Weltgrößte Studie
Samenqualität – Vieltelefonierer sind weniger fruchtbar
Je öfter Männer am Tag zum Handy greifen, desto weniger Samenzellen befinden sich im Ejakulat. Das senkt indirekt die Fruchtbarkeit.
Es wird allgemein angenommen, dass die Anzahl und Qualität der Spermien in den letzten 50 Jahren zurückgegangen ist. Berichten zufolge ist die Spermienzahl von durchschnittlich 99 Millionen Spermien pro Milliliter auf 47 Millionen pro Milliliter gesunken. Es wird angenommen, dass dieses Phänomen das Ergebnis einer Kombination aus Umweltfaktoren (hormonaktive Stoffe, Pestizide, Strahlung) und Lebensgewohnheiten (Ernährung, Alkohol, Stress, Rauchen) ist. Ist auch das Mobiltelefon schuld? Dieser Frage widmeten sich Wissenschaftler der Universität Genf (Schweiz). In der Studie wurde der Zusammenhang zwischen der Samenqualität von 2886 Männern und deren Nutzung von Mobiltelefonen untersucht. Es handle sich dabei um die weltweit größte Untersuchung zum Thema, so Studienmitautor Martin Röösli.
Zusammenhang zwischen Smartphone-Nutzung und Spermienkonzentration
Die Männer füllten einen detaillierten Fragebogen aus, der sich auf ihre Lebensgewohnheiten, ihren allgemeinen Gesundheitszustand und insbesondere auf die Häufigkeit ihrer Smartphone-Nutzung bezog. Außerdem sollten sie angeben, wo sie ihr Telefon aufbewahren, wenn sie es gerade nicht benutzen.
Die Samenqualität wird durch die Beurteilung von Parametern wie Spermienkonzentration, Gesamtspermienzahl, Spermienmotilität und Spermienmorphologie bestimmt. Nach den Werten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird ein Mann mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr als ein Jahr brauchen, um ein Kind zu zeugen, wenn seine Spermienkonzentration unter 15 Millionen pro Milliliter liegt. Darüber hinaus sinkt die prozentuale Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft, wenn die Spermienkonzentration unter 40 Millionen pro Milliliter liegt.
Tatsächlich: Die Daten zeigten einen Zusammenhang zwischen häufiger Anwendung und geringerer Spermienkonzentration. So war die Spermienkonzentration in der Gruppe der Männer, die ihr Telefon nicht mehr als einmal pro Woche benutzten, signifikant höher (56,5 Millionen pro Milliliter) als in der Gruppe der Männer, die ihr Telefon mehr als 20 Mal pro Tag benutzten (44,5 Millionen pro Milliliter) – das entspricht einem Rückgang von 21 Prozent.
Ist 4G weniger schädlich als 2G?
Die Daten deuten auch darauf hin, dass die Spermienqualität während des ersten Studienzeitraums 2005 bis 2007 stärker abnahm als in den späteren Zeiträumen 2008 bis 2011 und 2012 bis 2018. Die Forscher erklären dies mit dem Übergang der Sendetechnologie von 2G zu 3G und später zu 4G. "Der Empfang der Handys wurde mit der Zeit besser, deshalb braucht es weniger Strahlung", erklärt Studienautor Martin Röösli. Die Hypothese ist, dass die elektromagnetische Strahlung irgendwie die Qualität der Spermien beeinträchtigt. Viele Menschen tragen ihr Smartphone in der Hosentasche in unmittelbarer Nähe der Leistengegend, was diesen sensiblen Körperteil anfällig für die elektromagnetischen Wellen macht, die von dem Gerät ausgehen."
Aufbewahrungsort spielt keine Rolle
Allerdings scheint die Datenanalyse auch zu zeigen, dass die Position des Telefons – beispielsweise in der Hosentasche – nicht mit niedrigeren Samenparametern verbunden war. "Allerdings war die Zahl der Personen in dieser Kohorte, die angaben, ihr Telefon nicht nah am Körper zu tragen, zu gering, um zu diesem speziellen Punkt eine wirklich belastbare Schlussfolgerung zu ziehen", fügt Rita Rahban, Hauptautorin der Studie, hinzu. Es ist auch möglich, dass der offensichtliche Rückgang der Spermafitness mit einer Reihe von technologischen, sozialen oder umweltbedingten Veränderungen zusammenhängt, die in den letzten Jahrzehnten eingetreten sind.