Bei Salzburger Festspiele

"Schließen Sie ihre Augen" – VdB macht Experiment

Bundespräsident Alexander Van der Bellen will in seiner Rede bei den Salzburger Festspielen zeigen, was Österreich wirklich ist.

Lukas Leitner
"Schließen Sie ihre Augen" – VdB macht Experiment
Bundespräsident Alexander Van der Bellen bemühte die Vorstellungskraft seiner Gäste.
DIETMAR STIPLOVSEK / APA / picturedesk.com

Mit Freitag starten in Österreich die berühmten Salzburger Festspiele. Bevor diese aber tatsächlich eröffnet werden und die zahlreichen Theaterstücke und Vorführungen beginnen können, hält Bundespräsident Alexander Van der Bellen wie jedes Jahr seine Rede.

Diese gestaltete sich diesmal aber gänzlich anders. "Manche erwarten, dass ich bei Anlässen wie diesen ordentlich austeile. Aber wissen Sie was? Es wird schon genug geschimpft", sagte er gleich zu Beginn. "Alles gut. Die Politiker in der ersten Reihe können sich entspannen", fuhr er fort.

"Augen zu!"

Er möchte stattdessen etwas ganz anderes ausprobieren, ein Gedankenexperiment. "Wenn Sie Ihre Augen schließen – nein wirklich, machen Sie ruhig mit, trauen Sie sich – und sich unser schönes Österreich vorstellen, was kommt Ihnen da in den Sinn?", bat er die Gäste.

Möglicherweise stelle sich einer da ein malerisches Dorf in den Alpen oder ein Fiaker auf Kopfsteinpflaster vor. "Doch ist Österreich tatsächlich so?", fragte der Präsident. Mozart, Lederhose und Alpen und so weiter – "Sind das wirklich wir? Macht uns irgendetwas davon fit für die Zukunft?", so das Staatsoberhaupt.

Van der Bellen ist sich sicher, dass das nicht alles ist. Zu Österreich gehöre einiges mehr, unter anderem auch die "Neugier". "Woher etwas kommt. Wie etwas funktioniert. Warum etwas ist, wie es ist. Nicht umsonst gibt es so viele österreichische Nobelpreisträger". Van der Bellen stellte die Frage, wie es gelingen könne, "mit all unseren typisch österreichischen Stärken" ein schönes Bild von der Zukunft zu zeichnen und kein bedrohliches.

"Lustiger ist es auch"

Oder eben die Geselligkeit, auch wenn es diese mit Vorsicht zu genießen gilt – "Stichwort Freunderlwirtschaft" – bringt sie die Menschen im Land doch immer wieder zusammen. Und das sei auch wichtig, denn "wir wissen, zusammen bringen wir mehr weiter. Und lustiger ist es auch."

Ganz ohne Bezug zur aktuellen innenpolitischen Lage konnte der Bundespräsident aber nicht bleiben. "Und wenn es Streit gibt, lassen wir das ungern so stehen. Lieber reden wir miteinander. Wir raufen uns immer irgendwie zusammen und finden einen guten Kompromiss. Manche Spötter würden gar sagen, dass dies geschieht, noch bevor überhaupt die Streitfrage geklärt ist", sagte er, ohne den Regierungskrach rund um das Renaturierungsgesetz zu erwähnen.

Das Schöne im "Schiachen"

Was Österreich zudem noch auszeichne, sei ein gewisser Pragmatismus, oder wie er noch genannt wird: "Durchwurschteln". "Man kann das jetzt belächeln, aber es bedeutet auch, dass wir nicht trotzig beharren, sondern flexibel sind, wenn etwas Neues um die Ecke kommt. Und, dass wir praktische Lösungen suchen, die gut umsetzbar sind – und am Ende für alle passen."

Letztlich würden wir – geht es nach dem Bundespräsidenten – auch das Schöne und die große Inszenierung mögen. Das würde uns manchmal ablenken, liege aber auch daran, dass wir das Schöne einfach überall sehen. "Ja, wir finden das Schöne sogar im vermeintlich "Schiachen". Darum sind wir auf unseren Grant mindestens genauso stolz wie auf unsere Gastfreundschaft."

"So sind wir auch"

Vor genau einem Jahr, hatte "VdB" in seiner Rede eingeladen, einen schärferen Blick auf die vielen guten Beispiele, die es in Österreich gibt, zu werfen. Deshalb möchte er nun auch Revue passieren lassen. Er sehe zum Beispiel Freiwillige, "die Tag und Nacht den Schlamm aus überfluteten Kellern ihrer Nachbarn schaufeln" oder "wie sich eine ganze Ortschaft zusammentut, entgegen aller Erfolgswahrscheinlichkeit, um ein Gasthaus zu retten". Aber auch  "Erwachsene, die ehrenamtlich Kindern einen besseren Start ins Leben ermöglichen" und "Kollegen, die ohne zu zögern füreinander einspringen".

Das, was Tag für Tag zu sehen sei, "ist Österreich auch. Das alles können wir auch. So sind wir auch", betonte er. Dass er von den Eigenschaften des Landes spreche, tue er aber nicht ohne Grund: "Wir stehen vor vielen großen Entscheidungen. Und da meine ich nicht nur die Nationalratswahl im September."

"Es ist ein gutes Land"

Über Themen wie "Klima, Energie, Migration, Sicherheit, Friede und Freiheit" muss in Zukunft entschieden werden. Doch Van der Bellen versichert, dass man sich davor nicht fürchten brauche: "Die Zukunft ist für uns ein schöner Ort. Weil wir so viel mitbringen." Dabei dürfe Politik auch gerne "mal fad sein" und sich als Problemlöser verstehen. Außerdem müsse man sich nicht vor großen Ideen und Reformen grauen, weil "Wir halten alle Trümpfe in der Hand, sie auch zu erreichen". Auch brauche man sich nicht davor sorgen, Teil von etwas Größerem zu sein: "Der EU. Wir können sie selbstbewusst mitgestalten."

Damit zeige sich: "Wir brauchen keine Angst haben. Wir können uns auf die Zukunft freuen." Denn: "Wir sind Österreich. Wir machen das schon". Seine Rede fasste Van der Bellen schlussendlich in nur fünf Wörter zusammen: "Es ist ein gutes Land."

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    Montage: Helmut Graf, Sabine Hertel

    Auf den Punkt gebracht

    • Bundespräsident Alexander Van der Bellen fantasiert in seiner Rede bei den Salzburger Festspielen über das wahre Österreich und betont die Vielfalt des Landes, von Neugierde bis zur Geselligkeit
    • Er ermutigt die Menschen, optimistisch in die Zukunft zu blicken und betont, dass Österreich bereit ist, große Herausforderungen anzunehmen
    LL
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