KPÖ oder SPÖ?
Salzburg-Stichwahl – wer jetzt die besseren Chancen hat
Der Statistik zufolge steht der Gewinner der Bürgermeister-Stichwahl schon fest. Vieles ist diesmal aber anders.
Die Salzburger Gemeinderatswahl von 2024 gilt schon jetzt als historisch. Die KPÖ+ legte dabei von 3,7 auf ganze 23,12 Prozent zu, überholte die ÖVP. Bürgermeisterkandidat Kay-MIchael Dankl kam sogar auf 28 Prozent – und liegt nur 1,37 Prozent hinter Salzburgs bisherigen Vizebürgermeister Bernhard Auinger. Am Sonntag kommt es nun zur großen Stichwahl.
Blickt man auf die Statistik, könnte man meinen, das Rennen sei bereits eine "gmahde Wiesn". Bei den Gemeinderatswahlen im Bundesland gab es bisher 63 Stichwahlen. In 53 davon konnte sich der Erstplatzierte durchsetzen. In der Stadt Salzburg mussten die Wähler bisher fünf Mal abermals zur Urne schreiten. "Bei allen fünf bisherigen Stichwahlentscheidungen konnte sich der Führende aus dem ersten Wahlgang auch im zweiten Wahlgang durchsetzen", weiß Gernot Filipp, Leiter der Landesstatistik.
Auinger in Pole-Position
Eigentlich gute Chancen für SPÖ-Größe Bernhard Auinger – aber eben nur eigentlich. Denn der Abstand zwischen den beiden Kandidaten ist heuer auch so gering, wie noch nie zuvor. 1999 und 2017 war der Abstand doppelt so hoch, bei den übrigen Stichwahlen stets zweistellig.
Spannung verspricht auch der Umstand, dass die KPÖ laut "wahlanalysen.com" ihre größten Zugewinne aus dem Lager der Nichtwähler, die zweitgrößten durch vormalige SPÖ-Wähler verbuchen konnte. Die Wahlbeteiligung geht übrigens in der Regel deutlich zurück, im Schnitt um 4,7 Prozentpunkte. Allerdings werden diesmal deutlich mehr Wahlkarten beantragt. Laut Magistrat wird vermutlich sogar der Wert der Gemeinderatswahl erreicht, was einen neuen Rekord darstellen würde.
Harmonie
Auf persönlicher Ebene herrscht zwischen den Kandidaten jedenfalls größtmögliche Harmonie, die "Streitgespräche" und "Duelle" im Vorfeld der Stichwahl ähnelten mehr einem Doppelinterview zweier Koalitionspartner. Verständlich, wo die beiden Links-Parteien im Gemeinderat 21 der 40 Mandate stellen und so einiges gemeinsam beschließen werden (obwohl grundsätzlich ein freies Spiel der Kräfte herrscht). Generell erntete der Gemeinderatswahlkampf österreichweit Lob. "Das war der sachlichste Wahlkampf, den ich je erlebt habe", erklärte Auinger in der "Kronen Zeitung".
Wahlzeit ist Sonntag, 24. März, von 7 bis 16 Uhr.
Wahlberechtigt sind alle, die die österreichische Staatsangehörigkeit besitzen oder Staatsbürger anderer Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind, vom Wahlrecht nicht ausgeschlossen sind, ihren Hauptwohnsitz in der Stadt Salzburg haben und am 10.3.2024 das 16. Lebensjahr vollendet haben.
Selbst jetzt halten sich die Kampfansagen in Grenzen. "Kay ist noch jung, der kann in der Stadtregierung noch viel lernen, und wenn er so weiterarbeitet wie bisher, wird die Zukunft der Stadt irgendwann ihm gehören", ist sich Auinger sicher. "Man geht ja nicht zur KPÖ, um groß Karriere zu machen. Für mich ist es immer um die Sache gegangen. Soziales und leistbares Wohnen", so Dankl über den Fall, dass er das Rennen nicht macht.