Wien
"Schirchster Platz Wiens" soll zur grünen Oase werden
Der Naschmarkt-Parkplatz wurde in einem Voting zum "schirchsten Platz" Wiens gekürt. Die Grünen Mariahilf wollen das nun ändern – den Markt ebenso.
Am Rande des Naschmarktes in Wien Mariahilf liegt eine 10.000 Quadratmeter große Asphaltfläche: der Naschmarkt-Parkplatz. Samstags findet hier der berühmte Flohmarkt statt. Die restliche Zeit ist der Platz halb leer, halb mit Autos besetzt, die allerdings auch im zweiten, angrenzenden Parkplatz (der ebenfalls nur halb ausgelastet ist) unterkommen würden. Auch den Wienern ist die Fläche ein Dorn im Auge.
In einem Voting, durchgeführt von "der Standard", wurde der Platz deswegen mit großem Vorsprung zum "schirchsten Platz Wiens" gewählt. Bereits 2011 starteten die Grünen deswegen eine Initiative zur Umgestaltung des Platzes. Nach einem weiteren Vorstoß 2015 soll nun, unmittelbar vor der Wien-Wahl, die Schlussoffensive gestartet werden. Im 6. Bezirk stellen die Grünen den Bezirksvorsteher-Stellvertreter (Michael Reichelt) und erzielten bei der Bezirksvertretungswahl knappe 30 Prozent.
Kühle Oase statt Betonwüste
Besonders an heißen Tagen heizt sich die Asphalt-Platte und damit auch die Umgebung stündlich auf. Ein Phänomen, das diesen Sommer im Zuge der "coolen Straßen" schon vielerorts erfolgreich bekämpft wurde. Anwohner blicken am Naschmarkt auf eine riesige, unbenutzte Fläche, von der sie aber nichts haben. Insgesamt beträgt der Grünflächen-Anteil in Mariahilf lediglich zwei Prozent.
An Hitzetagen beträgt die Oberflächentemperatur bis zu 65 Grad. "Es gibt hier Null Bäume und Null Aufenthaltsqualität. Das wollen wir ändern. Mit dem Nachmarktpark[Platz] wollen wir einen Park schaffen, mit Platz für alle Menschen, Wasserflächen zur Abkühlung und darüber hinaus auch den bestehenden Flohmarkt aufwertet", sagt Michi Reichelt, Bezirksvorsteher-Stellvertreter und Spitzenkandidat der Grünen Mariahilf.
Das Projekt "Kino am Naschmarkt" hat gezeigt, was geht. Hunderte Anwohner und Bewohner der restlichen Bezirke brachten Möbel, Sessel, Decken und Getränke an den Naschmarkt-Parkplatz, um unter freiem Himmel einen Film anzuschauen. Nachfrage und Reaktionen waren überragend und zeigen, dass der Bedarf da wäre.
Fragwürdige Standvergabe
Doch auch der Naschmarkt an sich steht seit Langem in der Kritik. Die Marktstände werden auf Gemeindebau-Manier von Betreiber zu Betreiber weitergegeben, die Ablösesumme für ein Gemüsestandl beginnt bei 250.000 Euro, im Gastrobereich kann der Preis schon gut und gerne die eine Million Euro Marke knacken. Wer am meisten zahlt, bekommt den Zuschlag. Die Grünen fordern deswegen ein Konzept, ähnlich dem Viktualienmarkt in München.
Bei diesem gehören die Stände der Stadt München. Geht ein Betreiber aus dem Geschäft, fällt der Stand zurück an die Stadt, die diesen dann neu ausschreibt. Dabei zählt nicht das Geld, sondern die Vielfalt des Angebotes. Neue Stände müssen sich optimal in die bestehenden Betriebe eingliedern, zudem werden die Konzepte einer umfangreichen, individuellen Bewertung unterzogen, was das ansiedeln von großen Ketten verhindern soll.