Moskaus Propaganda
Russischer Geheimdienst bei Wiener Diplomatenschule?
Moskau schlägt wieder in Österreich zu: Einem Bericht zufolge versuchte der Kreml, die Diplomatenakademie in Wien zu beeinflussen.
Egisto Ott, Jan Marsalek oder AfD-Politiker Maximillian Krah – Die Serie an mutmaßlichen Spionage- und Unterwanderungsaktionen Russlands in Europa geht immer weiter. Eine Recherche der "Zeit" deutet nun auf einen weiteren Fall hin – mitten in der Bundeshauptstadt Österreichs.
Es handelt sich auch nicht um einen gewöhnlichen Ort: die Diplomatenakademie im 4. Wiener Gemeindebezirk. Hier werden große Fragen der Weltpolitik diskutiert und prominente Politikerinnen und Politiker aus aller Welt eingeladen. Die Absolventen arbeiten in Botschaften, in internationalen Institutionen oder bei Weltkonzernen.
"Clever" manipuliert
Demnach ist es dem russischen Militärgeheimdienst offenbar gelungen, die Seminare nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Ein Zuarbeiter soll aus Moskau aus das Programm beeinflusst und spezielle Wünsche für die Rednerliste geäußert haben.
Dies gehe aus Unterlagen der Seminarplaner und Gesprächen mit Insidern hervor. Als Ziel wurde definiert, die Teilnehmer "clever dazu zu bringen, die Schlussfolgerungen zu ziehen, von denen wir wollen, dass sie sie ziehen", wie es in den Dokumenten heißt, die der "Zeit" vorliegen.
Hinter der Organisation soll ein Professor stecken. Sein Kontaktmann in der russischen Hauptstadt ist Artem Kurejew, der bei westlichen Sicherheitsbehörden zu den Nachrichtendiensten des Kreml gezählt wird. Er leite zudem ein Propaganda-Netzwerk in Afrika, das auch Streitkräfte der berüchtigten Söldner-Gruppe Wagner rekrutiert haben soll.
Auf den Punkt gebracht
- Der russische Geheimdienst hat offenbar versucht, die Diplomatenakademie in Wien zu beeinflussen, indem er das Seminarprogramm nach eigenen Vorstellungen gestaltete und spezielle Rednerwünsche äußerte