"Rocker waren wir nie" – so ticken Kastelruther Spatzen

Sie sind die erfolgreichste Gruppe der Volksmusikszene aller Zeiten. Zu den Superlativen der Band aus Südtirol zählen mehr als 30.000 Live-Auftritte und Millionen verkaufter Tonträger. Nun dürften noch ein paar mehr hinzukommen, denn mit "Friedensadler" das neueste Album der Kastelruther Spatzen soeben gelandet.

"Es ist ein aktuelles Thema. Alle wollen Frieden, deshalb passt der Titel 'Friedensadler' sehr gut. Es geht um eine kleine Taube, die die Friedensbotschaft einem Adler übergibt, weil es für sie zu schwierig ist. Der größere Adler hat dann den Auftrag, sich um den Frieden zu kümmern. Es ist ein schönes Lied mit einer starken Botschaft", erklärt Frontmann und Sänger Norbert Rier. Und fügt hinzu: "Wir wollen keine Weltveränderer sein, sondern nur einen Anstoß geben".

Die "Spatzen" haben sich seit ihrer Gründung nie verbiegen lassen und sind bis heute konsequent ihren Weg gegangen. "Rocker waren wir nie", schmunzelt der 64-Jährige im "Heute"-Interview. "Wir haben auch nie auf Englisch gesungen ... oder Italienisch, was sich bei uns ja anbieten würde. Wir wollten nie etwas machen, wo wir nicht voll dahinter stehen. Es gab auch nie eine Diskussion, nicht in Tracht aufzutreten." Der Erfolg gibt ihnen zu 100 Prozent recht.

Auch nach Jahrzehnten sind sie mit ihrer Musik sind sie einzigartig und in der Volksmusik bis heute stilprägend. "Wir hatten das Glück, zur richtigen Zeit das Richtige zu machen", erzählt Rier. Damit meint er, Ende der 1980er-Jahre den Stil gänzlich zu ändern – von Oberkrainer Musik zu volkstümlichem Schlager. "Wir haben gemeinsam mit den 'Mölltalern' den Grundstein gelegt. Mit dem Lied 'Das Mädchen mit den erloschenen Augen' hat alles angefangen."

Natur-Bilder, tiefe Gefühle, und religiöse Werte waren bei den Spatzen immer schon tief verwurzelt. Die Liebe zur Heimat und der Natur machen die Spatzen aus und bestimmen ihre Lieder. So dürfen Titel über die Schönheit der Natur in und um Kastelruth auf keinem Spatzen-Album fehlen.

Herausragend für so ein gefühlvolles Heimatlied ist "Mein Südtirol". Das Lied besingt mit schönen Naturmetaphern aufrichtige Heimatgefühle.

Es ist ein vertraut klingender, traditioneller Spatzentitel, der mit seinen ausgefeilten Bläserarrangements und der emotionalen Singweise von Norbert Rier wie kein zweiter für die Musik der Spatzen steht. Eine Hymne, die in die gleiche Kerbe schlägt, ist die wunderschöne Ballade "Terra Montagna". Heimweh, Sehnsucht und die Kraft der Berge machen diesen Titel zu einem getragenen Höhepunkt des Albums.

"Typisch Melissa"

Die neuen Lieder werden auch live beim diesjährigen "Spatzenfest", das vom 11. bis 13. Oktober in der Nähe von Kastelruth stattfindet, die Menschen zum gemeinsamen Singen und Schunkeln animieren.

Besonders gespannt ist Rier, wie der neue Song "Bussi Bussi" bei den Fans ankommt. "Es ist ein lustiges Lied, aber tatsächlich etwas untypisch für uns. Wir haben lange darüber diskutiert, ob wir es auf das Album nehmen sollen, denn eigentlich ist das ein typisches Lied von der Melissa Naschenweng", so der Sänger. Doch dann haben sie es sich doch anders überlegt: "Ab und zu versuchen wir auch mal etwas anderes zu machen. Außerdem ist es doch immer wieder schön, wenn geschmunzelt werden kann".