Nach Türkei-Pleite
Schöttel verrät: ÖFB hatte Planungen bis zum EM-Finale
Österreichs Team sorgte bei der EM in Deutschland für Furore, schied nach dem 1:2 gegen die Türkei aber aus. Nun sprach Sportdirektor Peter Schöttel.
Siege gegen Polen und die Niederlande, Platz eins in der Gruppe D – die ÖFB-Elf von Ralf Rangnick begeisterte ganz Europa mit attraktivem und flottem Offensivfußball, hoher Intensität und Kampfstärke. Viele Fußballfans im Land träumten sogar bereits vom ganz großen Wurf, dem EM-Titel. Umso schmerzhafter war dann das Ausscheiden am Dienstagabend im Achtelfinale gegen die Türkei. Bei einigen Spielern flossen Tränen, Maxi Wöber empfand "große Leere", ein rot-weiß-roter Fußball-Traum ist geplatzt.
Deshalb trat das ÖFB-Team bereits am Mittwoch die Heimreise an, der Team-Tross brach seine Zelte im Camp in Berlin ab. Dabei waren die Planungen sogar bis zum Finale ausgerichtet, wie ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel in der "ZIB 2" erzählte. Auf die Frage von Armin Wolf, ob der ÖFB-Sportdirektor daran geglaubt habe, dass Österreich Europameister werden könne, meinte Schöttel: "Ich habe es zuletzt nicht mehr ausgeschlossen. Ralf Rangnick hat ganze Arbeit bei uns allen geleistet. Bei uns war klar bis zum 14. Juli alles durchgeplant", unterstrich der 57-Jährige. Dann wäre das Finale, wieder im Berliner Olympiastadion, angestanden. "Wir waren so überzeugt, dass wir noch einige Spiele bei der EURO bestreiten werden. Wir haben heute alles frisch buchen müssen, nichts war vorbereitet. Wir alle haben daran geglaubt, dass der ganz große Wurf möglich ist", betonte der Ex-Teamspieler. Der Sportdirektor war der Einzige aus dem ÖFB-Tross, der am Tag der Rückkehr Interviews gab.
"Es geht immer weiter, jetzt haben wir das Ziel, uns für die WM zu qualifizieren. Die Enttäuschung wird uns noch einige Zeit begleiten", fasste Schöttel die Ernüchterung im rot-weiß-roten Fußball-Lager zusammen, blickte gleichzeitig aber auch in die Zukunft.
"Zu viele Fehler gemacht"
"Die Mannschaft hatte gute Phasen im Spiel, aber hat zu viele Fehler gemacht, die Türkei hat die Lehren aus dem 1:6 vom März gezogen", unterstrich der 57-Jährige. "Es war von Anfang an schwierig: Zwei Tore aus Standards bekommen, in der ersten Hälfte Probleme gehabt, aber auch etliche Chancen gehabt, um noch in die Verlängerung zu kommen", analysierte Schöttel weiter. "Die Gegner schauen auf uns, wie sie uns knacken können. Wir haben mit unserer Intensität aber gegen jeden Gegner eine Chance", meinte der ÖFB-Sportdirektor, ergänzte aber mit Blick auf die Türkei-Pleite: "Ich glaube nicht, dass die Mannschaft durch die Euphorie anders gespielt hat."
Österreich gegen die Türkei – die besten Bilder
Polit-Statements? "Keine Ablenkung"
Nach Teamchef Ralf Rangnick hatte auch Österreichs Torschütze Michael Gregoritsch nach der Niederlage mit Tränen in den Augen ein Statement gegen rechtes Gedankengut geäußert. Schnell meinten einige, das Team hätte sich lieber auf den Sport konzentrieren sollen, Schöttel sah darin kein Problem: "Es ist bei dieser EM so, dass Spieler und Trainer sich öfter politisch äußern. Kylian Mbappe hat damit angefangen. Ich denke nicht, dass unser Trainer und Michi Gregoritsch sich in irgendeiner Weise von ihrem Hauptjob ablenken haben lassen."
Die "Wolfsgruß"-Geste des türkischen Doppeltorschützen Mehri Demiral sei genauso zu verurteilen, wie "Ausländer raus"-Gesänge österreichischer Fans, die das Schweizer Fernsehen "SRF" festhielt. "In solchen Gruppen passieren solche Dinge immer wieder, es ist schwer zu verhindern. Der ÖFB distanziert sich natürlich ganz entschieden", meinte Schöttel.