Wien

200 Termine! Ansturm wegen Teuerung auf Sozialberatung

Egal ob Rechnungen, Behördenbriefe oder Bewerbungsschreiben. Eni ist Sozialberaterin und unterstützt Bedürftige in herausfordernden Situationen. 

Nicole Oirer
In ihrem Büro berät Eni bis zu 200 Menschen im Monat. 
In ihrem Büro berät Eni bis zu 200 Menschen im Monat. 
Denise Auer

Eni ist Sozialberaterin beim Samariterbund in Wien-Favoriten. Täglich berät sie Menschen in schwierigen Situationen. Die Anfrage nach ihren Beratungsterminen ist enorm. "Manchmal kann ich kaum Luft holen, weil so viele Leute kommen", sagt sie im Gespräch mit "Heute". Bis zu 10 Betroffene  berät die Wienerin pro Tag. Viele kommen mit Rechnungen zu ihr, mit Briefen von Ämtern oder mit Bewerbungen. 

Problem der Sprachbarriere

"Ein großes Problem ist die Sprachbarriere", erklärt Eni. Viele ihrer "Kunden" sind Asylberechtigte, die nur wenig bis kaum Deutsch können. Oft kommen Menschen mit Briefen vom AMS oder der MA40. Sie verstehen die Briefe nicht, wissen nicht, was zu tun ist. Dann hilft Eni. Sie kann sich mit Rumänen, Ungarn und Serben verständigen, für Afghanisch oder Farsi hat sie Unterstützung von Dolmetschern.

Die Beraterin geht im Sozialmarkt auf Kunden zu. Sie hat Flyer in verschiedenen Sprachen mit, die sie austeilt, um auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Das soll möglichst niederschwellig sein. Inzwischen unterstützt sie auch viele Leute, die sie nicht aus dem Sozialmarkt kennt. Ihre Beratungen werden weiterempfohlen. 

200 Beratungen im Monat

Das Projekt entstand ursprünglich in Kooperation mit der Armutskonferenz und wurde vom Sozialministerium gefördert. Von Juli 2021 bis April 2022 ist das Projekt mit großem Erfolg gelaufen, sodass der Samariterbund es verlängert hat. Der Bedarf ist so groß, dass Eni bis zu 200 Menschen im Monat berät. Eigentlich bräuchte sie wegen des Andrangs Unterstützung. Das ist aber momentan nicht möglich, weil der Samariterbund das Projekt alleine finanzieren muss. Deshalb hofft man wieder auf Förderungen aus dem Sozialministerium. 

Menschen kommen immer wieder zu Eni. Man merkt, dass sie großes Vertrauen zu ihr fassen und sich ihr anvertrauen. Dann erlebt man viele dramatische Geschichten, wie Eni erzählt: "Es kamen schon überschuldete Familien zu mir, mit Briefen von Mietrückständen. Ich habe dann viel mit Ämtern telefoniert und Anträge gestellt. Da hab ich auch schon Menschen vor der Delogierung gerettet." 

Ein herausfordernder Job

Eni ist eine Schnittstelle zwischen den verzweifelten Menschen und den Behörden. Die Mitarbeiter der MA40 und der Wohnberatung kennen sie schon und schätzen die Zusammenarbeit. Die Sozialberaterin arbeitet alleine. Ihr Job ist auch nicht leicht: "Man muss sehr extrovertiert sein. Ich spreche die Leute ja im Sozialmarkt selber an. Und man muss viel Geduld haben. Die meisten sprechen nicht gut Deutsch, da muss man sich mit Händen und Füßen verständigen." Trotzdem weiß sie, dass ihr Job wichtig ist. "Der Bedarf ist extrem groß. Ich rede mit allen!"

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