Österreich
Tschetschenen-Mafia jagte Pizzeria in die Luft
Die spektakuläre Explosion in Hollabrunn im März ist geklärt: Die Polizei konnte nun einen Mafiaring der Tschetschenen ausheben.
Es waren dramatische Szenen im März um 2 Uhr morgens in Hollabrunn: Eine Pizzeria flog in die Luft - überall zertrümmerte Fahrzeuge, zerstörte Gebäude, Häuser wurden geräumt, Anrainer in Ersatzwohnungen umgesiedelt ("Heute" berichtete). Jetzt ist klar: Es war ein Anschlag der Tschetschenen-Mafia.
"Es war ein gezielter Schlag gegen das organisierte Verbrechen. Am 23. August waren insgesamt 150 Beamte im Einsatz. Es wurden neun Haftbefehle und 16 Hausdurchsuchungen in Wien, Krems und St. Pölten vollzogen. Zudem konnten mehrere Schusswaffen und Suchtmittel sichergestellt werden", verkündete Innenminister Wolfgang Sobotka (VP) am Freitag. Alle Verdächtigen waren, bis auf einen Tunesier, Tschetschenen. Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung, schwerer Betrug, Brandstiftung, Erpressung, Nötigung, verbotener Waffenbesitz sowie Drogenhandel vorgeworfen.
Schon in Wien auffällig
Rückblick: Anfang Februar 2017 waren auf der Donauinsel in der Nähe des Schulschiffes 22 Tschetschenen vorübergehend festgenommen worden, nachdem mehrere Schusswaffen, unter anderem eine Maschinenpistole der Marke UZI, gefunden wurden ("Heute" berichtete). Nur: Die Verdächtigen zeigten sich nicht gesprächig, den Staatsanwälten war die Suppe zu dünn - sie ließen einen Großteil der Bande frei. Am 13. März jagten die Verbrecher schließlich die Pizzeria in der Hollabrunner City in die Luft. Grund: Streitigkeiten beim Schutzgeld. Die Feuerwehr mussten den Großbrand löschen.
SOKO verhaftet Täter
Die SOKO "Gambit" (Anm.: eine Sonderkommission, die sich mit Strukturermittlungen gegen tschetschenische Straftäter in ganz Österreich auseinandersetzte) war den Verdächtigen jedoch lange auf der Spur - am Mittwoch wurde der Mafiaring, mit Hilfe der Eko Cobra, dem LKA NÖ sowie LKA Wien und Hundestaffeln schließlich zerschlagen. Das Einschreiten der Polizei erfolgte ohne Aufsehen und ohne besondere Vorfälle. Neun Männer sitzen in Haft, nach drei weiteren Verdächtigen wird gefahndet. "Ein voller Erfolg", so Wolfgang Sobotka zufrieden.
Dass der Ausdruck Mafia nicht übertrieben ist, unterstreicht ein Ermittler: "Eine Frisörin etwa musste 1.000 Euro im Monat Schutzgeld zahlen, ein Arzt ausländischer Herkunft wurde gezwungen, Stich- und Schussverletzungen zu behandeln und den Mund zu halten."