Finnland schließt Übergänge

Russland schickt jetzt Migranten nach Europa

An der Grenze zu Finnland tauchen immer mehr Flüchtlinge auf. Diese werden offenbar von Russland systematisch herangekarrt.

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Russland schickt jetzt Migranten nach Europa
Das finnische Militär sichert die Grenzübergänge.
MISKA PUUMALA / AFP / picturedesk.com

Nach einer Zunahme der Zahl von Migranten hat Finnland in der Nacht zum Samstag vier seiner insgesamt neun Grenzübergänge zu Russland geschlossen. Betroffen seien die Stationen Vaalimaa, Nuijamaa, Imatra und Niirala im Südosten des Landes, teilte der Grenzschutz mit. Geöffnet bleiben sollte in der Gegend nur der für Züge vorgesehene Übergang Vainikkala. Nun hat das Militär am Sonntag Stacheldrahtbarrieren aufgestellt.

Die Schließung soll drei Monate dauern und ist nach Angaben der Regierung eine Reaktion auf die steigende Zahl von Migranten. Helsinki wirft Russland vor, Menschen ohne die erforderlichen Papiere über die Grenze zu lassen, wo sie Asyl beantragen. Asylanträge werden jetzt nur noch an den Hunderte Kilometer weiter nördlich gelegenen Grenzstationen Salla und Vartius angenommen. Den Schritt hatte Finnland am Donnerstag angekündigt. Die Grenze zwischen Finnland und Russland ist 1340 Kilometer lang und eine Außengrenze des Schengen-Raumes.

Steigende Zahlen von Migranten

Am Freitag hatte die Zahl der Asylbewerber ohne ausreichende Reisedokumente – diese kommen etwa aus dem Irak, Somalia oder der Türkei – noch einmal deutlich zugenommen. Nach Angaben des finnischen Grenzschutzes im Südosten des Landes wurden 163 Asylsuchende registriert. Das waren mehr als doppelt so viele wie in der gesamten Vorwoche. Laut Aussagen eines Grenzbeamten hat Russland die Menschen in die Grenzzone zwischen Finnland und Russland gedrängt und danach die Grenze auf der russischen Seite geschlossen.

Die finnische Regierung wirft Russland vor, anders als früher üblich Menschen trotz fehlender Dokumente nach Finnland reisen zu lassen. Ministerpräsident Petteri Orpo kritisierte am Dienstag, russische Grenzschützer hätten die Leute sogar bis an die Grenze gebracht. Präsident Sauli Niinistö sagte, er habe schon früher darauf hingewiesen, dass Finnland wegen seines Nato-Beitritts mit sogenannten Bosheiten Russlands rechnen müsse.

Asylbewerber mussten Fahrräder kaufen

Asylbewerber bestätigten Orpos Vorwürfe. Die russische Polizei habe ihn gefragt, ob er nach Finnland wolle, und angeboten, ihm zu helfen, sagte ein Asylbewerber der finnischen Nachrichtenagentur STT. Er habe sich erst nicht getraut, die Wahrheit zu sagen. "Wir hatten Angst", berichtete der Mann, der nur seinen Vornamen Can nannte. Er sei aus der Türkei mit einem Freund nach St. Petersburg geflogen, weil ein Visum dafür schnell zu bekommen sei. Ein russisches Armeefahrzeug habe ihn zu einer Art Polizeistation zwischen Wyborg und der finnischen Grenze gebracht. Dort habe man ihn angewiesen, ein Taxi zu nehmen.

Das sei aber kein gewöhnliches Taxi gewesen, sondern eines, das auch Fahrräder transportiert habe. Die hätten sie dann kaufen müssen. Der Chauffeur habe sie bis kurz vor die Grenze gebracht und ihm hinterhergebrüllt: "Ihr werdet erwartet." Offenbar habe der Fahrer eine Absprache mit den Behörden gehabt. Gegenüber der Zeitung "Helsingin Sanomat" gab ein Migrant an, sie hätten 100 bis 400 Dollar für ein Fahrrad bezahlen müssen, je nachdem, wie viel Geld sie dabei hatten. Die Räder seien am Straßenrand von einem Anhänger verkauft worden. Fünf Menschen aus Somalia sagten der Zeitung am Grenzübergang Nuijamaa: "Die russischen Grenzbehörden erlauben es nicht, zu Fuß zu gehen, man muss ein Fahrrad haben."

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