Fake-Bewertungen

So lockte Israel die Hisbollah-Kämpfer in Pager-Falle

Um die Sprengstoffanschläge gegen die Hisbollah auszuführen, griff Israel tief in die Trickkiste. Nun wurden neue Details zur Aktion bekannt.

20 Minuten
So lockte Israel die Hisbollah-Kämpfer in Pager-Falle
Foto: X.com

Die konzertierte Aktion mit explosiven Pagern, die am 17. September im Libanon zu Hunderten zeitgleich explodierten und mindestens 39 Menschen töteten sowie 3400 Personen teils schwer verwundeten, gilt als absolute geheimdienstliche Meisterleistung. Kaum ein Experte zweifelt daran, dass hinter dem tödlichen Angriff der israelische Geheimdienst Mossad steckt. Nun hat die Nachrichtenagentur Reuters in einer detaillierten Recherche die Hintergründe der Aktion und Details zur Ausführung zusammengetragen.

Das größte Hindernis für die Erbauer der Geräte war demnach deren Aussehen: Um eine ausreichende Menge Sprengstoff im Innern der Geräte unterbringen zu können, mussten die Batterien eine bestimmte Größe haben. Hinter der Ummantelung der Akkus befanden sich zwischen zwei stromspendenden Komponenten auch sechs Gramm potenter PETN-Plastiksprengstoff und eine hochentzündliche Schicht, die als Zünder diente.

Unentdeckbare Folie statt Zünder

Die präparierten Pager des Typs Apollo Gold AR924 waren ohne Metallkomponenten konstruiert, um etwa an Flughäfen beim Röntgen keinen Alarm auszulösen. In der Tat überprüfte die Hisbollah die Pager nach der Lieferung auf Sprengstoff mit Flughafen-Röntgengeräten und wurde nicht fündig. Das explosive Innenleben der Batterie des Typs LI-BT783 führte allerdings dazu, dass für die eigentliche Stromspeicherung nur wenig Platz blieb und sich die Laufzeit der Geräte entsprechend verkürzte: Statt über acht Wattstunden liefert die 35 Gramm schwere Batterie mit 2,2 Wh noch gut ein Viertel davon.

Doch auch hier wussten sich die Erbauer zu helfen: Sie erstellten gefälschte Websites und ließen fiktive Online-Shops das Produkt anpreisen. Selbst euphorische Kundenbewertungen wurden gepostet, um die Hisbollah zu täuschen. Auf Online-Foren schwärmten angebliche User vom Gerät und der separat erhältlichen Batterie.

Israel setzte günstigen Preis für Hisbollah an

Da die Terrororganisation strenge Massstäbe bei der Beschaffung von Geräten hat, musste zusätzlich zur technischen Manipulation auch seitens des Hersteller Glaubwürdigkeit hergestellt werden. Damit die Geräte "echt" daherkamen, erwarben die Erbauer über Scheinfirmen vom real existierenden taiwanesischen Pager-Hersteller Gold Apollo eine Lizenz. Zudem wurde eine Fake-Website zu einer fiktiven Firma namens Apollo System aufgeschaltet. Der Geschäftsführer der echten Firma Gold Apollo gab an, er sei getäuscht worden und habe von nichts gewusst.

Schließlich wurde für die Pager ein sehr attraktiver Preis festgesetzt, den die Verkäufer so lange senkten, bis sich die Hisbollah zum Kauf Tausender Geräte entschloss. Noch immer läuft innerhalb der Organisation eine Untersuchung, die klären soll, wie es zum tödlichen Fiasko kommen konnte. Allerdings wurde der damit beauftragte Hisbollah-Kadermann elf Tage nach der Pager-Attacke bei einem israelischen Luftschlag getötet.

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    Leserreporter

    Auf den Punkt gebracht

    • Im September explodierten im Libanon massenweise Pager und töteten und verstümmelten Tausende Menschen
    • Hinter der Aktion steht fast sicher der Mossad
    • Doch damit die Hisbollah die Geräte beschaffte, war ein großer Aufwand vonnöten
    • Jetzt wurden neue Details zu Planung und Umsetzung des tödlichen Anschlages bekannt
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