Österreich
Skandal bei Fremdenpolizei vertuscht
Tatort BH Tulln: Ein Beamter der Fremdenpolizei dort hat Gebühren für Asyl-Ausweise eingesteckt.
Kurz nach Ostern runzelte eine neue Mitarbeiterin der Bezirkshauptmannschaft Tulln die Brauen. Denn der Fachkraft fiel ein fauler Zauber auf:
Für 76 Euro Gebühr stellt das Amt zugelassenen Asyl-Werbern weiße „Aufenthaltsberechtigungs-Karten" aus. Vermerkt darauf neben einem Foto: Name, Geburtsdatum, Herkunft der Zuwanderer – und eine Kartennummer.
Unerklärlich deshalb für die aufmerksame Beamtin: Mehrere verschiedene Identitätskarten hatten die gleiche Nummer!
Möglicher Schaden: 100.000 Euro
Drei Tage später rief der Bezirkshauptmann enge Mitarbeiter zu einer Krisensitzung. Denn der faule Zauber war rasch entlarvt: Ein Beamter der Fremdenpolizei hat Berechtigungskarten verfälscht.
Der Trick: Der Verdächtige stellte ordentliche Dokumente aus, die er auch sauber abrechnete. Doch die Nummern darauf verwendete er heimlich für weitere Ausweise – und die Gebühren dafür steckte er ein.
Schaden allein in diesem Jahr: 6.000 Euro. Mögliche Beute insgesamt (der Mann ist seit 2008 tätig): 100.000 Euro.
Nicht angezeigt, nur versetzt
Naheliegend somit Fragen wie: Wieso gibt es keine interne Kontrolle? Wird vielleicht auch an anderen BHs getrickst? Und stimmen unter diesem Aspekt überhaupt die offiziellen Zahlen zugelassener Asylwerber?
Irritierender aber noch: Der Skandal soll offenbar vertuscht werden, wie die empörte Belegschaft der BH Tulln jetzt erfuhr. Kolportierte Lösung: Der Verdächtige wird nicht angezeigt. Reicht er freiwillig seine Versetzung ein, werden gar nur zwei Jahre seines Treibens geprüft