Social-Media-Hype

So leid es uns tut – diesen Ort wirst du nie besuchen

Auf Social Media kursiert derzeit ein Bild, das die Herzen vieler Fans der griechischen Insel Santorini höher schlagen lässt. Doch der Schein trügt.

So leid es uns tut – diesen Ort wirst du nie besuchen
Ein auf Social Media verbreitetes Bild von Santorini sorgt für Begeisterung, ist aber nicht echt.
Screenshot Facebook

"Was für ein Ort, wow!", "Can’t wait to visit", "On my bucket list". Die Kommentare zu einem auf Social Media geteilten Bild sind fast ausnahmslos positiv. Und davon gibt es viele: Allein auf Facebook wurde das Bild, das der Ortsangabe nach die griechische Insel Santorini zeigen soll, rund 65.000 Mal kommentiert. Gelikt wurde es mehr als 950.000 Mal und weitergeleitet mehr als 111.000 Mal. Auch auf Instagram und Twitter ist das Bild zu finden, Accounts weltweit teilen es (beispielsweise hier, hier und hier).

Es gibt ein grosses Aber

Der gezeigte Ort existiert nicht. Er wurde mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) erschaffen.

Darum kann das Bild nicht echt sein

Es sprechen schon logische Gründe dafür: Würde es diesen Ort wirklich geben, hätte man sicher schon von ihm gehört oder andere Bilder gesehen, die ihn von einer anderen Perspektive zeigen. Es findet sich jedoch weder noch. Auch auf Satellitenbildern lässt sich kein solcher Ort auf Santorini entdecken.

Zudem gibt es keine Berichte von gedeckten Wasserrutschen inmitten einer Ortschaft, wie sie im KI-generierten Bild am Ende der "Wasserstraße" zu sehen sind. Bilder, die solche zeigen, sind KI-generiert und wurden von ihren Erstellerinnen und Erstellern auch als solche deklariert. In den Hashtags oder in expliziten Hinweisen, zum Beispiel hier, hier und hier:

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Screenshot Facebook

"20 Minuten" konnte das aktuell kursierende Bild mittels Bilderrückwärtssuche bis zum 13. April 2024 zurückverfolgen. Der X-User, der es damals teilte, erklärte auf Anfrage, das Bild bei Facebook entdeckt zu haben. Wo genau, wisse er aber nicht mehr.

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Screenshot X

Daran erkennst du, dass bei dem aktuell geteilten Bild KI am Werk war

Auf den ersten Blick mag das Bild echt aussehen. Doch bei genauerer Betrachtung weist es mehrere Bildfehler – sogenannte Artefakte – auf, die bei der Generierung von Bildern durch KI auftreten können. Zum Beispiel bei den dargestellten Personen.

Einige Beispiele:

  • Köpfe: Die Gesichter sind verzerrt und verschwommen. Dort, wo sich eigentlich Mund, Nase und Augen befinden sollten, sieht man bloß verzogene Schatten. Bei der dritten "Person" von links scheint das Gesicht wie zerschnitten. Zudem hat sie keinen wirklichen Hals. Auch bei der "Person" ganz rechts scheint das Gesicht mittendrin aufzuhören.
  • Extremitäten: Auch bei der Erzeugung von Armen und Beinen hat die KI Fehler gemacht. Die Hand, die sich auf der linken Bildseite auf der Poolumrandung abstützt, hat keine wirklichen Finger, sondern besteht aus einem Guss. Bei der "Person" daneben endet das Bein unnatürlich abrupt. Die dritte "Person" von links sieht laut einem Reddit-User so aus, "als wäre sie zusammengefaltet worden, um in einen Koffer zu passen". Was bei ihr Arme und was Beine sind, ist nicht klar zu erkennen.
  • Körperteile: Bei der vierten Figur, die sich dahinter auf den Poolrand stützt, fehlt der Unterkörper. Weiter hinten am Beckenrand befindet sich ein "Mann" ohne Kopf und mit einem für seine Statur sehr schmalen und spitz zulaufenden rechten Arm.
  • Schräge Stufen: Die hinter der vermeintlichen Wasserrutsche dargestellte Treppe ist so merkwürdig geformt, dass man sie nicht nutzen könnte, würde sie existieren.
  • Wasser am falschen Ort: Auf der rechten Bildseite scheint es auch außerhalb des Beckenrandes Wasser zu haben. Allerdings nur hinter der generierten Person. Zudem ist der Wasserstand bei ihrem Rücken viel höher, als es Sinn macht.

Das KI-Bild von Santorini zeigt auch, dass sich die künstliche Intelligenz damit schwertut, Lichtverhältnisse korrekt wiederzugeben. So dürfte die Sonne die Beine der "Person" ganz rechts nicht bescheinen. Schließlich liegen sowohl der Beckenrand als auch der Körper im Schatten. Es ist also nicht möglich, dass die Beine im Hellen sind. Direkt davor ist ein Berechnungsfehler der KI zu sehen: Dort befindet sich ein dunkler Fleck, für den es keine logische Erklärung gibt.

Diese "Person" bringt die Schwierigkeiten, die eine KI bei der Erzeugung von Bildern hat, zusammen: Ihr Gesicht hat weder Augen, Nase noch Mund, die Proportionen stimmen nicht. Zudem befindet sich vor ihr ein dunklerer Fleck, der dort nicht hingehört. Auch gibt es keine logische Erklärung dafür, warum die Beine in der Sonne sind, während ringsherum alles im Schatten liegt.
Diese "Person" bringt die Schwierigkeiten, die eine KI bei der Erzeugung von Bildern hat, zusammen: Ihr Gesicht hat weder Augen, Nase noch Mund, die Proportionen stimmen nicht. Zudem befindet sich vor ihr ein dunklerer Fleck, der dort nicht hingehört. Auch gibt es keine logische Erklärung dafür, warum die Beine in der Sonne sind, während ringsherum alles im Schatten liegt.
Screenshot X

Fazit

Bei dem derzeit auf Social Media kursierenden Bild handelt es sich nicht um ein Foto. Das Bild wurde mit KI generiert. Auf Santorini gibt es keinen Ort, an dem es zwischen den sogenannten Cave Houses einen solchen Pool hat. Logische Überlegungen und eindeutige Bildfehler wie verzerrte Gesichter, unvollständige Gliedmaßen und unlogische Lichtverhältnisse entlarven das Bild als KI-generiert.

red, 20 Minuten
Akt.