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So leisten Sie bei Ski-Unfällen Erste Hilfe

Rasches Handeln ist wichtig! Die Gründe für Unfälle sind laut Rotem Kreuz oftmals Selbstüberschätzung oder Alkoholeinfluss.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Die Semester-Ferien stehen vor der Tür und die Schneelage ist ausgezeichnet. Ein Unfall auf der Skipiste kann aber schnell passieren: Dann ist für Beteiligte Erste Hilfe nicht nur geboten, sondern auch Pflicht. Jeder Wintersportler sollte über die richtigen Maßnahmen nach Ski-Unfällen Bescheid wissen.

"Zunächst ist es wichtig, die Unfallstelle abzusichern", erklärt Rotkreuz-Chefarzt Dr. Wolfgang Schreiber. "Je nach Gelände einfach in ausreichender Entfernung oberhalb der Unfallstelle Skier und Stöcke über Kreuz in den Schnee stecken. Dann den Verletzten so lagern, wie es für ihn am angenehmsten ist, seinen Helm abnehmen – und Hilfe holen." Die Rettung ist unter 144 erreichbar, die Bergrettung unter 140. Sollte es keinen Empfang geben, das Handy aus- und wieder einschalten und den Euro-Notruf 112 wählen. Falls nach wie vor kein Empfang besteht, den Standort wechseln.

Die häufigsten Verletzungen

2016 verunglückten laut Kuratorium für Verkehrssicherheit 23.100 Menschen auf Österreichs Skipisten: Damit liegt der alpine Skilauf bei Sportunfällen an zweiter Stelle. Kopfverletzungen sind häufig, die Knie aber am meisten von Verletzungen betroffen, und zwar in rund einem Drittel der Fälle. Schuld daran seien nicht nur das Material und ungeübte Sportler sondern auch Leichtsinn, sagt Schreiber: "Carvingskier, Selbstüberschätzung und nicht selten Alkohol führen zu vielen Unfällen". Oft würde es schon helfen vorsichtig zu sein und sich entsprechend aufzuwärmen.

Erst Hilfe Schritt für Schritt

1. Unfallstelle absichern

Um Folgeunfälle zu vermeiden, sollten Sie die Unfallstelle unbedingt zunächst absichern. Je nach Gelände in ausreichender Entfernung oberhalb der Unfallstelle Skier und Stöcke über Kreuz in den Schnee stecken, dadurch werden andere Wintersportler gewarnt.

2. Bewusstsein kontrollieren

Ist die Unfallstelle abgesichert, können Sie sich dem Verunfallten zuwenden. Zunächst durch lautes Ansprechen und durch sanftes Schütteln an den Schultern herausfinden, ob dieser bei Bewusstsein ist und reagiert.

Entfernen Sie den Skihelm, bevor Sie die Atmung eines Verletzten kontrollieren. Wenn der Wintersportler nicht ansprechbar ist, muss der Ersthelfer den Helm abnehmen. Wenn die Person ansprechbar ist, kann der Ersthelfer den Verletzten bei der Helmabnahme helfen.

3. Hilfe rufen

Wenn der verletzte Wintersportler nicht reagiert, rufen Sie laut um Hilfe und machen Sie auf sich aufmerksam, damit jemand den Notruf durchführt. Hilfe wird durch 144 (Rettungsdienst) oder 140 (Bergrettung) alarmiert. Sollte kein Handyempfang sein, das Handy aus- und wieder einschalten und den Notruf 112 (Euronotruf) absetzen. Falls nach wie vor kein Empfang besteht, muss der Standort gewechselt werden.

4. Freimachen der Atemwege und Atemkontrolle

Um die Atmung zu kontrollieren, den Kopf überstrecken, indem man eine Hand auf die Stirn legt und mit der anderen das Kinn hochzieht. Überprüfen Sie nicht länger als zehn Sekunden, ob Sie normale Atmung hören, sehen oder fühlen. Schauen Sie, ob sich der Brustkorb wie bei normaler Atmung hebt.

5. Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten

Wenn Sie keine oder keine normale Atmung feststellen können, beginnen Sie sofort mit der Wiederbelebung! Und so geht's: Für die Herzdruckmassage den Oberkörper des Verunfallten rasch notdürftig freimachen (Jacke öffnen), seitlich hinknien und den Handballen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbes auflegen. Der Handballen der anderen Hand wird darüber gelegt. Bei gestreckten Armen wird nun schnell und kräftig mit beiden Händen auf die Mitte des Brustkorbs gedrückt. Der Brustkorb muss dabei gleichmäßig be- und entlastet werden. Drücken Sie schnell und immer wieder, bis der Verunfallte wieder aufwacht, wieder normal atmet oder der Rettungsdienst eintrifft.

Sollten Sie die Technik der Beatmung beherrschen, dann blasen Sie nach 30 Herzdruckmassagen Ihre Atemluft in den Mund des reglosen Wintersportlers, sodass sich sein Brustkorb wie bei einer normalen Atmung hebt. Wiederholen Sie die Beatmung ein zweites Mal und gehen Sie dann wieder zur Herzdruckmassage (30 Mal) über. Diese Abfolge fortsetzen.

6. Stabile Seitenlage

Wenn der Verunfallte nicht ansprechbar ist, aber normal atmet, kann er auch vor Absetzen des Notrufs in die stabile Seitenlage gebracht werden.

Legen Sie dazu den Arm auf Ihrer Seite im rechten Winkel weg von seinem Körper, ziehen Sie das gegenüberliegende Knie hoch und legen Sie das Handgelenk des anderen Arms darauf. Drehen Sie den Verletzten zu sich, überstrecken Sie den Kopf vorsichtig und öffnen Sie den Mund, damit Blut, Speichel oder Erbrochenes aus dem Mund abrinnen können. Wenn Sie alleine sind, führen Sie spätestens jetzt den Notruf durch. Die Atmung sollte weiterhin regelmäßig überprüft werden.

7. Verletzungen versorgen

Wenn der Verunfallte ansprechbar ist, sollten die Verletzungen versorgt werden. Eine starke Blutung muss mittels festen Drucks und einer Wundauflage direkt auf die Wunde (manueller Druck) oder an Extremitäten mittels Druckverband gestoppt werden. Halten Sie den verletzten Körperteil hoch. Verwenden Sie möglichst Einmalhandschuhe – aber auch andere Materialien, wie z. B. ein Plastiksack oder eine Alu-Rettungsdecke können im Notfall Schutz bieten, damit bei einer starken Blutung mit der Blutstillung begonnen werden kann.

Prellungen oder Zerrungen können gelindert werden, indem Sie den betroffenen Körperteil ruhigstellen, eng anliegende Skikleidung öffnen und Schwellungen kühlen.

8. Wärme erhalten

Den Verunfallten vor Erfrierungen oder Unterkühlung schützen, indem Sie ihn gut zudecken (z. B. Alu-Rettungsdecke aus einem Erste-Hilfe-Koffer). Besonders gefährdet sind Körperstellen, die oft ungenügend geschützt sind wie Zehen, Finger, Wangen, Nase und Ohren. Sollte es hier zu Erfrierungen kommen, sind diese keimfrei zu verbinden und müssen ärztlich versorgt werden.

9. Eintreffen der Rettungskräfte abwarten

Wenn Sie professionelle Hilfe angefordert haben, bleiben Sie solange bei der verletzten Person, bis diese eintrifft. Versuchen Sie, beruhigend auf den Verunfallten einzuwirken und bieten Sie eine angenehme Lagerung an. (kiky)

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