Welt

Schon 10-Jährige verbreiten Kinder-Pornos

Exklusive Zahlen zeigen, dass schon unter Elfjährige Kinderpornos verschicken. Polizei und Fachleute warnen vor den Folgen.

20 Minuten
Die Walliser Polizei machte jüngst auf Kinder-Sexting aufmerksam. Nun hat die Kantonspolizei Aargau 20 Minuten exklusive Zahlen für 2022 zur Verfügung gestellt.
Die Walliser Polizei machte jüngst auf Kinder-Sexting aufmerksam. Nun hat die Kantonspolizei Aargau 20 Minuten exklusive Zahlen für 2022 zur Verfügung gestellt.
Getty/Tamedia AG (Symbolbild)

Jüngst machte die Walliser Kantonspolizei einen Fall von Kinder-Sexting öffentlich. Eine Fünfjährige hatte sich mit dem Handy ihres Bruders beim Duschen gefilmt und das Video auf Tiktok hochgeladen. Nun zeigen neue Zahlen: Dabei handelt es sich um ein schweizweites Phänomen.

Auf Anfrage von 20 Minuten hat die Kantonspolizei Aargau vorläufige Zahlen für 2022 zur Verfügung gestellt. Daraus geht hervor: Bis Anfang November waren fünf Kinder unter elf Jahren wegen Vergehen im Zusammenhang mit verbotener Pornografie beschuldigt – drei davon, weil sie Kinderpornos verbreitet hatten.

Auf nationaler Ebene zeigt sich ein steigender Trend: Während es 2019 noch acht Kinder unter elf Jahren waren, die Kinderpornos verbreitet hatten, stieg die Zahl 2021 auf 29 Beschuldigte. Das zeigen Daten des Bundesamts für Statistik (BFS).

Polizei steht vor Problemen

Bei der Jugendpolizei Winterthur kann man das bestätigen: "Weil heute Handys zum Alltag gehören, haben wir viel mehr zu tun als noch vor einigen Jahren", sagt Rahel Egli, Sprecherin der Stadtpolizei. Aus ihrer Erfahrung stoße man bereits bei Jugendlichen ab 13 Jahren auf illegale Videos. Man weise daher schon bei Schulbesuchen in der 5. Klasse auf die Problematik hin.

Zudem dürfte die Dunkelziffer riesig sein, so Egli: "Oft finden wir solche Videos nur durch Zufall, wenn wir etwa in Zusammenhang mit einem anderen Delikt Handys beschlagnahmen." Man sei darauf angewiesen, dass Personen die illegalen Inhalte meldeten.

Auch die Kantonspolizei St. Gallen berichtet von Herausforderungen: "Werden beispielsweise solche Aufnahmen über Whatsapp verbreitet, dann sehen wir dies nicht, weil wir die einzelne Konversation nicht überwachen", sagt Sprecher Florian Schneider.

"Eltern müssen genau hinschauen"

Für Pro-Juventute-Sprecherin Lulzana Musliu-Shahin ist klar, dass die Eltern in der Verantwortung sind: "Sie müssen genau hinschauen, was ihre Kinder am Bildschirm machen." Am wichtigsten sei, dass Eltern ihre Kinder in die digitale Welt begleiteten: "Und dass sie früh sensibilisiert werden, dass sie sich auch strafbar machen können."

Unbeaufsichtigte Bildschirmzeit sei für kleine Kinder generell nicht empfehlenswert, so Musliu-Shahin: "Bis zum Alter von zwei Jahren sollten Kleinkinder wenn möglich gar nicht oder nur wenige Minuten am Tag am Bildschirm sein." Dann empfehle man eine schrittweise Erhöhung, ab zehn Jahren rechne man für jedes Lebensjahr eine Stunde pro Woche.

Auch Florian Schneider von der Kantonspolizei St. Gallen sieht die Verantwortung bei den Eltern: "Sie sollten diesen Medienkonsum mit ihren Kindern unbedingt thematisieren – was die Kinder dann schlussendlich machen, ist wieder etwas anderes." Immer jüngere Kinder hätten ein Smartphone, so Schneider. Diese seien sehr versiert im Umgang mit diesen Geräten und hätten so Zugang zu Inhalten wie etwa Pornografie.

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