Krise im Gesundheitssystem
So (miserabel) beurteilen die Wiener ihre Spitäler
Der Gesundheitsbarometer lässt die Alarmglocken schrillen! Nur 5 % finden die Spitalsversorgung "Sehr gut", ergab eine Umfrage der Ärztekammer.
Meinungsforscher Peter Hajek und Vertreter der Wiener Ärztekammer – darunter auch Vizepräsident Stefan Ferenci – präsentierten am Dienstag das Wiener Gesundheitsbarometer 2023 (1.000 Wiener ab 16 Jahren wurden dafür befragt, Schwankungsbreite ± 3,1 Prozent). Ferenci spricht von "alarmierenden Werten". Die Details:
Schlechte Noten für Wiens Spitäler...
63 Prozent aller Wiener sehen die Versorgungsqualität immer noch im Pandemie-Krisenmodus, ergibt das Gesundheitsbarometer. "Wir sind am Anschlag. Den Exodus des Spitalspersonals kann man nicht durch Einzelzuschläge für Nachtdienste oder Einspringdienste lösen", so die zweite stellvertretende Kurienobfrau Anna Kreil. Laut Umfrage würden lediglich 5 Prozent den Zustand der Wiener Spitäler als "sehr gut" bewerten, während 37 Prozent "nicht genügend" oder "genügend" verteilen. Laut 58 Prozent der befragten Wiener entwickeln sich die Spitäler in eine falsche Richtung.
Für Peter Poslussny, Personalvertreter im Wiener Gesundheitsverbund, sind die Ergebnisse eine Bestätigung des Spitalsalltags, "den wir nicht erst seit gestern erleben – Stichwort überfüllte Spitalsambulanzen. Hinter dem Personalmangel (63 Prozent) sieht die Bevölkerung beim langen Warten auf OP-Termine (42 Prozent) den größten Handlungsbedarf. Es tut immer wieder weh, wenn man von zahlreichen Menschen auf verschobene Operationen angesprochen wird. Das Mini-Paket der Stadt ist ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein und reicht bei weitem nicht aus."
…und für den Gesundheitsstadtrat
Auch Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kommt in der Ärztekammer-Umfrage nicht gut weg: 42 Prozent der Wiener wollen, dass Hacker abgesetzt wird. 70 Prozent trauen dem Gesundheitsstadtrat nicht zu, die Spitalskrise lösen zu können.
Ärzte-Protestmarsch am 4. Dezember
Kurienobmann angestellte Ärzte und Vizepräsident Stefan Ferenci sieht eine Bestätigung für den Protestmarsch am 4. Dezember: "Wenn man in Wien lebt, bekommt man einfach mit, dass es strukturelle Probleme in den Spitälern der Stadt gibt. Die kann man nicht mit bloßem 'Löcher stopfen' oder einer Mini-Reform der Stadtpolitik lösen. Deshalb ist der Protestmarsch am 4. Dezember so wichtig. Laut Gesundheitsbarometer unterstützen die Wienerinnen und Wiener auch unsere Forderungen: demnach wollen 63 Prozent der Befragten den Personalmangel bekämpft haben, 69 Prozent wiederum wollen höhere Gehälter für das Spitalspersonal als Beitrag zur Lösung der Probleme. Wir fordern 30 Prozent mehr Personal, 30 Prozent mehr Zeit für Patientinnen und Patienten, 30 Prozent mehr Gehalt und 30 Prozent weniger Bürokratie."