Wien

Trotz Behinderung tippt Wienerin (20) "mit links"

Katharina R. leidet an infantiler Zerebralparese. Motorische Einschränkungen halten sie nicht davon ab, ihren Traum vom Schreiben zu verwirklichen.

Yvonne Mresch
Katharina R. (20) möchte Journalistin und Autorin werden. Für das Buch "Wien schreibt Geschichten" erzählte sie ihre Lockdown-Eindrücke.
Katharina R. (20) möchte Journalistin und Autorin werden. Für das Buch "Wien schreibt Geschichten" erzählte sie ihre Lockdown-Eindrücke.
Denise Auer

"Ich habe schon als Kind gerne Geschichten erzählt", lacht Katharina R. "Die Leidenschaft für das Schreiben war immer da." Für die 20-Jährige ist es mehr als ein Hobby: Wenn sie ihre Gedanken auf Papier bringt, kann sie abschalten und in eine andere Welt eintauchen.

"Habe das Fünf-Finger-System gelernt"

Dass sie ihr Hobby ausüben kann, ist allein ihrem unbändigen Fleiß zu verdanken. Denn leicht hatte es die Wienerin nie. Katharina R. leidet an infantiler Zerebralparese, einer angeborenen Lähmung im Großhirn. Die Folge: Ihr motorisches Zentrum ist beeinträchtigt und damit auch die rechte Hand. "Ich kann viele Tätigkeiten nicht normal ausführen, das Gleichgewicht schwer halten. Gehen kann ich zwar, aber für Außenstehende sieht das oft komisch aus." Zudem ist Katharina auf dem rechten Auge blind.

Heuer maturierte die fleißige Wienerin am Schulzentrum Ungargasse, das sie in allen Bereichen unterstützt hat, ihren Traum zu verwirklichen. "Ich habe dort das Fünf-Finger-System gelernt, schreibe am Computer mit einer Hand", erzählt sie. Für das Projekt "Wien schreibt Geschichten" ist sie seit dem Beginn im Jahr 2018 im Einsatz. 

"Im Lockdown fehlte der normale Alltag"

In dem Buch, von dem mittlerweile der dritte Band erschien, schildern Jugendliche aus Wien im Alter von sieben bis 20 Jahren ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle. Der neueste Band beinhaltet zahlreiche Geschichten aus dem Lockdown und handelt von Wünschen, Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Durch Unterstützung der Stadt Wien werden die Bücher nun an Schulen gratis zur Verfügung gestellt. 

Katharinas Geschichte handelt von der Wahrnehmung auf die Landwirtschaft, die sich während der Lockdowns gewandelt hat, wie sie sagt. "Ich bin selbst so aufgewachsen, meine Eltern betreiben in Niederösterreich und Oberlaa Landwirtschaften. Die Geschichte soll ein Plädoyer dafür sein", sagt die ehemalige Schülerin, die selbst mit dem Lockdown zu kämpfen hatte. "Es war komisch, keinen normalen Alltag zu haben. Durch meine Behinderung habe ich alles noch stärker mitbekommen, aber auch versucht, die Chancen zu sehen. Man konnte sich mehr mit sich selbst beschäftigen." 

Die junge Frau vergrub sich in Büchern und entdeckte die Leidenschaft am Lesen neu – oder ging in die Natur. "Sie gibt Kraft, man kann sich dort darauf besinnen, was wichtig ist." Für die Zukunft hat Katharina R. ganz klare Pläne: "Ich will Journalismus studieren und meine Leidenschaft zum Beruf machen!"

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