Österreich

Schraube aus Knochen lässt Mädchen (12) wieder gehen

Im Uniklinikum Graz wird jungen Patienten mit Knochenbrüchen wie Anna R. mit einem weltweit einzigartigen Angebot geholfen: Schrauben aus Knochen.

Sandra Kartik
Anna R. brach sich das Schienbein und bekam von Ferdinand Füsi (l.) und seinem Team in der Unklinik Graz eine neuartige Knochen-Schraube eingesetzt.
Anna R. brach sich das Schienbein und bekam von Ferdinand Füsi (l.) und seinem Team in der Unklinik Graz eine neuartige Knochen-Schraube eingesetzt.
LKH-Univ. Klinikum Graz / Jürgen Fechter

Anna R. kann diesen Sommer endlich wieder Radfahren und mit ihren Freunden ins Schwimmbad gehen. Monatelang war Bewegung für die 12-Jährige nämlich nur eingeschränkt möglich. Im Winter brach sie sich das Schienbein beim Sprunggelenk, als sie mit dem Zipfelbob abhob und auf dem Knöchel landete. Ein Spalt-Gips brachte nicht die gewünschte Heilung, in der Uniklinik Graz wurde der Schülerin in der Kinder- und Jugendchirurgie eine ganz besondere Operation nahegelegt.

Schrauben werden Teil des Körpers

Als einziges Spital weltweit wird hier seit kurzem ein besonderes Verfahren für junge Patienten in der Trauma-Versorgung angeboten: Schrauben werden hier nicht nur aus Metall, sondern aus Spender-Knochen eingesetzt. "Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten", so das Krankenhaus.

"Die Knochen-Schrauben haben einen riesigen Vorteil: Sie müssen nicht mehr entfernt werden, denn durch einen biointelligenten Prozess, der bereits in den ersten 24 Stunden nach der OP einsetzt, wird das Implantat in körpereigenes Knochengewebe umgebaut“, erklärt Kinder- und Jugendchirurg Thomas Petnehazy. "Es kommt zu keinen lokalen Reizzuständen oder einer Lockerung, die wir etwa bei Metallschrauben", ergänzt Trauma-Teamleiter Ferdinand Füsi.

Schneller Eingriff, ein Monat Gips

Die junge Steirern musste nicht lange überlegen. "Wir waren sofort einverstanden, weil Anna sich so eine weitere Operation erspart hat", blickt ihre Mama Romana zurück. Der Eingriff dauerte etwa eine Dreiviertelstunde. Danach musste die 12-Jährige noch vier Wochen lang einen Gips tragen. Als der runterkam, fühlte sie sich erst unsicher, doch das verflog schnell. "Heute geht’s mir super! Ich spüre gar nichts mehr und kann wieder alles machen", freut sich das Mädchen.

Das Implantat aus Spender-Knochen wurde 2016 von einem heimischen Unternehmen zusammen mit der TU Graz entwickelt. Bisher wurde es nur bei Erwachsenen eingesetzt. Seit Anfang des Jahres kommt es nun auch Patienten unter 18 Jahren zu Gute. In der Grazer Unklinik wurden schon 19 Knochen-Schrauben eingesetzt.

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