Seit 72 Jahren verheiratet: "Sie ist mein Goldnugget"

Elfriede (92) und Michael Grössinger (94) können auf eine sehr lange gemeinsame Zeit zurückblicken. Anlässlich ihrer Gnadenhochzeit, also dem Jubiläum zu 72 Ehejahren, durfte "Heute" mit dem sympathischen Wiener Ehepaar über das Geheimnis einer erfüllten Ehe sprechen.

Liebe auf den ersten Blick

Als der junge Michael Anfang der 1950er Jahre von Leoben nach Wien kam, suchte er nach einer passenden Unterkunft. Schnell landete er genau in jenem Haus zur Untermiete, in dem Elfriede lebte. "So haben wir uns natürlich schnell kennen, aber auch lieben gelernt. Und schon nach 1 1/2 bis 2 Jahren haben wir geheiratet", erzählt Michael mit freudestrahlenden Augen.

Der Start in ein gemeinsames Leben

Geheiratet wurde 1952 in der Ottakringer Kirche in Wien und dann ging es für ein paar Tage nach Leoben zu Michaels Eltern. "Für längere Flitterwochen war damals keine Zeit, ich musste ja wieder arbeiten gehen", so Michael. Er war damals im Vertrieb und ab 1970 als Vertriebsleiter und Prokurist für eine Firma in Molln tätig. "Mir war von Anfang an wichtig, dass ich genug verdiene, damit meine Frau zu Hause bleiben kann". So konnte Elfriede ihre Tätigkeit bei einem Augenarzt aufgeben und sich voll und ganz den beiden Söhnen und der gemeinsamen Wohnung widmen. "In der leben wir übrigens schon seit dem Jahr 1958. Wir waren die ersten Mieter hier", erzählt Elfriede.

Michael war beruflich viel unterwegs. "Montags stieg ich in den Flieger nach Stockholm und musste mich um einen unserer Großkunden kümmern, zum Beispiel Philips. Es war anstrengend, aber ich habe viel von der Welt gesehen und durfte spannende Menschen kennenlernen".  Aber auch mit Elfriede bereiste er gerne die Welt. "Wir waren 40 Jahre lang in Jesolo auf Urlaub und auch mindestens 30 Mal in den USA. Wir lieben Amerika, es ist ein vielfältiges Land", erzählen die beiden.

Ein Schicksalsschlag

Doch es gab auch schwierige Zeiten für das Ehepaar, denn einer der beiden Söhne verstarb bereits mit 50 Jahren. "Er ist einfach umgefallen. Gerade hatte er den Bau seines Hauses fertiggestellt, da war es vorbei". Elfriede und Michael gaben sich in dieser traurigen Zeit gegenseitig Halt, denn auch das gehöre zu einer guten Ehe. Man müsse jede Lebenssituation gemeinsam durchleben. 

Kein Streit – oder zumindest nur ein bisschen

Im gemeinsamen Alltag haben sie sich von Anfang an immer an eine besondere Regel gehalten. "Man sollte über alles miteinander reden können. Und wenn man dann doch einmal streitet, dann muss man seine Fehler möglichst bald eingestehen und sich wieder versöhnen". Denn niemand wäre perfekt und "man kann doch so gemein sein und eine Woche nicht miteinander sprechen". Ein spezielles Thema gebe es aber, gestehen die beiden schmunzelnd, über das sie sich bis heute streiten. "Ich schau' gerne lange fern und mein Mann überhaupt nicht. Das ärgert ihn immer und wir streiten. Er geht dann aber schlafen und am nächsten Tag ist schon wieder alles vergessen", so Elfriede. 

"Jetzt hast du aber genug geredet", ermahnt Elfriede ihren Michael mitten im Satz. Doch dieser musste im "Heute"-Gespräch doch noch erzählen, dass seine Frau seit dem ersten Tag sein "Goldnugget" war. Und auch, dass sie sich jeden Tag ein bisschen mehr schätzen würden. "Wir brauchen keine Juwelen oder Geschenke, wir haben uns". Nur reden solle er nicht immer so viel und sich nicht gehen lassen. "In unserem Alter muss man schon etwas tun, um einigermaßen fit zu bleiben. Da schimpf' ich immer mit ihm", so Elfriede.

"Sie ist mein Ein und Alles"

Michael könne sich ein Leben ohne seiner Frau nicht vorstellen. "Jeden Tag in der Früh schaue ich nach dem Aufwachen sofort, ob Elfi noch neben mir liegt. Man muss jeden Tag miteinander schätzen, nicht nur in unserem Alter".  Aktuell freuen sich die beiden auf wärmere Tage und den gemeinsamen Sommer.

Ehrung der Stadt zur Gnadenhochzeit

Wie schon zur Goldenen Hochzeit wurde das Ehepaar auch zur Gnadenhochzeit von der Stadt Wien mit einer Ehrung überrascht. "Es war die schönste Feier, mit wunderschönen Blumen und einem Gläschen Sekt", erinnert sich Elfriede. Die neue Ottakringer Bezirksvorsteherin, Stefanie Lamp, würden sie überdies sehr schätzen, generell hätten die auch in der Vergangenheit immer eine gute Beziehung zur Bezirksvorstehung gehabt. "Stefanie Lamp kümmert sich um die alten Menschen im Bezirk, das ist toll", freut sich das Ehepaar.