Kurz vor Olympia

Schwimmstar über Österreich: "Sportliches Shithole"

Der Freischwimmer Jan Hercog äußert Bedenken über Österreichs Schwimmeinrichtungen. Vor Olympia lässt er sich aber nicht mehr stoppen.

Sport Heute
Schwimmstar über Österreich: "Sportliches Shithole"
Jan Hercog geht für Österreich bei Olympia im Open-Water-Schwimmen an den Start.

Österreichs beliebteste Sportarten sind Fußball und Skifahren. Der heimische Fußball befindet sich seit längerer Zeit im Aufschwung, die Erfolge im Skisport lassen zwar nach, trotzdem ist die Beliebtheit ungebremst. In diese zwei Sportarten fließt auch das meiste Geld.

Abseits der beiden Steckenpferde hat Österreich jedoch großen Aufholbedarf. Besonders Randsportarten kämpfen mit schlechter Infrastruktur. Dies spürt auch Open-Water-Schwimmer Jan Hercog.

"Österreich ist sportliches Shithole"

Der Grazer vertritt Österreich als erster Freiwasserathlet bei den Olympischen Spielen. Die Qualifikation schaffte er bei der WM in Doha, wo er den 16. Platz belegte. Beim zehn Kilometer Freischwimm-Bewerb wird er am 9. August an den Start gehen. Kurz vor den Olympischen Spielen kritisierte er jetzt im Interview mit der "Kleinen Zeitung" Mängel in der österreichischen Schwimm-Infrastruktur.

"Leider Gottes: Österreich ist ein sportliches Shithole, abgesehen vom Fußball. Ein Beispiel: Wir haben in Österreich insgesamt drei, vier Schwimmhallen mit 50-m-Becken, in Ungarn haben sie die erste schon fünf Meter nach der Grenze. In Wien gibt es keine Wasserfläche für Leistungssportler, in Deutschland in jeder größeren Stadt", so der Steirer.

Deshalb habe er auch seine Heimatstadt Graz verlassen. Er trainiert nun in Halle in Deutschland, wo es acht 50-Meter Bahnen gibt und er rund um die Uhr trainieren kann. Generell sieht er die deutsche Schwimm-Infrastruktur klar vor Österreich.

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    Imago, Reuters

    "Für Leistungssport zu wenig"

    "Dazu gibt es einen Schwimmkanal mit Gegenstromanlage. In Halle gibt es eigene Sportwissenschaftler nur für die Blutabnahmen. Das ist eine ganz, ganz andere Hausnummer als hier in Österreich – und speziell in der Steiermark."

    In Österreich dagegen müsse er für eine Stunde Training 50 Euro zahlen. "Da könnte ich mir mit meinem Trainingspensum nicht einmal eine Saison leisten", meinte der Grazer und fügte an: "Für Leistungssport auf sehr hohen Niveau ist das halt auch zu wenig".

    Wasserqualität kein Thema

    In den letzten Wochen war ein Schwimmwettbewerb in der Seine noch fraglich. Die Wasserqualität wurde angezweifelt. Als Symbolakt badete deswegen die französische Sportministerin rund zwei Wochen vor den Olympischen Spielen in der Seine. Auch für Hercog ist die Wasserqualität kein Thema: "Ich schwimme, was da auch immer kommen mag. Olympia nimmt mir auch keine Wasserqualität mehr".

    Auf den Punkt gebracht

    • Der österreichische Freiwasserschwimmer Jan Hercog kritisiert die mangelnde Schwimm-Infrastruktur in Österreich und bezeichnet das Land als "sportliches Shithole"
    • Er trainiert nun in Deutschland, wo er bessere Bedingungen vorfindet, und vertritt Österreich bei den Olympischen Spielen
    • Trotz Bedenken zur Wasserqualität schwimmt er entschlossen in Tokio
    red
    Akt.
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