Jeder Zweite "überaltrig" 

Schüler ist 14 Jahre alt, aber in der 1. (!) MS-Klasse

Wie steht es um das durschnittliche Alter von Mittelschülern in Wien? Ein MS-Direktor gewährt "Heute"-Kolumnist Niki Glattauer einen Einblick.

Niki Glattauer
Schüler ist 14 Jahre alt, aber in der 1. (!) MS-Klasse
Ein MS-Direktor schlägt Alarm: Die Schüler sind teilweise viel zu alt (Symbolbild).
Getty Images/iStockphoto

Ex-Schuldirektor und Lehrer Niki Glattauer widmet sich in seiner neuesten "Heute"-Kolumne zwei Themen: Zum Einen geht es um das "richtige" Alter von Kindern in Mittelschulen – viele sind "überaltrig". Zum Anderen geht es um den Fall einer Mutter, die für ihre 12-jährige Pflegetochter mit sonderpädagogischem Förderungsbedarf verzweifelt eine Nachmittagsbetreuung suchte. 

Jeder zweite Mittelschüler ist "überaltrig"

Eigentlich sollten Sie hier heute meine e-Post-Kolumne finden. Doch diesmal muss ich zwei der vielen Mails an mich ausführlicher behandeln. Das eine kommt von einer Pflegemutter, die den "groben Missstand" beklagt, dass es in Wien "für beeinträchtigte Kinder aus Inklusiven Volksschulen beim Übertritt in die Sekundarstufe keinen Nachmittagsbetreuungsplatz in einem Hort oder einer Sonderschule gibt". 

<em>"Heute"</em>-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
Sabine Hertel

Im zweiten Mail der Alarmruf eines Wiener MS-Direktors, der nach den Schuleinschreibungen auf ein bisher kaum beachtetes Problem hinweist: In Wiens Mittelschulklassen gebe es Jahr für Jahr mehr "überaltrige" Kinder. Christian Klar, Mittelschuldirektor in Floridsdorf (und dort für die ÖVP auch stellvertretender Bezirksvorsteher), schreibt mir: "Auf keiner einzigen Schulstufe habe ich mehrheitlich noch Kinder im richtigen Alter. In meinen 1. Klassen sind es weniger als 40 Prozent, in meinen 3. kaum noch 30 Prozent." Er spricht von einer "Katastrophe".

14 Jahre alt, aber erst in der 1. MS-Klasse

Direktor Klar: "Es wird unter den Tisch gekehrt, aber ich erlebe das Ende der altershomogenen Schulklasse. Schon in meinen 1. Klassen sitzen 61 überaltrige Kinder, 17 davon bereits 12, 13 Jahre alt, einer ist sogar schon 14. Für die Kleinen, die mit 10 zu mir kommen, ist das eine Katastrophe, denn wer überaltrig aus den VS kommt bzw. in der MS in der 1. Klasse sitzt, ist nicht grundlos im 6., 7., oder 8. persönlichen Schuljahr. Darunter leiden aber auch Eltern, Lehrerinnen und damit das Klima in der Klasse."

Klar spricht von Systemversagen und ortet die Probleme in der Überlastung vieler Wiener Problem-Volksschulen, an denen es kaum noch gelinge, "Schüler in vier Jahren reif für die Sekundarstufe zu machen". Einen Hintergrundbericht von mir zur Volksschule als de facto Zwei-Klassen-Schule finden Sie auf dem neuen Portal des "Heute"-Verlags: newsflix.at.

Wien, kinderfreundlichste Stadt? Von wegen!

Ihr Aha-Erlebnis hatte Michaela D., eine Mitarbeiterin der MA 48, als sie ihre Pflegetochter (12) nach der Volksschule nun für die Sekundarstufe im nächsten Schuljahr anmelden wollte und dabei einen Nachmittagsbetreuungsplatz suchte. "Ich musste fassungslos feststellen, dass Wien, das für das Zertifikat der UNICEF als 'kinderfreundlichste Stadt der Welt' eingereicht hat, für SPF-Kinder inklusiver Schulen kein Angebot hat, was Artikel 7 der Bundesverfassung widerspricht."

Nach einer Odyssee, habe sie für Victoria inzwischen einen Schulplatz gefunden, "an dem sie auch nachmittags betreut und unterstützt wird und sozialen Kontakt mit Gleichaltrigen haben wird". Aber nicht in einer öffentlichen Sonderschule, sondern "in einer der wenigen katholischen Einrichtungen, was jedenfalls Anlass ist, mein bisheriges Wahlverhalten zu überdenken". Tja.

Gesamtnote: Unbefriedigend

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • In Wiener Mittelschulen steigt das Problem der "überaltrigen" Schüler, wobei einige bereits 14 Jahre alt sind, aber erst in der ersten Klasse
    • Dies führt zu Schwierigkeiten für Schüler, Eltern und Lehrer
    • Gleichzeitig fehlt es an Nachmittagsbetreuungsplätzen für Kinder mit sonderpädagogischem Förderungsbedarf, was auf ein Systemversagen hinweist
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