Österreich
Single-Frau (41) durfte bei uns nicht Mama werden
Sabrina Krobath wollte unbedingt Mutter werden – erst mit, dann ohne Partner. Doch für Singles ist in Österreich eine künstliche Befruchtung verboten.
Unternehmerin Sabrina Krobath (41) steht mit beiden Beinen fest im Leben. Die Klagenfurterin leitet eine Firma für biologisch abbaubare Regenbekleidung und erwarb 2002 eine ehemalige Kaserne, die nun zu Wohnungen umgebaut wird. Mit dem Kinderwunsch, den sich die Single-Frau trotz gesetzlicher Hindernisse erfüllt hat, ist das Leben der 41-Jährigen nun komplett.
Denn in Österreich ist eine künstliche Befruchtung für Alleinstehende verboten – führt ein Arzt bzw. ein Institut die Behandlung trotzdem durch, müssen diese mit Strafen rechnen. Nicht verheiratete Paare müssen daher etwa notariell beglaubigen lassen, dass sie in einer Lebensgemeinschaft sind. Trotz dieser strengen gesetzlichen Auflagen hat es Krobath gemeinsam mit einem Bekannten geschafft, schwanger zu werden.
„"Ich habe immer offen und ehrlich kommuniziert, dass ich ein Kind will. Aber es hat nicht funktioniert, so habe ich 1,5 Jahre vergeudet" - Sabrina Krobath“
Davor führte die Unternehmerin mehrere Beziehungen: "Mit 38 Jahren – ich war gerade drei Jahre lang mit meinem Partner zusammen – ließ ich mich untersuchen, weil wir ein Baby wollten. Ein Bluttest, bei dem das Anti-Müller-Hormon bzw. die Eizellenreserve bestimmt wird, zeigte an, dass ich kurz vor der Menopause war. Auf natürlichem Weg war die Chance daher gleich Null. Ich sagte zu meinem damaligen Partner: 'Jetzt müssen wir Gas geben!' Ich hab' immer gedacht, bis 40, 42 wird es eh gehen, das war mein größter Irrglaube", erzählt Krobath im "Heute"-Gespräch.
Doch der Druck war dem Mann offenbar zu hoch: "Er meinte, er ist doch nicht bereit für ein Kind. Wir mussten uns daher trennen", erinnert sich die 41-Jährige. Eineinhalb Jahre lang versuchte die Kärntnerin es mit neuen Lebensgefährten: "Ich habe immer offen und ehrlich kommuniziert, dass ich ein Kind will. Aber es hat nicht funktioniert, so habe ich 1,5 Jahre vergeudet."
Bekannter mit Kinderwunsch als Vater
Krobath überlegte eine In-Vitro-Behandlung im Ausland (in 14 EU-Ländern ist eine künstliche Befruchtung für Alleinstehende erlaubt, Anm.), doch die Pandemie machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Die Lösung kam dann aus einer völlig unerwarteten Richtung: "Ich habe einem Bekannten mein Leid geklagt – er hat eine Partnerin, die bereits erwachsene Kinder hat. Auch er hatte einen Kinderwunsch. Wir haben dann stundenlang geredet und beschlossen: Wir machen das als Freunde, nicht als Paar."
Fünf IVF-Versuche später und um 40.000 Euro leichter, wurde die 41-Jährige schließlich schwanger. Mitte August wird Christopher Alexander das Licht der Welt erblicken: "Für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Mit 30 wäre ich geistig und emotional noch nicht dazu in der Lage gewesen. Aber wir Frauen müssen uns immer rechtfertigen, wenn wir spät Mütter werden", meint Krobath.
„"Es gibt immer mehr alleinstehende Frauen, trotzdem werden sie von Grund auf ausgeschlossen. Warum darf ich nicht über meinen Körper entscheiden? Es sind ja meine Eizellen!" - Sabrina Krobath“
Die Kärntnerin und der Vater des Kindes werden sich das Sorgerecht teilen, der 54-Jährige wird auch Unterhalt zahlen: "Er kann seinen Sohn so oft sehen, wie er will, natürlich auch zu Weihnachten und an den Geburtstagen. Das Baby ist zwar nicht aus einer rosaroten Wolkenliebe heraus entstanden, aber auch aus einer Art von Liebe heraus. Und schließlich ist man als Eltern ja immer miteinander verbunden", meint Krobath.
Gemeinsam mit Marlene Kastner, die sich für das Einfrieren von Eizellen ohne gesetzliche Auflagen einsetzt, hat Krobath die Bürgerinitiative "Zukunft Kinder" gegründet: "Es gibt immer mehr alleinstehende Frauen, trotzdem werden sie von Grund auf ausgeschlossen. Warum darf ich nicht über meinen Körper entscheiden? Es sind ja meine Eizellen! Und wer sagt, dass eine Person allein nicht richtig für ein Kind sorgen kann? Selbstbestimmte Familienplanung muss möglich sein", erklärt Krobath.
Kampf für Änderung des Fortpflanzungsmedizin-Gesetzes
Die 41-Jährige kämpft daher für eine Änderung des Fortpflanzungsmedizin-Gesetzes in Österreich: "Ich könnte mir zum Beispiel eine Kindeswohlprüfung der Mutter vorstellen, wie es bei Adoptionen der Fall ist. Oder – wie etwa in Deutschland – eine notarielle Garantie, das jemand bei finanziellen Problemen mit dem Unterhalt einspringt. Auch über eine Altersgrenze könnte man natürlich diskutieren. Ich kämpfe dafür, dass das Gesetz geändert wird, der Gesetzgeber muss es sich dann im Detail anschauen", meint Krobath.
Auch das Thema der verbotenen Embryonen-Spende liegt der Kärntnerin am Herzen: "Bei einer künstlichen Befruchtung werden zwei Embryonen eingesetzt, der Rest wird eingefroren. In Österreich handelt es sich dabei um rund 200.000 Embryonen. Wenn die Frau nach zehn Jahren kein weiteres Kind mehr möchte, werden die Embryonen zerstört – und dieses Leben unnötig vernichtet. Diese Embryonen könnten anderen Frauen gespendet werden", argumentiert Krobath.