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So floh 'Most Wanted'-Verbrecher aus Gefängnis

Mit Sturmgewehren und Helikopter wurde Rédoine Faïd, der meistgesuchte Mann Frankreichs, aus einer Haftanstalt nahe Paris befreit.

Heute Redaktion
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Die Flucht war filmreif! Und das zum wiederholten Male. Rédoine Faïd sieht vielleicht nicht so aus, doch er ist derzeit der meistgesuchte Mann Frankreichs. Am Sonntag gelang ihm nämlich eine Spektakuläre Flucht aus einem Gefängnis in der Nähe von Paris. Die Behörden gaben nun die Details bekannt.

Keine Verletzten

Offenbar gelang es einem Hubschrauber relativ unbemerkt (!) im Innenhof der Haftanstalt zu landen. Dabei handelt es sich um den einzigen Ort, auf dem Gelände, der über kein Flugabwehrnetz verfügt. Außerdem ist er von den Wachtürmen aus nicht zu sehen, berichtet die französische Zeitung "Le Monde".

Danach soll alles sehr schnell gegangen sein: Mehrere schwarz gekleidete Männer sprangen aus dem Hubschrauber. Auf dem Arm trugen die Binden der Polizei. Sofort wurde Tränengas versprüht. Alle Beamten die ihnen im Weg standen, wurden mit Sturmgewehren bedroht - verletzt wurde aber niemand.

Mit Hubschrauber zu Fluchtauto

Ihr Ziel: Der Besucherraum. Rédoine Faïd saß dort mit seinem Bruder und wartete womöglich auf das Kommando. Jedoch wurde lediglich der Insasse mitgenommen. Faïds Bruder wurde in Gewahrsam genommen.

Der Häftling wurde zum Hubschrauber gebracht und schon war die ganze Aktion beendet. Eine sofortige Großfahndung lieferte nur geringe Erfolge. So wurde der Helikopter etwa 60 Kilometer vom Gefängnis entfernt gefunden. Es sah danach aus, als ob die Flüchtenden den Hubschrauber in Brand setzen wollten. Das gelang jedoch nicht.

Ab Einkaufzentrum keine Spur

Der Pilot gehörte offenbar nicht zum Kommando von Faïd. Er war womöglich eine Geisel, wurde nach der Landung jedoch umgehend freigelassen. Der Mann befindet sich derzeit im Krankenhaus. Er erlitt einen Schock.

Klar ist nun auch, dass allem Anschein nach ein Fluchtauto auf Faïd und sein Kommando wartete. Mit einem schwarzen Renault fuhren sie davon. Das Auto wurde in der Parkgarage eines Einkaufszentrums entdeckt. Danach verläuft sich die Spur.

Das französische Innenministerium teilte unterdessen mit, dass "alle Kräfte wurden mobilisiert, um den Flüchtigen zu finden". Jedoch berücksichtige man die Gefährlichkeit des Flüchtigen und der Komplizen.

Bereits zweite Flucht

Es ist nicht das erste Mal, das Faïd eine Flucht aus einem Gefängnis gelang. Schon beim ersten Mal war der Ausbruch wie gemacht für einen Hollywood-Film: Vor fünf Jahren fasste der Faïd mehrere Jahre wegen mehrfachem Raubüberfall aus. In der Haft nahm der Mann vier Wächter als Geiseln. Den Weg in die Freiheit sprengte er sich mit Dynamit frei. Draußen zog er sich eine Polizeiuniform an und stieg in ein Fluchtauto.

Sowohl in Frankreich als auch in Belgien suchte man damals nach Faïd. Auch Interpol wurde eingeschaltet. Nach sechs Wochen fand man den Flüchtigen mit einem Komplizen in einem Hotel in der Nähe von Paris. (slo)