Brisanter Bericht

RWR-Karten-Inhaber qualifizierter als Österreicher

Die Verfahren zur Rot-Weiß-Rot-Karte verstoßen laut Rechnungshof oft gegen die gesetzliche Frist. Die Prüfer sehen ingesamt "Vereinfachungspotenzial".

David Winter
RWR-Karten-Inhaber qualifizierter als Österreicher
In seinem Bericht kritisiert der Rechnungshof die Rot-Weiß-Rot-Karte in ihrer aktuellen Form.
Bild: bmaw.gv.at

Wie gut funktioniert die Rot-Weiß-Rot-Karte? Dreizehn Jahre nach der Einführung hat der Rechnungshof diese unter die Lupe genommen. Sie sollte die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften leichter und attraktiver werden. Doch dies funktioniert derzeit nur schlecht.

Die Prüfer kritisieren das derzeitige System in ihrer Analyse. Dieses sei "komplex und schwer verständlich", bemängelt der Rechnungshof. Fünf verschiedene Rot-Weiß-Rot-Karte gibt es mittlerweile, außerdem die Blaue Karte. Das Problem: Die Zielgruppen und Anforderungen überschneiden sich zu oft. Hier sieht der Rechnungshof "Potenzial zur Vereinfachung".

Verfahren verstoßen gegen gesetzliche Frist

Positiv sieht der Rechnungshof die Entwicklung in Zahlen. "Der deutliche Anstieg bei den Kartenerteilungen entsprach der gestiegenen Anzahl offener Stellen, das heißt dem Bedarf auf dem Arbeitsmarkt und der konjunkturellen Entwicklung." 2022 wurden 5157 RWR-Karten und Blaue Karten neu ausgestellt. Insgesamt lebten zuletzt rund 8.000 Menschen in Österreich mit einer aktiven Karte. Das sind fast 3,5-mal so viele wie noch im Jahr 2017. In den Jahren will Wirtschaftsminister Kocher diese Zahl auf 16.000 Rot-Weiß-Rot-Karten hochschrauben.

Die 16.000 RWR-Karten will der ÖVP-Minister vor allem durch die Beschleunigung der Verfahren erreichen. Doch schon jetzt dauern die Verfahren oftmals zu lange. Laut Rechnungshof bekommen die Antragsteller in 40 Prozent der Fälle keine Arbeitsbewilligung innerhalb von acht Wochen. Und das, obwohl das Gesetz diese Frist eigentlich vorschreibt. Daten zur Gesamtdauer der Kartenverfahren soll es laut dem Bericht nicht geben.

RWR-Inhaber haben höreres Bildungsniveau als Österreicher

Am meisten nachgefragt ist derzeit die RWR-Karte für Fachkräfte in Mangelberufen und die RWR-Karte für sonstige (unselbstständige) Schlüsselkräfte. 40 Prozent der genehmigten Anträge wurden 2022 in Wien gestellt. Zwei Drittel der Karten wurden an Männer ausgestellt.

Die drei häufigsten Staatsangehörigkeiten waren Bosnien und Herzegowina, Indien und die Russische Föderation. Inhaber von Rot-Weiß-Rot-Karten sind laut Rechungshof besonders qualifiziert. Ihr Bildungsniveau lag im Durchschnitt über jenem dem von Angestellten in Österreich: 84 Prozent hatten einen zumindest mit der Matura vergleichbaren Bildungsabschluss, berichtet der Rechnungshof.

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    Denise Auer, IStock (Symbolbild, Fotomontage)

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Rechnungshof kritisiert, dass die Verfahren zur Rot-Weiß-Rot-Karte oft die gesetzlichen Fristen überschreiten und das aktuelle System als "komplex und schwer verständlich" bezeichnet
    • Trotz des positiven Anstiegs bei den Kartenerteilungen entspricht die Entwicklung nicht dem Bedarf auf dem Arbeitsmarkt
    • Der Bericht zeigt auch, dass die RWR-Inhaber im Durchschnitt ein höheres Bildungsniveau als österreichische Angestellte haben
    dkw
    Akt.