Eigene Partei rüffelte sie

"So ein Koffer" – Politikerin attackiert Radler frontal

Eine SPÖ-Politikerin ließ in einem Interview ihrer Wut über Radfahrer freien Lauf. Folge waren ein Shitstorm und heftige Kritik der eigenen Partei.

Oberösterreich Heute
"So ein Koffer" – Politikerin attackiert Radler frontal
Eine SPÖ-Gemeinderätin ließ in einem Interview ihrer Wut auf Radfahrer freien Lauf.
Helmut Graf

Eine SPÖ-Gemeinderätin in Steyr (fast 40.000 Einwohner) sorgte vor wenigen Tagen mit einer Frontal-Attacke auf Radfahrer für Aufsehen. Sie erntete einen Shitstorm, wurde aus den eigenen Reihen scharf kritisiert und musste sich nun öffentlich entschuldigen. Zudem ist sie ihren Amt im Verkehrsausschuss los, hat vorerst alle offiziellen Termine abgesagt.

Das ist passiert: In einem Interview mit den OÖN holte die erfahrene Politikerin Rosa Hieß am Wochenende zu einem Rundumschlag aus. So wurde die 70-Jährige zitiert: "Radfahrer sind eine Egoistenlobby und meinen, dass sie Umweltgötter sind. Aber sie zahlen nichts dazu. Sie sollten für ihre Infrastruktur, die Radwege, die sie wollen, eine Abgabe zahlen."

Wenn ich als Autofahrerin in eine Einbahn fahre, bin ich nicht entzückt, wenn mir so ein Koffer entgegenkommt.
Rosa Hieß
SPÖ-Gemeinderätin in Steyr

Und: "Wenn ich als Autofahrerin in eine Einbahn fahre, bin ich nicht entzückt, wenn mir so ein Koffer entgegenkommt. Oder auch der Abstand beim Überholen. Der lässt sich nicht immer einhalten und den halte ich auch nicht ein, nur weil so einer auf dem Rad vor mir dahinzuckelt."

Hieß ist nicht irgendwer: Sie war bei der Gemeinderatswahl 2021 von der SPÖ zwar nur auf Platz 26 gereiht worden, erkämpfte sich aber via Vorzugsstimmen den Einzug in das Stadtparlament.

Harsche Kritik aus eigener Partei

Kurz nach Veröffentlichung des Interviews gingen die Wogen hoch. Auf Social Media und auch in den eigenen Reihen gab es scharfe Kritik an der Wortwahl der erfahrenen Politikerin.

Am Dienstag ruderte sie schließlich per Aussendung zurück, entschuldigte sich. "Eine ganze Gruppe wie die Rad-Lobby pauschal oder gezielt RadfahrerInnen zu beleidigen, das lag bestimmt nicht in meiner Absicht!", beteuerte sie. Die Mandatarin wurde weiter zitiert: "Ich wünsche mir ein sehr gutes, von gegenseitiger Rücksicht geprägtes Miteinander aller VerkehrsteilnehmerInnen. Für die Wortwahl – vor allem für 'Koffer' – entschuldige ich mich aufrichtig. Wer mich persönlich kennt, weiß, dass mein Bedauern wirklich ehrlich gemeint ist."

Innerhalb der SPÖ-Fraktion hat es "ein klärendes Gespräch" gegeben. Die Partei teilte mit: "Die Mandatarin legt ihren Sitz im Verkehrsausschuss zurück. Dazu wird sie in der kommenden Zeit keine offiziellen Termine für die SPÖ wahrnehmen."

Die SPÖ-Bezirksvorsitzende und Stadträtin Katrin Auer betonte in der Aussendung: "Rosa Hieß arbeitet nun seit mehr als 20 Jahren mit ganzem Herzen als Gemeinderätin. Bislang galt sie als vorbildlich engagierte Persönlichkeit, die positive Beiträge für unsere Stadt erbringt."

Rosa Hieß arbeitet nun seit mehr als 20 Jahren mit ganzem Herzen als Gemeinderätin
Katrin Auer
Über Parteikollegin Rosa Hieß

Die Entschuldigung sei, so Katrin Auer, "garantiert ehrlich zu nehmen". Rosa Hieß fügte in der Aussendung noch hinzu: "Und selbstverständlich halte ich in allen Belangen die Straßenverkehrsordnung nach bestem Wissen und Gewissen ein, so wie man eben Gesetze zu respektieren hat. Deshalb ziehe ich meinen sehr unglücklichen Sager zurück, dass ich die vorgeschriebenen Abstände beim Überholen von RadlerInnen nicht einhalten würde. Natürlich gilt das, was für alle gilt, auch für mich."

red
Akt.