Österreich

Schlüsseldienst-Bande zockt Haustür-Opfer ab

Vorsicht! Bis zu 2.000 Euro verlangt eine betrügerische Schlüsseldienst-Bande fürs Türaufmachen. In OÖ wurden schon vier Familien abgezockt.

Heute Redaktion
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Rechtsanwältin Beate Brandt mit der völlig überteuerten Rechnung des Schlüsseldienstes.
Rechtsanwältin Beate Brandt mit der völlig überteuerten Rechnung des Schlüsseldienstes.
Bild: keine Quellenangabe

Die Schlüsseldienst-Abzocke in Oberösterreich scheint kein Ende zu nehmen. Der jüngste Fall: Diesmal kommt das Betrugs-Opfer aus St. Georgen an der Gusen (Bez. Perg). Der Rechnungsbetrag? 1.698.48 Euro!

Wieder ging es um eine Firma, die mit einem "guten Angebot" im Internet lockte. Und wieder hatte – wie schon bei den beiden vorangegangenen Fällen – das Firmenfahrzeug ein deutsches Kennzeichen.

Die Details: Ein Perger hatte eine Schlüsseldienst-Firma, die er im Internet gefunden hatte, zu sich bestellt, da sein Haustürschloss defekt war. Das Unternehmen wirbt mit einem 24- Stunden Service.

Ein Mitarbeiter der Firma kam zum Mehrparteienhaus in St. Georgen an der Gusen (Bez. Perg), wechselte dort den defekten Zylinder des Schlosses aus und verbaute einen neuen. Er arbeitete zweieinhalb Stunden (!).

Dann die Schock-Rechnung: 1.698,48 Euro!

Wieder beglich das Opfer die Summe sofort, zeigte später alles bei der Polizei an.

Es ist dies nun schon der vierte bekannte Fall von Schlüsseldienst-Abzocke innerhalb von zwei Wochen. Erst gestern berichteten wir von Hauseigentümern in St. Florian, die auf ähnliche Weise um viel Geld gebracht worden waren – nämlich um mehr als 2.000 Euro. Auch in Schärding zahlte eine Zweifach-Mama drauf, musste 705 Euro für 25 Minuten Arbeitszeit hinlegen, um wieder in ihre Wohnung zu kommen. Die 26-Jährige nahm sich eine Anwätlin. Die Schärdinger Juristin Beate Brandt kümmert sich jetzt um den miesen Abzocke-Fall.

Ob es sich in St. Florian und St. Georgen an der Gusen um das selbe Unternehmen handelt, dazu ermittelt die Polizei noch. Klar ist aber die Vorgehensweise ist die selbe, so die Pressestelle der Polizei.

Auch in Plesching ein Fall



Und nun meldete sich auch in Plesching (Bez. Urfahr-Umgebung) ein Geschädigter. Der Wohnungsmieter kam am Montag gegen Mitternacht nach Hause und brach sich beim Aufsperren der Wohnungstüre den Schlüssel im Zylinderschloss ab. Telefonisch erreichte er eine Stunde später einen Schlüsseldienst, der einen Mitarbeiter schickte. Der kam schon bald.

Ausgemacht wurde, dass für An- und Abfahrt jeweils 20 Euro und für jede Viertelstunde Arbeitszeit 49 Euro berechnet würden.

Auf Wunsch des Wohnungsmieters tauschte der Arbeiter den Zylinder aus, wofür er höchstens eine Stunde benötigte.

Nach Abschluss stellte der Mann eine Rechnung über 1.286,64 Euro aus, welche auch bezahlt wurde. Der Mieter äußerte zwar noch seine Bedenken hinsichtlich der hohen Kosten, worauf aber der Schlüsseldienstmitarbeiter angab, dass diese Kosten von der Haushaltsversicherung übernommen werden würden.

Die will aber höchstens 200 Euro bezahlen. Der Mann erstattete schließlich Anzeige bei der Polizei.

Das rät der Konsumentenschutz

Um dubiosen Schlüssel-Firmen im Internet zu entgehen hat der Konsumentenschutz der AK eine Preisliste zu Schlüsseldiensten aus der Region zum Download zusammengestellt. So muss man erst gar nicht im Internet nach günstigen Anbietern suchen, vermeidet in die teure Falle zu tappen.

"Konsumenten berichten uns immer wieder, dass sie sich in der Situation stark unter Druck gesetzt fühlen, da diese Firmen sofort bezahlt werden wollen und den Opfern auch bis zum Bankomaten folgen. Denn wer hat schon so viel Geld daheim", so Ulrike Weiß, Leiterin Konsumentenschutz der AK OÖ, im "Heute"-Gespräch.

Die Expertin rät in solchen Fällen die Polizei anzurufen und die Situation zu schildern. Am Besten ist es sich eine Rechnung bzw. einen Erlagschein ausstellen zu lassen und keinesfalls offensichtlich überteuerte Rechnungen sofort zu bezahlen. Denn man ruft eine Telefonnummer aus dem Internet an, die Hintermänner die sich dahinter verbergen, sind im Nachhinein schwer auffindbar, verschwinden in der Versenkung. Geld zurück zu bekommen ist in vielen Fällen schwierig und oftmals aussichtslos.

Von dubiosen Schlüsseldiensten wisse man schon einige Zeit. Daher wurde Oktober 2017 auch eine eigene Preisliste angefertigt. Durch die Meldungen der letzten Tage, durch die Polizei, gehen jetzt viele an die Öffentlichkeit, so Weiß.

Übrigens auch bei Übersiedelungsfirmen aus dem Internet dürfte eine ähnliche Vorgehensweise bekannt sein. Konsumenten melden, dass Unternehmen vor Ort die Situation ausnützen und plötzlich mehr Geld wollen. Oft wird so das Doppelte vom Vereinbarten bezahlt.



(cru)