spiele sollen die "No Car Games" werden: Wer zu den Schauplätzen will, sagt Bass, "muss den Bus nehmen", dafür "bauen wir den öffentliche Nahverkehr aus". Das klingt so absurd wie die Behauptung, LA sei nicht durch Erdbeben gefährdet.
In Los Angeles wissen sie dafür, wie der olympische Kapitalismus funktioniert: Sie haben ihn erfunden. Die Spiele 1984 waren die ersten rein privatwirtschaftlich organisierten. Der damalige OK-Chef Peter Ueberroth zog mit dem Segen des klammen IOC 34 Sponsoren an Land, die mit und bei Olympia warben. Sie zahlten 123 Millionen Dollar. Der Überschuss des OK betrug 232 Millionen Dollar - das IOC sah davon keinen Cent. Sponsorengelder kassiert es deshalb mittlerweile lieber selbst.
Ikonische olympische Momente haben sie in Los Angeles auch schon geschaffen, auf ihre eigene Art. 1984, bei den unter anderem von der Sowjetunion boykottierten Spielen, intonierten bei der spektakulären Eröffnungsfeier 77 Pianisten an 77 Flügeln George Gherwins "Rhapsody in Blue". Danach flog plötzlich der "Rocket Man" durch das Coliseum. Welcome to Hollywood.
Auf den Punkt gebracht
- Los Angeles hat sich als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2028 beworben und präsentiert sich als Kontrast zu Paris mit Hollywood-Glamour und einem Fokus auf Sport und Entertainment
- Die Stadt plant, die Spiele zu einer 16-tägigen Super-Bowl-Beach-Party zu machen und setzt auf ihre bewährten oder hypermodernen Arenen
- Trotz Herausforderungen wie Verkehrsstaus und Obdachlosigkeit verspricht die amtierende Bürgermeisterin, die Probleme anzugehen und die Spiele zu einer "No Car Games" zu machen
- Los Angeles hat bereits 1984 erfolgreich die privatwirtschaftlich organisierten Spiele ausgerichtet und plant nun, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen, um die Spiele zu einem Erfolg zu machen