Strafen für Eltern
Schulstangln explodiert – Schon 2.322 Anzeigen in Wien!
Die sogenannten Schulpflichtverletzungen sind in Wien rasant gestiegen: Von 1.797 auf 2.322 – ein Plus von rund 30 Prozent! Mit Folgen für die Eltern.
Fehlende Deutschkenntnisse, Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern, Gewalt, Mobbing und viel Bürokratie: Lehrer müssen an vielen Fronten kämpfen. Ebenfalls ein immer wiederkehrendes Problem: Kinder und Jugendliche, die der Schule unentschuldigt fernbleiben. Nach dem Schulpflichtgesetz müssen Erziehungsberechtigte bereits mit einer Anzeige rechnen, wenn ihre schulpflichtigen Kleinen (bis zur 9. Schulstufe) an mehr als drei Schultagen fehlen.
Und dies ist offenbar immer häufiger der Fall, wie die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen Nationalratsabgeordneten Barbara Neßler an Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) zeigt.
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Wien ist negativer Anzeigen-Spitzenreiter
Wenig überraschend: Wien ist mit 2.322 Anzeigen im vergangenen Schuljahr Spitzenreiter, gefolgt von Oberösterreich (1.993). Aber auch das relativ kleine Bundesland Tirol brachte es auf 360 Anzeigen. Nur in Salzburg, Kärnten und Vorarlberg gab es keine Anzeigen.
Es ist aber nicht nur die Höhe der Anzeigen, die alarmierend ist, sondern auch der rasante Anstieg: So hat sich die Zahl der Anzeigen in der Bundeshauptstadt von 2019/20 (791 Anzeigen) bis 2022/23 (2.322 Anzeigen) fast verdreifacht. Im Vergleich zum vergangenen Schuljahr sind die Anzeigen um rund 30 % in die Höhe geschossen.
„Wir informiere die Eltern, letztendlich können wir aber nur Anzeige erstatten, und es wird vom Magistrat gestraft“
Ein Grund dafür könnte auch sein, dass Schulen vor allem in Wien sehr restriktiv bei Schulpflichverletzungen vorgehen: "Wir informieren die Eltern im Vorfeld, probieren dem entgegenzuwirken und schalten auch eine Schulsozialarbeiterin ein. Letztendlich können wir aber nur Anzeige erstatten, und es wird vom Magistrat dementsprechend gestraft. Schließlich ist es die Aufgabe der Eltern, dafür zu sorgen, dass die Kinder in die Schule kommen", erklärte Thomas Fitzko, Direktor der Mittelschule am Campus Berresgasse (Donaustadt) in einem "Heute"-Gespräch. Ob die Strafen allerdings wirklich zielführend sind, bleibt offen.
Auf den Punkt gebracht
- Die Zahl der Anzeigen wegen Schulpflichtverletzungen in Wien ist im vergangenen Schuljahr um rund 30 Prozent auf 2.322 gestiegen
- Trotz Bemühungen der Schulen, Eltern zu informieren und Schulsozialarbeiter einzuschalten, bleibt die Wirksamkeit der Strafen fraglich