Wien
Leiche lag im Haus – Schüler hatten normalen Unterricht
Der Tod eines Wiener Schulwartes schockiert auch am Tag nach der Tat. Nun kritisieren einige Eltern aber auch das Verhalten der Schulleitung.
Am Montagmorgen wurde, wie berichtet, in einer Simmeringer Volksschule ein Schulwart (46) mit Stich- und Schnittverletzungen aufgefunden. Trotz sofort eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen verstarb der Mann noch an Ort und Stelle. Die Ermittlungen konzentrieren sich zur Stunde auf eine männliche Person, die die Schule gegen 6.30 Uhr über den Haupteingang verlassen haben sollen.
Die gesuchte Person war schlank, hatte einen jugendlichen Gang und war etwa 1,75 und 1,85 Meter groß. Zudem trug der Verdächtige eine dunkle Hose, einen dunklen Hoodie mit einer Kapuze auf dem Kopf und eine weiße Gesichtsmaske.
Leiche wurde erst am Nachmittag abgeholt
Am Dienstag begab sich "Heute" zu einem Lokalaugenschein zur Schule. Die Betroffenheit war auch am Tag nach der Tat allen Anwesenden ins Gesicht geschrieben. Ein Kollege des Schulwarts hängte Österreichfahne vor dem Schulgebäude auf Halbmast. Die Stimmung wurde als "ruhiger als sonst" beschrieben.
Am Tag danach ist allerdings nicht nur die Fassungslosigkeit über das Geschehene, sondern auch der Ärger über das Vorgehen der Schule groß. Eltern schildern gegenüber "Heute", dass die Kinder nicht über den Vorfall informiert worden seien und sie die Tat erst aus den Medien erfuhren. Der Leichnam des Schulwarts soll nämlich erst gegen 15 Uhr abgeholt worden sein. Bedeutet: Während die Spurensicherung am Tatort ermittelte und die Leiche noch im Gebäude lag, wurde der Unterricht wie gewohnt abgehalten.
Die Direktorin der Schule rechtfertigt sich gegenüber "Heute" mit einer Nachrichtensperre, die am Montag auf Grund laufender Ermittlungen verhängt worden sei. "Es ist schlimm genug, was passiert ist. Jetzt wird heute ein möglichst normaler Schultag ablaufen", erklärt sie. "Polizisten sind vor Ort. Für die Sicherheit der Kinder ist gesorgt."
Schulwart S., ein Ur-Simmeringer, war vor einiger Zeit mit seiner Familie (Frau und bereits erwachsener Sohn) ins burgenländische Weiden am See (Bezirk Neusiedl am See) gezogen. Deshalb soll er auch ab und zu vor seinem Dienst in der Schule übernachtet haben. Sein Auto, ein Schwarzer Skoda Oktavia mit Neusiedler Kennzeichen steht noch vor dem Schulhaus.
Auch Politik zeigt sich schockiert
Am Dienstag reagierte auch Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) auf die schrecklichen Vorfälle. "Mir fehlen die Worte", heißt es in einer entsprechenden Aussendung. "Die Tat lässt uns alle, die wir Verantwortung für die Wiener Schulen tragen, fassungslos zurück. Wenn ein Mensch seines Alters, der mitten im Leben stand, unter diesen Umständen das Leben verliert, ist das schlichtweg nicht begreiflich", so Wiederkehr, der Familie und Freunden sein "aufrichtiges Beileid" ausrichtet.
Die Abteilungsleiterin der Abteilung Schulen, Andrea Trattnig ist ebenfalls tief erschüttert: "Als Dienstgeberin bin ich fassungslos und zutiefst betroffen. Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen unseres Kollegen" , so Trattnig. An allen Wiener Schulen wird Trauerbeflaggung angebracht und ein Krisenteam ist an der Bildungseinrichtung tätig, um betroffene Kollegen vor Ort bestmöglich zu unterstützen.