Intime Begleitung

Sex-Coach führt Paare und Singles in Swinger-Club ein

Als Anja Schwind ihre Ehe öffnete, hätte die Beziehungs-Beraterin professionelle Begleitung gebraucht. Diese gibt sie nun Paaren, die mehr wollen.

Sandra Kartik
Sex-Coach führt Paare und Singles in Swinger-Club ein
Anja Schwind hat sich als Sexual-Beraterin auf offene Beziehungen und Swinger-Clubs spezialisiert.
privat, PD

Anja Schwind ist nichts Menschliches fremd. Auch in ihrem eigenen Leben hat die 47-Jährige konventionelle Pfade schon länger verlassen. Genau das kommt ihr nun auch als Sexual-Beraterin zu Gute. Sie betreibt in Baden bei Wien (NÖ) eine Praxis für Menschen, die sich ein erfülltes Liebesleben und glückliche Beziehungen wünschen und dabei gerne etwas Neues ausprobieren wollen.

"Mein Mann und ich haben vor einigen Jahren unsere Ehe geöffnet. Wir haben damals jemanden gesucht, der diesen Prozess mitbegleitet, haben in Österreich aber kaum jemanden gefunden", beschreibt sie den Beginn ihrer Spezialisierung im "Heute"-Gespräch. Fragen und Unsicherheiten kann Schwind durch ihre Erfahrungen und Ausbildung nun anderen Paaren beantworten, die ebenfalls ihre Beziehung öffnen wollen. Als Sexual-Coach berät die Niederösterreicherin mit deutschen Wurzeln polyamore Pärchen und immer öfter auch Menschen, die Swinger-Clubs besuchen oder das wollen.

Private Swinger-Begleitung

"Die Nachfrage danach ist sehr stark gestiegen", weiß sie. In ihrer Praxis kann man auch spezielle Workshops zum Thema "Let’s Swing" besuchen. Künftig will die Beraterin ihr Wissen auch direkt in Sexklubs anbieten. Freilich nicht an sich selbst demonstrierend, sondern nur begleitend. "Es gibt so viele Vorurteile: Man muss immer Sex haben und nackt herumlaufen, die Leute sind komisch, was macht man da als Paar? Hier kann ich helfen." Bei Bedarf geht Schwind auch mit Klientinnen, die das erste Mal nicht alleine hingehen wollen, in ein Etablissement. Allerdings macht sie in diesem Umfeld niemals mit.

Zu ihren Klienten zählen Neugierige sowie Paare mit einschlägiger Erfahrung. Wichtig ist, so die Sexpertin: "Reden, reden, reden. Vor einem Besuch im Swinger-Club müssen klare Regeln festgelegt werden, was geht und was nicht. Ich empfehle, am ersten Abend, wenn überhaupt, nur zu zweit Sex zu haben." Sonst sei Überforderung vorprogrammiert. Auch ein Codewort im Vorfeld zu vereinbaren, sei eine gute Idee.

Sexclub rettet keine Beziehung

Nach dem Club-Besuch ist es laut Schwind sehr wichtig, das Erlebte zu reflektieren: Was hat das mit jedem Einzelnen und der Dynamik als Paar gemacht? Was war gut, was weniger? "Auch der richtige Club ist entscheidend", gibt die 47-Jährige zu bedenken. Sie hilft deshalb auch dabei, das passende Ambiente zu finden, bei dem das Alter entscheidend sein kann, aber auch das Motto des Abends und die Kleidervorschriften.

"Generell sollte man sich vor einem Abend im Swinger Club, aber auch vor dem Öffnen der Beziehung fragen: Warum will ich das machen? Als Rettungsversuch ist das zum Scheitern verurteilt. Aber es kann Nähe schaffen, wenn man sagt, das ist unser Ding." Laut Schwind sind Frauen oft mutiger, was die Öffnung der Beziehung für Dritte angeht. Männer hätten häufiger Lust, einen Swinger Club auszuprobieren, würden aber dann Angst vor der eigenen Courage bekommen, wenn es an die Umsetzung geht.

So kann es zum Konkurrenzkampf kommen

Bei "neuen Beziehungskisten", die geöffnet werden wollen, gibt es viel zu bedenken: "Viele Frauen würden es gerne mit einem anderen Mann probieren. Viele Partner wollen das aber nicht, weil sie nicht mit einem Mann das Bett teilen wollen." Wenn zwei Frauen miteinander schlafen, gilt es laut Schwind zu wissen: "Die beiden müssen sich erst gut verstehen, damit das funktioniert – auch im Swinger-Club. Wenn das nur vom Mann ausgeht, kommt es zum Konkurrenzkampf."

Schwind warnt auch davor, Erfahrungen im Freundeskreis oder in der Arbeit zu sammeln. Das kann in die Hose gehen – auf unschöne Weise. Und die Beraterin betont auch: "Eine Affäre ist keine offene Beziehung." Immer mehr Österreicher hätten Interesse an einem polyamoren Beziehunsgmodell, sie wollen sich nicht heimlich mit anderen treffen. "Vor allem Mittvierziger und junge Paare zeigen größeres Interesse."

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