Notfallpläne
Schweden-Minister warnt die Bevölkerung vor Krieg
Hochrangige Sicherheitsbeamte der schwedischen Regierung warnen vor einem möglichen Krieg: Sie fordern, dass sich das Land vorbereitet.
"Viele haben es schon vor mir ausgesprochen, aber lassen Sie es mich kraft meines Amtes sagen: Es könnte einen Krieg in Schweden geben", sagte Carl-Oskar Bohlin, seines Zeichens Minister für Zivilschutz der schwedischen Regierung, an der alljährlich stattfindenden Sicherheitskonferenz Folk och Försvar (Volk und Verteidigung). Dann wandte er sich direkt an seine Landsleute und fragte sie: "Wer bist du, wenn der Krieg kommt?"
Jeder solle sich dieser Frage stellen, so Bohlin. Und alle müssten sich auf den "Worst Case", also etwa einen Krieg mit Russland vorbereiten, bevor es zu spät sei. Zeit könne "unsere wertvollste, nicht erneuerbare Ressource" sein, und untätig zu bleiben sei "kein Modus Operandi". Er forderte alle Schwedinnen und Schweden auf, mit den entsprechenden Vorbereitungen zu beginnen.
"Landesverteidigung geht uns alle an"
Dazu zählten das Bereitstellen von Notfallplänen und Ressourcen durch die Gemeinden, um die Versorgung mit Wasser, Strom und Lebensmitteln im Krisenfall sicherzustellen, aber auch die mentale Vorbereitung jedes Einzelnen, ohne Handy oder Heizung auszukommen. "Die Landesverteidigung betrifft nicht nur das Militär, sondern zehn Millionen Menschen, also die ganze Bevölkerung." Bohlin forderte seine Landsleute zudem auf, sich einer freiwilligen Hilfsorganisation anzuschließen. Im Krisenfall könnte auch eine zivile Wehrpflicht für Feuerwehrleute, Rettungspersonal und andere Fachleute erlassen werden.
Nach Bohlins Weckruf schloss sich auch Micael Bydén an, der Oberbefehlshaber der Armee. Dieser verwies auf die Erfahrungen aus der Ukraine, wo sich das Land über Jahre auf einen möglichen Krieg vorbereitet habe. "Schauen Sie sich die Nachrichten aus der Ukraine an und stellen Sie sich die einfachen Fragen: Wenn das hier passiert, bin ich darauf vorbereitet? Was sollte ich tun? Habe ich alles bereit?" Je mehr die Menschen nachgedacht und sich vorbereitet hätten, "desto stärker wird unsere Gesellschaft sein".
Selbstversuch: ein Wochenende ohne Strom
Ansätze dazu lieferte Anna-Maria Axelsson, Präsidentin der Organisation "Schwedens zivile Verteidigung", am Fernsehen: Man solle einmal versuchen, die heizbare Wohnfläche auf einen Raum zu reduzieren und als Experiment versuchen, ein Wochenende ohne Strom auszukommen.
Hintergrund der ernsten Warnungen ist die zunehmende Bedrohung des Westens durch Putins Regime. Mit dem künftigen Beitritt Schwedens zur Nato dürfte diese nicht kleiner werden.