Seit 15 Jahren Schmerzen

Seltene Krankheit macht Frau ungewollt dauererregt

Scarlet Kaitlin Wallen erzählt, wie es ist, mit einer unerträglichen Krankheit zu leben, die sie ständig erregt – und ihr Leben ruiniert hat.

Heute Life
Seltene Krankheit macht Frau ungewollt dauererregt
Für Menschen mit dem PGAD-Syndrom wird aus Lust Frust. (Symbolbild)
Getty Images

Seit ihrem 6. Lebensjahr leidet Scarlet Kaitlin Wallen aus Barrington, Rhode Island (USA) an einem kribbelnden Gefühl in ihren Genitalien – immer, ohne Pause. Dabei ist das Gefühl so stark, dass es ihr unglaubliche Schmerzen bereitet. Seit damals hatte die heute 21-Jährige nur eine Handvoll schmerzfreier Tage – und sie ist nicht in der Lage, Vollzeit zu arbeiten oder zu studieren. "Solange ich mich erinnern kann, habe ich Schmerzen gehabt. Meine Vulva brannte ständig – es war, als wäre ich erregt, aber ungewollt."

"War sicher, dass mein Körper mich angreift"

Kurz vor ihrem Highschool-Abschluss im Jahr 2020 ging Wallen zum ersten Mal zum Arzt, damit sie das College besuchen konnte, ohne sich Gedanken über ihren Zustand zu machen. "Mit 18 war ich mir ziemlich sicher, dass mein Körper mich angreift. Also schrieb ich einen Brief an meine Eltern. Ich wollte es ihnen nicht von Angesicht zu Angesicht sagen, aber es wurde so schlimm, dass ich es nicht mehr vor ihnen verbergen konnte." Sie informierte ihre Eltern über die ununterbrochenen Nervenschmerzen, über die sie keine Kontrolle hatte. Mithilfe ihres Vaters wurde Wallen an die San Diego Sexual Medicine Clinic in Kalifornien überwiesen. Ihr Arzt diagnostizierte bei dem Mädchen eine anhaltende genitale Erregungsstörung (Persistent genital arousal disorder; PGAD), die zu unkontrollierbarer Erregung führt. Außerdem leidet sie an einer weiteren sexuellen Funktionsstörung – ein durch Antidepressiva (SSRI) verursachtes Taubheitsgefühl in den Genitalien.

Das PGAD-Syndrom steht für Persistent genital arousal disorder (dt. dauerhafte genitale Erregung) und ist die Bezeichnung für eine krankhafte sexuelle Dauererregung. Das Syndrom wurde 2001 erstmals beschrieben und ist noch relativ unerforscht. Betroffen sind fast nur Frauen. In Extremfällen können Betroffene bis zu 250 Orgasmen am Tag erleben, ausgelöst durch alltägliche Bewegungen wie Vibrationen beim Busfahren. Heilung gibt es keine, aber mit bestimmten Medikamenten können die Symptome gemildert werden. Zu den Symptomen gehören Kribbeln in der Klitoris, Schwellung der Genitalien, übermäßige Feuchtigkeit, Orgasmen bei Kontraktionen in der Scheide, Kribbeln in der Scheide, Schmerzen in der Klitoris und Schmerzen in der Scheide.

Doppelte Vagina

Er stellte außerdem fest, dass sie an einer weiteren Krankheit litt – der kongenitalen neuroproliferativen Vestibulodynie –, bei der die Beckennerven überempfindlich auf Berührungen reagieren und unter der Wallen seit ihrer Geburt leidet. Es wird angenommen, dass dies die Ursache für die PGAD ist. Um die Ursache und die richtige Behandlung herauszufinden, untersuchte er Wallen zum ersten Mal. "Mein Arzt wollte eine Vestibulektomie durchführen – eine Operation, bei der schmerzhaftes Gewebe aus der Vagina entfernt wird." Bei der begleitenden Untersuchung fand der Arzt allerdings heraus, dass Wallen eine doppelte Vagina hatte. "Also musste ich zuerst das blockierte Gewebe der Vagina entfernen lassen – das, was die Scheide in zwei Teile teilte. Dann konnte ich meine Vestibulektomie durchführen lassen." Allerdings wurde Wallen nicht ihr gesamtes schmerzhaftes Gewebe entfernt, sondern nur Teile davon. Das soll ihre Chancen auf einen künftig "normalen" Sexualtrieb erhöhen.

Trotzdem zuversichtlich

Da jedoch ständig neue Behandlungen und Operationen entwickelt werden, bleibt Wallen hoffnungsvoll, dass sie eines Tages "ein Leben ohne PGAD" führen kann. "Ich möchte immer noch eine sexuelle Beziehung haben, aber ich habe derzeit die Wahl zwischen einem Leben mit PGAD oder einer völligen Taubheit."

Auf den Punkt gebracht

  • Seit 15 Jahren leidet die 21-jährige Scarlet Kaitlin Wallen aus Rhode Island an einer seltenen Krankheit, die sie dauerhaft erregt und ihr unerträgliche Schmerzen bereitet
  • Trotz mehrerer Diagnosen und Operationen bleibt sie hoffnungsvoll, dass sie eines Tages ein normales Leben führen kann
red
Akt.