Sport
Schwab: "Rapid muss ein neues Gesicht bekommen"
In vier Wochen bestreitet Rapid das erste Pflichtspiel: daheim gegen Inter. Kapitän Stefan Schwab verrät "Heute" den Schlachtplan bis dahin.
Herr Schwab, wie bereitet sich Rapid auf den 14. Februar vor?
Stefan Schwab: "Bislang haben wir uns noch nicht mit taktischen Plänen beschäftigt. Zuerst müssen wir schauen, dass wir körperlich in Schuss kommen. Wir hatten viele englische Runden, das Training hat darunter gelitten. Deshalb müssen wir ein bisschen was aufholen. Im Camp in der Türkei kristallisiert sich dann sicher was heraus, vor allem nach den Testspielen. Da wird der Trainer die eine oder andere Variante oder Personalie ändern."
Der Liga-Herbst war blamabel. Steckt er noch in den Köpfen?
"Stimmt, in der Liga war es blamabel. Im Cup und der Europa League war es aber gut. Diese Dinge geben uns Mut für die zweite Saisonhälfte. In der Bundesliga müssen wir uns steigern, das ist ganz klar. Wir müssen wieder ein Gesicht bekommen, das haben wir nämlich verloren. Wir haben unsere Stärken eingebüßt, wenig Chancen kreiert, kaum Tore erzielt. Das müssen wir uns zurückerarbeiten."
Hat sich der Negativlauf auch auf das Privatleben ausgewirkt?
"Den Tabellenplatz nimmt man mit nach Hause, das ist klar. Man muss zwar versuchen, abzuschalten und zu differenzieren, aber das ist nicht immer leicht. Es liegt einem schon im Magen. Aber: Wir sind Profis, wir müssen mit solchen Situationen umgehen können. Es wäre der falsche Weg, wenn man sich privat dann noch weiter runterziehen lässt. Durch Mut und Arbeit kommt man da wieder raus."
Mit Srdjan Grahovac und einem Stürmer kommen "nur" zwei Neue fürs Frühjahr. Reicht das?
"Ich weiß, dass Trainerteam und Sportdirektor eine Wieso-Analyse vornehmen – wieso haben wir in der Liga so versagt. Sie werden sicher ihre Ideen haben und an der einen oder anderen Schraube drehen. Ob das Transfers sind, das System oder die Taktik ist, wird man sehen. Es muss auf jeden Fall etwas getan werden. Im Winter ist es bekanntlich immer schwer mit Spielertransfers. Wir haben trotz allem einen großen Kader. Der ist so aufgestellt worden, dass wir damit die Saison bestreiten. Es ist daher momentan nicht viel mehr möglich. Was dann im Sommer passiert, wird man sehen."
Zu Grahovac: Er war bereits Ihr Nebenmann: Wie gut harmoniert ihr?
"Es geht gar nicht so um uns zwei, sondern um die ganze Mannschaft. 'Gracho' ist ein positiver Typ, ein Spieler mit einer guten Mentalität. Er ist von seiner Art und Weise, wie er am Platz auftritt, sicher ein Führungsspieler. Er bringt einen guten Zug rein. Wir kennen ihn gut, wissen, was wir von ihm bekommen."
Realistisch gesehen wird es im Frühjahr im unteren Playoff weitergehen. Ist man sich bei Rapid dessen bewusst?
"Das beschäftigt uns momentan noch wenig. In der Vorbereitung ist es kein Thema. Aber wir wissen natürlich, dass wir vier Siege bräuchten und die anderen patzen müssen. Ein schwieriges Unterfangen. Wenn der Start gegen Salzburg gelingt, bekommen wir vielleicht noch einmal Schwung. Wir werden auf alle Fälle alles reinhauen. Und auch über Cup und dem unteren Playoff kann man noch in den Europacup."
Das Trainingslager in Belek steht bevor. Rapid sitzt bekanntlich im selben Flieger wie die Austria. Fürchten Sie, dass es nach dem 1:6 zu Schmähungen kommen könnte?
"Angenehm ist es natürlich nicht, vor allem nach der Derby-Niederlage. Aber wir sind Profis genug, können damit umgehen. Keiner wird sich viel für den anderen interessieren. Wir werden schon nicht nebeneinander sitzen."
Positives gibt es von Ihrem Ex-Kollegen Maxi Wöber zu vermelden, der von Ajax zu Sevilla wechselt. Eine gute Entscheidung?
"Persönlich freut es mich richtig für ihn. Wenn man sich seine Karriere anschaut, ist es bis jetzt wunderbar gelaufen. Er hat mit Ajax Champions-League-Erfahrung sammeln dürfen, jetzt geht er in die beste Liga der Welt zu einer Top-Vier-Mannschaft. Es ist eine richtig geile Geschichte für Maxi. Von seinem Spielstil her kann ich mir gut vorstellen, dass er nach Spanien passt. Er ist für seine Größe fußballerisch sehr begabt, hat ein gutes Passspiel, eine gute Übersicht. Was ich gesehen habe, spielt Sevilla mit Dreierkette. Dort kann er als halblinker Innenverteidiger eine gute Rolle spielen. Ich persönlich habe ihm absolut geraten, dass er das machen muss. Das ist eine Riesenchance. Dort spielt er gegen die besten Vereine, gegen die besten Spieler der Welt. Richtig geil."
Ein anderer ÖFB-Legionär, nämlich Marko Arnautovic, soll ein Angebot aus China vorliegen haben. 336.000 Euro pro Woche sind im Gespräch. Würden Sie wechseln?
"Man muss sich anschauen: Was sind seine Ziele, was will er. Ich denke, er verdient in England auch nicht so schlecht, es geht ihm nichts ab. Ich glaube, dass er noch nicht seinen sportlichen Horizont erreicht hat. Er könnte in der Premier League noch einen Step machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es den einen oder anderen Interessenten von weiter oben gibt. Wenn ich er wäre, würde ich schauen, dass ich in England noch einen guten Vertrag unterschreibe. Aber es ist seine Geschichte. Wenn er China gerne machen will und das für seine Familie auch passt, muss man das respektieren."