Manager erzählen
So läuft das Magic Mushroom-Seminar ab
Führungskräfte, Gründer und Selbstständige zahlen Tausende Dollar für den gemeinsamen Rausch. Dafür bereiten sie sich wochenlang vor.
Die Tech-Elite im Silicon Valley konsumiert Psychedelika nicht nur an Partys, sondern auch zur Steigerung der Innovationskraft, wie der steinreiche Google-Gründer Sergey Brin, wie das "Wall Street Journal" schreibt. Der verstorbene Apple-Gründer Steve Jobs soll LSD zu sich genommen haben.
Wenn Manager Liebe suchen
Beim Kurs des niederländischen Evolute-Instituts "für persönliche Transformation" liegen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Matten auf dem Boden, die Augen verbunden und im Hintergrund läuft entspannende Musik. Dann essen die Führungskräfte, Gründer und Selbstständige gemeinsam die Pilze.
Das ist Psilocybin
Der Wirkstoff Psilocybin ist in über 300 Pilzarten enthalten. Das Halluzinogen verändert das Denken und die Wahrnehmung. Die Wirkung ist je nach Person unterschiedlich und birgt laut Experten auch beim Konsum unter scheinbar sicheren Bedingungen schwer kalkulierbare Risiken. Therapeuten experimentieren schon lange mit Stoffen wie Psilocybin und hoffen, damit psychische Erkrankungen wie Depressionen behandeln zu können.
Eine 54-jährige Teilnehmerin, die eine Agentur in Hamburg führt, sagt, dass sich durch das Seminar viele Blockaden bei ihr gelöst hätten. Im Rückblick auf den Drogen-Trip erinnere sie sich an ein Gefühl von umfassender Liebe und Verbundenheit.
„Es gab dunkle Momente, in denen ich mit dem Gefühl von Alleinsein konfrontiert wurde. Aber es gab auch tolle Momente, in denen ich das Gefühl hatte, getragen und gehalten zu werden.“
Im Alltag könne sich die Agenturgründerin kaum mit wichtigen Themen befassen. Das dürfte der Grund für den Erfolg der Seminare sein. Wer keine Zeit habe, etwa regelmäßig Sport zu treiben oder Freunde und Familie zu treffen, sehne sich oft nach einer schnellen, vermeintlich unkomplizierten Lösung, um mit Problemen umzugehen, sagt ein Gesundheitsexperte des Harvard-Spitals McLean gegenüber Bloomberg.
Von Managern erwartet man, dass sie ihre Probleme selbstständig lösen, deshalb seien sie auch eher bereit, neue Substanzen auszuprobieren. Der Gesundheitsexperte warnt aber, dass dies keine langfristige Lösung sei, zumindest, wenn man nicht in eine Abhängigkeit geraten wolle.
Ein Gefühl wie auf dem Karussell
Ein Gründer von Tech-Firmen sagt, er kenne mittlerweile keinen Unternehmer mehr, der noch nie so etwas gemacht habe. Nach dem Konsum habe er sich gefühlt wie auf einem Karussell, auf dem jeder Sitz eine andere Station seines Lebens repräsentiert habe. Er habe nun mehr zu sich selbst gefunden und sei wieder bereit, für sich einzustehen.
„Ich vergleiche mich weniger mit anderen und habe gleichzeitig mehr Verständnis für sie. Zum Beispiel rege ich mich heute nicht mehr über Taxifahrer auf“
In den meisten Ländern sind Stoffe wie Psilocybin außer für medizinische Zwecke verboten. Deshalb weichen die Führungskräfte in die Niederlande aus. Das Seminar umfasst wochenlange Vorbereitung. Da erfahren die Teilnehmenden die Herausforderungen und Risiken eines psychedelischen Trips und lernen, wie sie mit negativen Erlebnissen umgehen können.
Trip kostet mindestens 3.500 Euro
Das Seminar in den Niederlanden dauert dann vier Tage. Mit Meditation, Yoga, Einzel- und Gruppengesprächen, Atemarbeit und Zeit in der Natur sollen die Teilnehmenden einen Vorgeschmack auf den Drogen-Trip erleben. Danach sollen sie in Gesprächen ihre Erfahrung verarbeiten und Wege finden, ihre gewonnene Erkenntnis in ihrem Alltag zu integrieren.
Die Höhe der Kursgebühr legen Teilnehmende selbst fest. Allerdings liegt der Mindestbetrag bei 3.500 Euro. Laut den Seminargründern Dmitrij Achelrod und Christopher Kabakis machen sie damit nicht das große Geschäft, mehr als eine Aufwandsentschädigung springe nicht heraus.
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