Streit um Handyverbot

Schul-Mobbing: „Bis zum Selbstmordversuch getrieben“

Beleidigungen werden zur Qual. Schüler sind verzweifelt. Jeder Dritte ist Mobbing-Opfer.

Newsdesk Heute
Schul-Mobbing: „Bis zum Selbstmordversuch getrieben“
Soziale Medien verstärken und beschleunigen den grausamen Effekt von Mobbing.
Getty Images/iStockphoto

Schulen als Zentren der Gewalt – körperlicher wie auch psychischer. Jeder dritte Schüler ist bereits Opfer von Mobbing, das belegt eine Studie („Recht auf Schutz vor Gewalt“ der Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs, 2020). Tendenz steigend.

In der Studie erzählen Jugendliche, "von Mobbing aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Gewichts bzw. Aussehens oder weil sie einfach anders sind. Neben Abwertungen und Beleidigungen kam es dabei auch zu physischer Gewalt."

Handyverbot für ganzes Land angedacht

Die Tatwaffe bei Mobbing ist meist das Handy. Schnell ist eine Beleidigung, ein peinliches Foto gepostet. Österreichweit wird in vielen Schulen ein Handyverbot diskutiert. In der Steiermark wird gerade geprüft, ob ein generelles Handyverbot in Schulen im ganzen Bundesland umsetzbar wäre. Aus dem Büro des ÖVP-Landesrats Werner Amon heißt es, "die Bildungsdirektion arbeitet gerade an einem Vereinbarungsentwurf, wie ein Handyverbot ausgestaltet sein könnte." Der Vorschlag soll bis Ende des Schuljahres stehen.

Immer wieder gibt es in Schulen neue Hypes um Gewaltexzesse. Evelyn Kometter, Vorsitzende des Dachverbands der Elternvereine, beschreibt etwa das "Happy Slapping": "Teenager verprügeln einen Schulkollegen, filmen sich dabei und stellen es dann auf Snapchat." Auch das ist ein Trend in unseren Schulen.“

Tatort Snapchat, Insta und TikTok

Denise Schiffrer-Barac von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark sagt im Gespräch mit "Heute": "Es passiert auf Snapchat, Instagram, TikTok. Kinder sind immer früher auf diesen Kanälen unterwegs. Das muss man zur Kenntnis nehmen, auch wenn es oft nicht einmal legal ist."

Die Belastung für Kinder steigt ins Unermessliche
Denise Schiffrer-Barac
Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark

Das Allerwichtigste, laut Expertin: "Kinder sind von Haus aus nicht böse oder schlecht. Sie brauchen klare Regeln, Anleitung und Stabilität. Aber das fehlt leider immer öfter." Und weiter: "Erwachsene müssen Vorbild sein. Im echten Leben schlagen wir auch niemandem ins Gesicht, nur weil er einen roten Pullover trägt. So ist das aber in der virtuellen Welt."

Das Mobbing auf sozialen Medien wird bis zum Exzess betrieben: "Wegen Mobbing gab es auch in Österreich Selbstmordversuche. Die Belastung für die Kinder und Jugendlichen steigt ins Unermessliche."

Schiffrer-Barac ist dennoch gegen ein Verbot von Handys. Das würde das Problem außerhalb der Schulzeiten nicht lösen. Im Gegenteil, "es wäre noch unkontrollierter". Und wenn es zu schlimmen Fällen von Mobbing in der Schule kommt, dann "kann man das nur systemisch lösen. In Gesprächen mit Ausübenden, Betroffenen, Eltern, Lehrern und auch Schulpsychologen."

Mobbing kann vor Gericht enden

Das Problem an den sozialen Medien, sagt Dunja Gharwal von der Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien: "Beleidigungen oder andere Formen von Mobbing auf sozialen Medien sind ewig abrufbar, sie bleiben." Und das Gepostete kann im Extremfall ein juristisches Nachspiel haben: "Nacktfotos, die herumgeschickt werden. Oder ein Foto aufgenommen in der Umkleidekabine, das könnte strafrechtlich relevant sein. Da fehlt vielen – auch Erwachsenen – das Verantwortungsbewusstsein."

Auch sie ist gegen ein Verbot. Es gehe darum, dass Eltern und auch Lehrer die richtigen Fähigkeiten vermitteln: "Die Stärkung der Kinder, kompetent mit einem Handy umzugehen, das ist die Verantwortung der Erwachsenen."

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    red
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