Brisante Enthüllung
Russische Spionageschiffe als Forschungsboote getarnt
Ein internationales Rechercheteam hat aufgedeckt, dass Russland in der Nord- und Ostsee systematisch Infrastruktur ausspioniert hat.
"Gorigledzhan" – auf den ersten Blick ein russisches Forschungsschiff. Auf den zweiten Blick befinden sich an Bord jedoch auch bewaffnete Soldaten mit der Aufgabe, in fremden Gewässern herumzuspionieren. Dies haben Investigativ-Journalisten des internationalen Rechercheprojekts "Russian Spy Ships" ("Russische Spionageschiffe") herausgefunden – unter anderem war daran der NDR beteiligt.
Im Rahmen dieses Projekts wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine insgesamt 400 Fahrten von 72 russischen vermeintlichen Forschungsschiffen ausgewertet.
Die "Gorigledzhan" sei letztes Jahr zufällig von der deutschen Bundespolizei entdeckt worden, als sie mitten durch den Windpark Arcadis Ost 1 kurz vor der Küste der Halbinsel Rügen unterwegs war. Der Transponder, der dazu dient, die genaue Position des Schiffes anzugeben, sei ausgeschaltet gewesen, lauten die Vorwürfe.
"Sensible technische Geräte"
Neben den bewaffneten russischen Soldaten seien auch "sensible technische Geräte" zur Auskundschaftung des Meeresbodens an Bord gewesen, schreibt die "Tagesschau". Von russischer Seite heißt es, dass die Schiffe "hydrografische Forschung" betrieben, doch mit den Geräten könne man Daten- und Energiekabel, militärische Infrastruktur oder Windparks ausspionieren, so der Bericht.
Die Journalisten konnten mit einem ehemaligen Matrosen eines ähnlichen Forschungsschiffs wie der "Gorigledzhan" sprechen. Dieser bestätigt, dass Schiffe kritische Infrastruktur genau vermessen haben. "Alles, was auf dem Meeresgrund auftaucht, egal ob Internetkabel oder Stromleitung, ist ein strategisches, feindliches Objekt." Würde man solche Dinge "im Falle eines Krieges" zerstören, "ist man im Vorteil". "Die direkte Funktion der Forschungsschiffe ist es deshalb, den Meeresboden zu scannen und diese Informationen dem Militär bereitzustellen."
Länder besorgt
In Deutschland sei man deshalb besorgt. "Wir halten die Gefahr für sehr konkret. Das ist nichts, was uns in zehn oder zwanzig Jahren blüht, sondern, das Tempo, mit dem Russland die Spannungen verschärft und auch seine eigenen Vorkehrungen beschleunigt, gegenüber dem Westen auch militärisch handlungsfähig zu sein, dieses Tempo gibt uns Anlass, diese Gefährdungen, Spionage und Sabotage sehr konkret zu betrachten", wird der Präsident des deutschen Nachrichtendienstes, Bruno Kahl, aus einem Interview mit NDR, WDR und der "Süddeutschen Zeitung" zitiert.
Auch die Länder um Nord- und Ostsee würden die Bedrohung als groß einschätzen.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- "Russian Spy Ships" heißt ein Rechercheprojekt, das angebliche russische Forschungsschiffe in der Nord- und Ostsee genauer unter die Lupe genommen hat
- Das Ergebnis: Es wurden Daten von kritischer Infrastruktur gesammelt und an das russische Militär weitergegeben
- Der deutsche Nachrichtendienst ist besorgt