Kritik an Regeländerung
Ski-Stars toben wegen Weltcup-Wildcard für Hirscher
Marcel Hirscher kehrt in den Weltcup zurück – und erspart sich dank einer FIS-Regeländerung die mühevolle Quali. Das stößt auf Kritik.
Nach fünf Jahren Pause kehrt Marcel Hirscher in den Ski-Zirkus zurück. Der Superstar geht dabei nicht für Österreich, sondern für Holland an den Start – der Heimat seiner Mutter. "Ihr taugt es voll", verrät der Salzburger in der Ö3-Sendung "Walek wandert".
Weniger begeistert über das Comeback zeigt sich Vater Ferdinand. "Er hat gefragt: Bist deppert? Willst du das wirklich nochmal machen?" Hirscher will – und darf auch. Denn die FIS vereinfacht ihm den Weg in den Weltcup mit einer umstrittenen Regeländerung.
Bislang mussten sich Athleten für das "Konzert der Großen" erst qualifizieren, indem sie ausreichend Punkte bei kleineren Bewerben sammeln. Hirscher etwa wählte FIS-Rennen im August in Neuseeland, um die nötigen Zähler zusammenzukratzen.
Das ist nun nicht mehr nötig. Denn ab sofort können für arrivierte Fahrer "Wildcards" vergeben werden. Hirscher ist ein Nutznießer davon. Er darf nun fix im Weltcup fahren – mit Nummer 31, statt einer Startnummer am Ende des Feldes.
Der Schweizer "Blick" hörte sich um, wie die Entscheidung des Weltverbands bei der Konkurrenz ankommt – und erntete teils heftige Reaktionen.
"Die Vertreter vom internationalen Ski-Verband betonen ja immer wieder gerne, dass bei jeder Regel die Fairness im Mittelpunkt stehen muss", sagt Justin Murisier. "Deshalb werden ja auch die Pisten vereist, damit bei den Rennen möglichst viele Fahrer identische Bedingungen vorfinden. Aber für Marcel Hirscher wird jetzt eine Regel verändert, die definitiv nicht fair ist. Ich glaube nicht, dass ich mehr Geld verdienen werde, wenn Marcel Hirscher anstatt mit der Nummer 55 mit der 31 starten wird."
Besonders klare Worte findet der Österreicher Christian Leitner, Ex-Trainer von Ex-Weltmeister Kale Palander. "Das ist eine absolute Frechheit. Diese neue Regel ist eine Ohrfeige für jeden jungen Athleten, der sich den Platz im ersten Drittel der Startliste knallhart erkämpfen muss. Hirscher hat alles gewonnen. Der braucht keine Almosen, zumal er ständig betont, dass er nicht mit großen sportlichen Ambitionen, sondern aus purer Freude in den Rennsport zurückkehren würde. Ich hätte damit leben können, wenn der große Altmeister Hirscher für ein einziges Rennen in den Genuss von dieser Sondergenehmigung gekommen wäre. Aber sicher nicht für eine ganze Saison."
Spannend: Laut FIS wurde die Wildcard-Regel vorab mit den aktiven Athleten besprochen und abgestimmt. Das sehen nicht alle Fahrer so.
"Wenn die FIS sagt, dass das mit den Athleten abgesprochen wurde, ist das nicht die Wahrheit", poltert der Grieche AJ Ginnis. "In der Whatsapp-Gruppe, welcher sämtliche Technik-Spezialisten im Weltcup angehören, wusste keiner Bescheid."
Auch Daniel Yule stellt klar: "Mit mir hat diesbezüglich vor dem FIS-Kongress niemand gesprochen. Und wenn ich gefragt worden wäre, hätte ich eher nein zu dieser Wildcard für Altmeister gesagt, obwohl ein Marcel Hirscher unumstritten einen Mehrwert für unseren Sport darstellt."
Auf den Punkt gebracht
- Marcel Hirscher kehrt nach fünf Jahren Pause in den Ski-Weltcup zurück, diesmal jedoch für Holland anstatt für Österreich
- Durch eine umstrittene Regeländerung der FIS erhält er eine Wildcard und muss sich nicht mehr mühsam für den Weltcup qualifizieren
- Diese Entscheidung stößt bei einigen Athleten auf Kritik, da sie die Fairness im Sport in Frage stellen