Österreich

Schülertaxi-Lenker verging sich an Behinderter (13)

Mehrjährige Haftstrafen gegen einen Mietwagenlenker (59) und seine Chefin (54). Der Mann hatte eine Behinderte jahrelang missbraucht.

Heute Redaktion
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Die bloße Anklage gegen Walter K. (59) und Mietwagen-Unternehmerin Brigitta S. (54) aus NÖ ist schwer zu ertragen: Der 59-Jährige hat laut Staatsanwaltschaft ein damals unmündiges Mädchen (2003 geboren) jahrelang (Anm.: erstmals hat er das Kind im Jahr 2009 chauffiert, Übergriffe ab 2016) zur Schule chauffiert, soll dabei rund 20 Mal über das Opfer hergefallen sein und es sexuell missbraucht haben.

Mäderl vertraute Täter

Das behinderte Mäderl Saskia (Name geändert), das in die Waldschule ging, hatte gegenüber Walter K. blindes Vertrauen, war sehr anhänglich, sah in dem Mann eine wichtige Bezugsperson. Angestiftet wurde der Mann, der auch eine Lebensgefährtin (Anm.: mit dieser war er weit über 10 Jahre zusammen) hatte, von seiner Chefin und Liebhaberin. Walter K. war seiner Chefin regelrecht hörig, die Blondine verwendete auf Facebook den Namen "Gipsy Dewo" (Anm.: Sie hatte mehrere Fake-Accounts) und gab ihrem Lover Anweisungen zum Missbrauch. Das Duo soll die Schandtaten zudem gefilmt haben.

Widerlich: Begonnen hatte die abscheuliche Tatserie im Frühsommer 2016 übrigens via Small-Talk per Chat – Walter K. schrieb seiner Chefin alias "Gipsa Dewo": "Saskia sitzt gerade auf meinem Schoß." Sie schrieb zurück: "Mach das Hosentürl auf und schau was passiert." (Anm.: er wusste offenbar anfangs wirklich nicht, wer hinter "Gipsy Dewo"-Account steckt). In der Folge wurden die Missbräuche immer abartiger, aufwändiger und ekelhafter. Anfang 2017 erkannte Walter K. schließlich, was er Saskia angetan hatte und versuchte von da an, den Transport von Saskia zu vermeiden. Er suchte nach Ausreden, ließ sich in den Innendienst versetzen. Brigitta S. hatte von da an wiederum Angst, dass die Causa auffliegen könnte und bastelte von 2017 an an ihrer grundsätzlich gut eingefädelten Erpressungsstory.

Die 54-Jährige präsentierte eben, als es für sie schon eng wurde, die Lügengeschichte, sprach von Erpressung: Unbekannte Täter würden Geld fordern (und sie hätte bereits drei Zahlungen in der Gesamthöhe von 14.000 Euro getätigt), sonst würden die grauslichen Videos veröffentlicht werden. Sie ging mit einigen Porno-Bildern zur Lebensgefährtin von Walter K., diese rief den Sohn von Walter K. an. Der Sohn glaubte die Erpressungsstory nur ganz kurz, hatte schnell einen furchtbaren Verdacht.

Sohn deckte Fall auf

Ende Mai setzte der Sohn des Täters, ebenfalls ein Mietwagen-Unternehmer, seinem Vater ein zweiwöchiges Ultimatum: Selbstanzeige oder Anzeige. Wie berichtet erstattete der Sohn am 10. Juni Anzeige, der 59-Jährige wurde neun Tage später festgenommen. Dreist: Nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Walter K. schrieb Brigitta S. einen Entschuldigungsbrief an alle Eltern (=Kunden). Und bei Saskias Eltern erschien die Mietwagen-Chefin sogar persönlich mit einem "Entschuldigungspaket".

Nur im Zuge der sehr umfangreichen Ermittlungen der Polizei (Anm.: die Exekutive ermittelte längere Zeit auch wegen Erpressung), geriet Brigitta S. immer mehr in Verdacht. Schließlich wurde auch die Blondine, nachdem das gesamte Lügenkonstrukt zusammengebrochen war, am 13. Juli verhaftet. Der Lenker zeigte sich sofort geständig, die 54-Jährige teilweise geständig. Und: Sie hatte ihn in den Jahren 2017 und 2018 schon mehrmals von einer Selbstanzeige und Anzeige abhalten können.

Beim Prozess am Freitag am Landesgericht Korneuburg zeigten sich sowohl der 59-Jährige als auch die vierfach vorbestrafte 54-Jährige inhaltlich geständig. Bei der Vernehmung des Opfers wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen, um 11 Uhr war der Sohn (34) des Angeklagten im Zeugenstand, sagte gegen seinen Vater aus.

Die (nicht rechtskräftigen) Urteile des Schöffensenates: 6 Jahre für den 59-Jährigen und 4 Jahre Haft für die 54-Jährige. (Lie)