Ukraine

Russen flüchten aus Cherson – Evakuierung läuft

Am Dnipro sieht es schlecht für die russische Armee aus. Jetzt überschlagen sich die Ereignisse, die prorussische Verwaltung flieht aus Cherson.

Roman Palman
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    Am 18. Oktober hat die russische Verwaltung der besetzten Stadt Cherson die Evakuierung eingeleitet.
    Am 18. Oktober hat die russische Verwaltung der besetzten Stadt Cherson die Evakuierung eingeleitet.
    IMAGO/ITAR-TASS

    Es war ein ungewöhnlicher Auftritt, den der neue Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte in der Ukraine, Sergej "General Armageddon" Surowikin, am Dienstagabend im Kreml-kontrollierten TV hingelegt hat. Er gestand dabei ein, dass die Lage an der südlichen Front bei Cherson "schwierig" sei.

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    Seine Armee rechnet offenbar mit einem massiven ukrainischen Angriff zur Befreiung der besetzten Stadt an der Dnipro-Mündung. Surowikin sagte auch, dass "schwierige Entscheidungen" notwendig sein könnten, womit Surowikin auch anzudeuten schien, dass er einen Rückzug aus der Stadt erwägen könnte.

    Russen-Kollaborateure flüchten über den Dnipro

    Nun überschlagen sich dort offenbar die Ereignisse. Nicht nur hat Präsident Wladimir Putin in den besetzten Regionen das Kriegsrecht ausgerufen, russischen Angaben zufolge wird Zivilpersonen ab sofort der Zutritt zu den westlichen Teilen der Region Cherson verwehrt – das gilt vorerst einmal für sieben Tage.

    Zusätzlich ist offenbar eine großangelegte Evakuierungsaktion gestartet worden. Wie der ORF am Mittwoch berichtet, soll auch die prorussische Verwaltung über den Dnipro fliehen.

    "Ab heute werden alle Regierungsstrukturen der Stadt, die zivile und militärische Verwaltung, alle Ministerien, an das linke [östliche, Anm.] Flussufer verlegt", schilderte der prorussische Verwaltungschef der Region, Wladimir Saldo, am Mittwoch dem Propaganda-Sender "Rossija 24". Durch das Kriegsrecht wurde auch die zivile Macht in die Hände des Militärs übertragen.

    Putin-Truppen wollen Cherson "bis zum Tod" verteidigen

    Während die russische Armee in der Stadt bleibe und diese "bis zum Tod" verteidigen wolle, sollen demnach auch bis zu 60.000 Bewohner aus der Stadt nach Osten gebracht werden. "Dort warten Busse auf Menschen", berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti. Flüchtlinge würden auf die Krim, Rostow am Don, das Krasnodar-Territorium und das Stawropol-Territorium aufgeteilt.

    Auch Saldos Stellvertreter Kirill Stremousow rechnet mit einer baldigen Großoffensive. Er forderte die Zivilbevölkerung über Telegram zum Verlassen der Regionshauptstadt auf. "Ich fordere Sie auf, meine Worte ernst zu nehmen und sie umzusetzen: die schnellstmögliche Evakuierung", schrieb er in der Nacht auf Mittwoch. Das ukrainische Militär werde in Kürze eine Offensive auf die Stadt beginnen.

    Blick den Dnipro hinab auf Cherson und die wichtige Antoniwkabrücke. (Archivbild 2006)
    Blick den Dnipro hinab auf Cherson und die wichtige Antoniwkabrücke. (Archivbild 2006)
    Wikimedia Uaquantum, gemeinfrei

    Ukraine muss Cherson unbedingt einnehmen

    Die Stadt Cherson ist aufgrund ihrer geografischen Lage von höchster militärischer und wirtschaftlicher Bedeutung für die Ukraine. Sie liegt am rechten Dnipro-Ufer unweit dessen Mündung in das Schwarze Meer. Den Russen war es in den ersten Wochen der Invasion gelungen, die Stadt einzunehmen.

    Russisch-besetzte Gebiete der Südukraine mit Stand 18. Oktober 2022. Die Stadt Cherson liegt westlich, der Großteil der gleichnamigen Oblast östlich des Flusses Dnipro nahe der Krim.
    Russisch-besetzte Gebiete der Südukraine mit Stand 18. Oktober 2022. Die Stadt Cherson liegt westlich, der Großteil der gleichnamigen Oblast östlich des Flusses Dnipro nahe der Krim.
    liveuamap.com

    Cherson könnte jetzt oder auch in Zukunft als Brückenkopf für eine neue russische Offensive gegen den Süden der Ukraine dienen, weshalb die Führung in Kiew alles daran setzten muss, Putins Truppen mindestens wieder über den Fluss, aber besser noch weiter darüber hinaus, zurückzudrängen. "Der Dnipro sollte nicht die erste Verteidigungslinie der Ukraine sein, sondern die letzte", hieß es zuletzt in einer Analyse über die wichtigsten Kriegsziele Putins und Wolodimir Selenskis durch das Institute for the Study of War (ISW).

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