Ukraine

Putin lässt Ort seiner Schande hinter Mauer verschwinden

Im Theater von Mariupol töteten russische Bomben hunderte Zivilisten. Acht Monate später verstecken Putins Besatzer den Ort hinter hohen Gerüsten.

Das zerstörte Theater von Mariupol wurde von den Russen mit einem Sichtschutz eingehüllt. Am 8. September waren die Arbeiten noch im Gange, jetzt sind sie abgeschlossen.
Das zerstörte Theater von Mariupol wurde von den Russen mit einem Sichtschutz eingehüllt. Am 8. September waren die Arbeiten noch im Gange, jetzt sind sie abgeschlossen.
STRINGER / AFP / picturedesk.com

Sollen die Wunden der Menschen von Mariupol nicht jeden Tag aufgerissen werden? Wollen die russischen Besatzer nicht an den tödlichen 16. März erinnern? Jedenfalls ist das Theater in der von Russland besetzten Hafenstadt von einem hohen Gerüst umgeben, das wie ein Sichtschutz wirkt. Die Aufräumarbeiten in dem weitgehend zerstörten Gebäude scheinen jedenfalls vorangeschritten, obgleich abgeschirmt.

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"Es ist in Osteuropa nicht ungewöhnlich, dass man Schandflecke hinter einem Sichtschutz verschwinden lässt", schreibt der deutsche "Spiegel". Das mag vom Boden aus funktionieren, nicht aber von oben, wo aktuelle Bilder, aufgenommen von einem Satelliten, die Ummantelung dokumentieren:

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    Am 16. März wurde das Theater von Mariupol von russischen Bomben zerstört. Zwei Wochen später machte ein Maxar-Satellit dieses Foto.
    Am 16. März wurde das Theater von Mariupol von russischen Bomben zerstört. Zwei Wochen später machte ein Maxar-Satellit dieses Foto.
    Maxar Technologies via Reuters

    Zwischen 300 und 600 Tote

    Mitte März hatte ein russischer Angriff das Theater der Hafenstadt Mariupol in Schutt und Asche gelegt. Die riesigen Lettern vor dem Gebäude, die darauf hinwiesen, dass hier viele Kinder Schutz suchten, hatten den Angriff nicht abwenden können.

    Bis heute ist unklar, wie viele Menschen damals starben. Doch es waren viele: Zwischen mindestens 300 und 600 Zivilisten sollen in den Kellerräumen des Theaters ums Leben gekommen sein. Wochenlang suchten Überlebende und ukrainische Rettungstrupps nach Verschütteten.

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      Das Theater von Mariupol, in dem bis zu 1.300 Zivilisten Schutz vor russischen Angriffen gesucht hatten, wurde ...
      Das Theater von Mariupol, in dem bis zu 1.300 Zivilisten Schutz vor russischen Angriffen gesucht hatten, wurde ...
      AP / picturedesk.com

      Bis zu 1.300 Personen hätten in dem Theater zwischenzeitlich Schutz gesucht, hieß es später in einem Bericht der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Amnesty International sammelte drei Monate lang Beweise und sprach mit Überlebenden. Die NGO kam zum Schluss, dass das russische Militär "vorsätzlich ukrainische Zivilpersonen ins Visier»" genommen und somit ein Kriegsverbrechen begangen habe.

      Zwei 500-Kilo-Bomben abgeworfen

      Denn das als Zufluchtsort und zur Verteilung von Essen, Trinkwasser und Medikamenten genutzte Theater sei "eindeutig als ziviles Objekt erkennbar" gewesen. Zudem hätten Bewohnende zu beiden Seiten des Gebäudes in riesigen Buchstaben das russische Wort für "Kinder" auf den Boden geschrieben.

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        Blick in das zerstörte Mariupol. Auch Monate nach der Besetzung durch die Russen liegen Ende November zahlreiche Gebäude in Trümmern.
        Blick in das zerstörte Mariupol. Auch Monate nach der Besetzung durch die Russen liegen Ende November zahlreiche Gebäude in Trümmern.
        STRINGER / AFP / picturedesk.com

        Dies sollte für russische Piloten und auf Satellitenaufnahmen "deutlich zu sehen gewesen sein". Dennoch sei das Theater von einem russischen Kampfflugzeug ins Visier genommen und zwei 500-Kilo-Bomben auf das Theater abgeworfen worden.

        Russland dementiert

        Russland widersprach dem. Vielmehr hätten sich ukrainische Soldaten in dem Gebäude versteckt und es schließlich mitsamt den Zivilisten selbst in die Luft gejagt, um Russland schlecht dastehen zu lassen. Eine "Spiegel"-Recherche fand für diese Behauptung keine Belege.

        Der Angriff auf das Theater im März hatte international für Erschütterung gesorgt. UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hatte ihn als "eines der tödlichsten und symbolhaftesten Beispiele für das Leid von Zivilisten" in der südukrainischen Hafenstadt bezeichnet.

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