Im Nebenjob
Schumacher gibt Comeback mit 680 PS
Mick Schumacher sitzt wieder in einem Rennwagen. Sein Traum bleibt ein Cockpit in der Formel 1.
Als in der Welt des Motorsports der Boden wackelte, hielt auch Mick Schumacher kurz inne. Und war in diesem Moment bloß ein verblüffter Beobachter. "'Krass'", erinnert er sich, dies sei der erste Gedanke gewesen. Der Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari sendete seismische Wellen durch die Formel 1, auch Schumacher war höchst überrascht - ist aber alles andere als außenstehend. In einem Jahr wird bei seinem Arbeitgeber Mercedes Hamiltons Cockpit frei, und Ersatzpilot Schumacher hat ja weiterhin ein klares Ziel.
Die neuen Formel-1-Boliden der Saison 2024
Langstrecken-WM im 680-PS-Boliden
"Mein Traum ist und bleibt die Formel 1", sagt er vor dem Saisonstart, "ich verfolge das alles sehr genau. Doch letztlich kann ich mich nur mit guten Leistungen wieder für ein Cockpit empfehlen." Zu diesem Zweck ändert der Sohn des Rekordweltmeisters die Strategie, an der Seitenlinie bei Mercedes steht er nicht mehr bei jedem Rennen. Er hat jetzt einen Nebenjob.
Schumacher bestreitet für das französische Alpine-Team die Langstrecken-WM, und wenn die Formel 1 am kommenden Samstag in Bahrain ihre Saison startet, ist Schumacher gar nicht weit entfernt gefordert: In Katar, nur gut 100 Kilometer Luftlinie entfernt, beginnt fast zeitgleich die Herausforderung in der WEC. Fünf Meter lang und zwei Meter breit sind die Prototypen dort, über viele Stunden müssen sie um die Strecke gejagt werden, der Hybridmotor liefert 680 PS. Schumacher will dort lernen, er will sich nach einem Jahr Pause auch wieder vermehrt präsentieren.
"Ich will Rennen fahren"
"Aber in erster Linie will ich dort Rennen fahren", sagt er: "Das ist das, was ich seit meiner Kindheit mache und was ich so vermisst habe im vergangenen Jahr. Es war schon ziemlich hart, bei den Rennen nicht einsteigen zu dürfen." Es gehe also vor allem darum: "Endlich wieder Zweikämpfe, endlich wieder Racing."
Die Außenwirkung der Langstrecken-WM ist fraglos nicht vergleichbar mit der Formel 1, einen gewaltigen Höhepunkt gibt es aber doch: Die 24 Stunden von Le Mans im Juni sind eines der größten Rennen im Motorsport, Schumacher hat also durchaus Gelegenheit, sich ins Schaufenster zu stellen. Und zwar nicht ausschließlich für Mercedes.
Denn ob und inwieweit überhaupt Chancen auf Hamiltons Cockpit bestehen, ist unklar. Gut möglich, dass die Silberpfeile beim Ersatz für den Rekordweltmeister eine größtmögliche Lösung anstreben - eine solche ist Schumacher nach zwei Jahren beim Hinterbänklerteam Haas (2021/2022) nicht möglich gewesen. Das Jahr 2025 dürfte dennoch Möglichkeiten eröffnen, zahlreiche Verträge laufen dann aus, übrigens auch bei seinem neuen Arbeitgeber: Alpines Formel-1-Piloten Pierre Gasly und Esteban Ocon sind jeweils nur bis Ende 2024 gebunden.
Es steht also nun ein Jahr des steten Wechsels an, zwischen Langstrecke und Formel 1. Sechs der acht WEC-Termine kollidieren mit den 24 Rennen der Königsklasse, ansonsten wird Schumacher immer mit Mercedes reisen. Sollten Hamilton oder George Russell kurzfristig ausfallen, soll zudem der Job als Ersatzpilot Vorrang haben.
Überhaupt spielt die Formel 1 weiterhin die Hauptrolle. Was denn mehr Gewicht hätte, ein Sieg in Le Mans oder die Rückkehr ins Stammcockpit, wurde Schumacher zuletzt bei RTL gefragt. Das sei "easy", sagte der 24-Jährige. Es sei immer die Formel 1.