Braugerste und Hopfen bedroht

Schluss mit lustig – Klimakrise setzt unserem Bier zu

Die Erderwärmung gefährdet nicht nur den Anbau von Hopfen und Gerste, sie verändert auch das Aroma von Bier. Neue Geschmacksrichtung: fad.

Bernd Watzka
Schluss mit lustig – Klimakrise setzt unserem Bier zu
Das Hauptgetränk im Schweizerhaus leidet unter dem Klimawandel.
"Heute"

Mehr als 200 Krügerl Bier trinkt jeder Österreicher im Schnitt pro Jahr. Das ist weltweit Platz zwei hinter Tschechien (270 Krügerl). Doch die Erderwärmung wirkt sich immer stärker auf die Bierproduktion aus.

Gerste und Hopfen sind anfällig

Zwei der Kernbestandteile des beliebten Getränks, nämlich Braugerste und Hopfen, sind anfällig für Hitze. Wie stark sich die Klimakrise auswirkt, ist "von Kulturart und Region sehr unterschiedlich", doch gerade Gerste und Hopfen hätten "mit den Effekten Hitze und Trockenheit zu kämpfen", so Maria Füchsl von der Brau Union im Gespräch mit "Heute".

Landwirte steigen auf hitzeresistente Pflanzen um

Landwirte und Brauereien müssen sich nun an die klimatische Entwicklung anpassen – und rüsten sich mit dem Umstieg auf hitzeresistente Pflanzen wie Wintergerste sowie dem Bezug von regionalen Agrarprodukten.

Sommergerste besonders betroffen

Besonders sichtbar sind die Klimaeffekte bei der Sommergerste, die mit für Österreich ungewohnt hohen Temperaturen zu kämpfen hat. Sie kann sich gegen die Veränderungen nicht behaupten. Denn die Pflanze bildet bei Dürre kleinere Körner aus, was sie für Brauzwecke unbrauchbar macht.

Wintergerste im Aufschwung

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Anbaufläche für Sommergerste hierzulande massiv geschrumpft, jene für Wintergerste zuletzt gestiegen. Zudem hat die Witterung, die auch in Österreich immer extremere Formen annimmt, Einfluss auf Qualität und Menge, so Agrarökonom Franz Sinabell zur APA.

Hopfenanbau wandert nach Norden

Beim Hopfen sind die Folgen ähnlich. Auch dieser für das Bier essenziellen Pflanze setzt die Hitze zu. Dessen Anbaugebiete könnten sich daher künftig nach Norden, etwa nach Polen, Tschechien oder sogar Finnland verschieben, wo das Klima kühler und die Voraussetzungen für den Anbau besser sind.

Hitze-Hopfen ist weniger bitter

Außerdem bildet Hopfen laut neuen Studien durch die Hitze tendenziell weniger Alphasäure aus, die für die bittere Geschmacksnote im Bier verantwortlich ist. "Wenn Hitze und Dürre bei uns weiter zunehmen, wird der Gehalt an Alphasäuren um bis zu 30 Prozent sinken", so eine tschechische Studie.

Bier schmeckt fad und verdirbt schneller

Die Alphasäuren verleihen dem Gerstensaft sein typisches Aroma und den bitteren Geschmack, zudem wirken sie antibakteriell. Hopfen erhöht also die Haltbarkeit des Bieres. Durch die Klimakrise wird das Bier nicht nur fade, es verdirbt auch schneller.

Verschiedene Sorten kombinieren

"Es ist die Kunst der Braumeister, darauf zu achten, dass Bier zu jeder Jahreszeit gleich schmeckt." Durch den Einsatz und die Kombination verschiedener Sorten ließen sich mögliche Schwankungen ausgleichen.

Es ist die Kunst der Braumeister, darauf zu achten, dass Bier zu jeder Jahreszeit gleich schmeckt.
Florian Berger
GF Verband der Brauereien Österreichs

Dass die Forschung an klimafitten Züchtungen Früchte trägt, bestätigt die heimische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. Doch die Entwicklung von neuer Braugerste und anderen Pflanzensorten sei ein langwieriger Prozess: Bis eine neue Sorte entwickelt ist, dauert es rund zehn Jahre.

Prost! Österreich ist – hinter Tschechien – die zweitgrößte Biertrinker-Nation.
Prost! Österreich ist – hinter Tschechien – die zweitgrößte Biertrinker-Nation.
Getty Images/iStockphoto

Gesellschaftlicher Wandel

Generell gewinnt das Thema umweltfreundliche Produktion für die Brauereien an Bedeutung, zumal sich ein "gesellschaftlicher Wandel vollzieht" und damit die "Erwartungshaltung der Konsumenten" steige, so Sinabell.

Brauereien setzen auf erneuerbare Energien

"Praktisch alle Brauereien" setzen zudem auf erneuerbare Engerien wie Solarpanels, erklärt Florian Berger, Geschäftsführer des Verbandes der Brauereien Österreichs. Ähnliches gelte für Koch- und Reinigungsprozesse, "auch wenn ein vollständiger Verzicht auf Erdgas bei den gängigen Energiespitzen derzeit noch nicht möglich ist".

Bier wird wegen Klimakrise nicht teurer

Die gute Nachricht für Bierliebhaber: Nennenswerte Preisaufschläge sind durch die Folgen des Klimawandels nicht absehbar. "Die agrarischen Rohstoffe spielen in der Kalkulation des Biers eine so geringe Rolle, dass ich ausschließen würde, dass Bier deshalb teurer wird", sagt der Agrarökonom.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Erderwärmung beeinträchtigt zunehmend die Bierproduktion, da Braugerste und Hopfen hitzeanfällig sind
    • Landwirte und Brauereien reagieren darauf mit dem Anbau hitzeresistenter Pflanzen und der Nutzung erneuerbarer Energien
    bw
    Akt.
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